Die geldpolitische Ankündigung und Pressekonferenz der EZB war die erste in der „neuen“ Welt nach der Strategieüberprüfung. Die Wortwahl des Statements war anders und das Format wurde angepasst.
Die großen Ankündigungen waren bereits Anfang des Monats bekannt gegeben worden, aber die Marktteilnehmer hofften auf weitere Klarheit darüber, wie die EZB auf ihr revidiertes Inflationsziel reagieren würde (symmetrische 2 % von zuvor nahe bei, aber unter 2 %). Letztendlich war die wichtigste Ankündigung bei dieser Sitzung die Änderung der Forward Guidance, die besagt, dass die Zinsen erst dann erhöht werden, wenn sich die Inflation innerhalb des Prognosehorizonts auf 2 % eingependelt hat und erwartet wird, dass sie auf diesem Niveau verharrt. Dies ist eine klarere Bekundung ihrer gemäßigten Haltung, aber auch nicht gerade eine aktive Maßnahme zur Erzielung eines Inflationsergebnisses, das seit fast einem Jahrzehnt nicht zu erreichen ist. Es war nicht hilfreich, dass bei der Frage nach der einstimmigen Unterstützung für die Forward Guidance deutlich wurde, dass einige Mitglieder diese Änderung nicht unterstützten, obwohl Präsidentin Lagarde die einstimmige Unterstützung für die Überprüfung und ihre Schlussfolgerungen betonte. Alles in allem sehr EZB-typisch und kein „Game Changer“.
Die Erwartungen an die Vorgaben für die Anleihekäufe waren bereits vor dieser Sitzung gedämpft worden, da offenbar keine Diskussionen darüber stattgefunden haben, was nach dem Ende des PEPP-Programms geschehen wird und wie die EZB ein „passives“ Tapering vermeiden will, falls keine Änderungen vorgenommen werden. Letztlich ist diese Entscheidung, über die wir im September mehr hören werden, die große Entscheidung bezüglich der Frage, wie die EZB ihre „günstigen Finanzierungsbedingungen“ erhalten will.
Was nun die Frage betrifft, ob die Anleger irgendwelche bedeutenden Schlüsse daraus ziehen können, so ist die Antwort klar. Die EZB wird die Zinsen für eine sehr, sehr lange Zeit nicht erhöhen – das ist einfach keine Neuigkeit.