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Donnerstag, 28. März 2024
   
 

DWS Chart der Woche: Hoffnungszeichen Inflationserwartungen?

Die Inflationserwartungen bleiben erstaunlich stabil



„An Inflation hängt, nach Inflation drängt doch alles. Ach wir Armen.“ Während Goethe sich am – durch den Wörtertausch - zerstörten Rhythmus dieses Faust-Fragments stören dürfte, würde Ökonomen wohl eher die unterstellte Gleichzeitigkeit des Hängens und Drängens stören. Denn die Tage, an denen die EZB aus Furcht vor Deflation noch zu höherer Inflation drängte, wirken heute wie eine andere Epoche, obwohl sie sich bis zum globalen Ausbruch von Covid-19 zogen.


Keinen Zweifel dürfte es aber darüber geben, dass derzeit alles an der Inflation hängt, und dies nicht zum Wohlgefallen der Allermeisten – ach wir Armen. Dennoch liefert Inflation auch Stoff zum Thema Gleichzeitigkeit – oder eben fehlende Gleichzeitigkeit. Wie unser „Chart of the Week“ (für Deutschland, dies gilt aber auch für andere Märkte) zeigt, handeln die Inflationserwartungen der Finanzmärkte1 für die kommenden zehn Jahre recht eng an der gemessenen Inflation. Zumindest an der Kernrate der Inflation. Das verwundert auch nicht weiter, schließlich ist die Gegenwart ein gern genutzter Referenzpunkt für die Erwartungsbildung. Zumal für die Berechnung der implizierten Inflationserwartungen für die kommenden zehn Jahre die näher liegenden Jahre deutlich stärker ins Gewicht fallen als die später liegenden jährlichen Inflationsraten.

Deutschland: Inflationserwartungen 10 Jahre versus Inflations- und Kerninflationsraten

Aktuell liegt der Fokus aber nicht auf der Kernrate, sondern auf der Gesamtinflationsrate, neudeutsch „Headline“ Inflation. Ihre Höhe – getrieben durch die bekannten Faktoren Ukrainekrieg, Lieferengpässe, Angebots-Nachfrage-Ungleichgewichte – treibt derzeit Konsumenten, Politiker, Vermögensverwalter und Notenbanker gleichermaßen um. Und sie trieb auch die implizierten 10-Jahres-Inflationserwartungen (Break-Even Inflation) in die Höhe. Von deutlich unter zwei Prozent vor der russischen Invasion auf drei Prozent Ende April. Ein enormer Sprung in relativ kurzer Zeit, der gerade auch die Notenbanker alarmierte, da sie traditionell stark auf die Inflationserwartungen achten.

Doch während die realen Inflationsraten im Mai neue Rekordstände erreichten – in Deutschland betrug sie 7,9 Prozent –, gingen die Inflationserwartungen wieder zurück, für Deutschland von drei Prozent auf zuletzt 2,3 Prozent. Rechnet man von dieser (10-Jahres-) Rate die höheren Inflationserwartungen für 2022 und 2023 heraus, ergeben sich für die Jahre ab 2024 erwartete Inflationsraten von rund zwei Prozent – die von der EZB postulierte Komfortzone. Träfen diese Erwartungen ein, würde das wohl auch viele Anleihe- und Aktienanleger in die Komfortzone zurücktreiben. Doch bis diese Gewissheit sich verbreitet, dürften Anlegern noch einige volatile Monate blühen, so überraschend hoch die Inflationszahlen sich jeden Monat wieder präsentieren.

Auch die EZB ist noch weit von ihrer Komfortzone entfernt, wie ihre überraschend anberaumte Sondersitzung am Mittwoch zeigte. Nicht nur bereitet ihr die Zinsentwicklung in Europas Peripherie Sorgen (die Rendite 10-jähriger italienischer Staatsanleihen sprang dieses Jahr von 1,2 auf über 4 Prozent), sondern leiden die Bürger heute und hier unter den Ist-Inflationsraten, während sie sich weniger um die Inflationserwartungen der Kapitalmärkte kümmern dürften. Für Anleger könnten Letztere aber ein gewisser Grund zur Hoffnung in diesen turbulenten Zeiten darstellen.

1.Inflationserwartungen abgeleitet aus den inflationsindexierten (hier: 10-jähriger) Staatsanleihen. Diese Erwartungen werden Breakevens im Englischen genannt.

 

Veröffentlicht am: 18.06.2022

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