Wer mit seinem Portmonee – vielleicht ein tolles Stück einer Nobelmarke – noch Geld verdienen will, sollte sich beeilen. Noch bekommt man vielleicht einige Euros, doch der Trend geht weg vom Portmonee. Das mutiert bereits zum Sammlerstück, denn über kurz oder lang werden wir es genauso wenig im Alltag benutzen, wie ein stationäres Telefon mit Wählscheibe und die achtzehnbändige Lexikonausgabe.
Wozu braucht man auch noch ein Portmonee, wenn der Trend eindeutig hin zur bargeldlosen Welt geht. Schon heute werden 80 Prozent aller Transaktionen in Schweden elektronisch oder per Bankkarte getätigt. In Dänemark liegt die Quote bei 75 Prozent. Kein Wunder, dass man in beiden Ländern sehr laut über die völlige Abschaffung des Bargeldes nachdenkt. Davon ist man in Deutschland noch weit entfernt. Hier ist das Bargeld mit 79 Prozent das meistgenutzte Zahlungsmittel. Allerdings zeigt der Trend auch hier, dass vor allem größere Beträge immer häufiger mit Karte bezahlt werden.
Weit hinterher hängt beim bargeldlosen Bezahlen die USA. Man rechnet hier mit sehr moderaten Steigerungsraten von unter 5 Prozent. Dagegen erwartet China eine konstante Zunahme von 36,5 Prozent in den nächsten 5 Jahren. Die indische Regierung unterstützt bargeldlose Transaktionen und prognostiziert ein Plus von 26,2 Prozent. Auch die asiatischen Schwellenänder setzen auf eine bargeldlose Welt. Hier rechnet man mit einem Anstieg der bargeldlosen Transaktionen von 30,9 Prozent bis 2020.
Die Deutschen machen bei der Einführung der bargeldlosen Welt ihrem Ruf als Bedenkenträger wieder mal alle Ehre. Man fürchtet um seine Daten und sorgt sich darum, nicht ein „Gläsener Mensch“ zu werden. Die Diskussion dreht sich auch immer wieder darum, so noch eher Opfer von digitaler Kriminalität zu werden. Befürchtet wird auch der Kontrollverlust der Ausgaben. Es herrscht auch noch weitgehend die Angst, bei dem Verlust des Smartphones keinen Zugang mehr auf das eigene Geld zu haben.
Doch genau diese Sorgen will man den Menschen auf verschiedenen Wegen nehmen. Am spektakulärsten ist sicherlich die Bezahlung per RFID-Chip. Die werden unter der Haut implantiert und ersetzen sicherlich nicht nur das Portmonee, sondern auch den Pass, die Krankenkassenkarte oder den Haustürschlüssel.
Doch egal, wie in Zukunft bezahlt wird, eines wird sich nicht ändern: Das Konto muss mindestens einen Cent mehr an Guthaben ausweisen, als man gerade ausgeben will. Das wird auch in einer bargeldlosen Welt nicht anderes sein. Eines wird also garantiert nicht aussterben – der Ratenkredit. Den gab es übrigens schon immer bargeldlos. Hatte man die Kreditzusage, wurde der auch schon vor Jahrzehnten nicht etwa bar ausgezahlt, sondern dem eigenen Konto gutgeschrieben. Bargeldlose Transaktionen sind also keine Erfindung des 21. Jahrhunderts, auch kein Teufelszeug und kein übler Trick der Banken.