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Freitag, 29. März 2024
   
 

Rationaler Überschwang

Von Olivier de Berranger, Chief Investment Officer, La Financière de l‘Échiquier

Der Ausdruck „irrationaler Überschwang“ wird in der Wirtschaftsgeschichte gerne verwendet, um die Bildung einer Blase zu veranschaulichen. Alan Greenspan, ehemaliger Präsident der US-Notenbank Fed, verwendete ihn im Dezember 1996 und damit rund drei Jahre vor dem Platzen der Dotcom-Blase zu Beginn des Jahres 2000.

Auch wenn der Ausdruck blieb, sind die Worte, die ihn begleiteten, mittlerweile vergessen: „Eine dauerhaft niedrige Inflation bedeutet ganz klar weniger Unsicherheit in der Zukunft, und niedrigere Risikoprämien bedeuten höhere Preise für Aktien und andere Vermögenswerte (...). Aber wie weiß man, wann ein irrationaler Überschwang die Bewertungen der Anlagen, die einer unerwarteten und langen Korrektur wie im vergangenen Jahrzehnt in Japan unterliegen könnten, ungebührlich steigen lässt?“

Ähnlichkeiten mit dem aktuellen Umfeld sind nicht von der Hand zu weisen. Die Inflation ist seitdem auf jeden Fall zurückgegangen, und die Bewertungen der meisten Anlageklassen erscheinen aus historischer Sicht relativ teuer.

Dagegen sind die Risikoprämien als Ausgleich für zusätzliches Risiko nicht verschwunden, wie dies Ende der 1990er-Jahre der Fall war. Die von Aktien damals gebotene Vergütung, die sich aus den auf den Börsenkurs übertragenen Gewinnen ergab, lag unter der Vergütung einer Staatsanleihe, die grundsätzlich viel weniger riskant ist. In dieser Hinsicht scheint daher derzeit keine Irrationalität zu herrschen.

Wenngleich es durchaus verlockend erscheint, Parallelen zwischen den beiden Phasen zu ziehen, so gibt es doch große Unterschiede. Die Akteure des Technologiesektors haben nun ein anderes Profil. Während die heutigen Unternehmen deutliche Gewinne einfahren und stark wachsen, waren die meisten Ende der 1990er-Jahre deutlich defizitär, und ihre Bewertungen beruhten auf erhofften, noch unwirklichen Gewinnen. Auch in dieser Hinsicht lassen sich die aktuellen Bewertungen also nicht als irrational bezeichnen.
 
Zu den Themen in den täglichen Nachrichten der letzten Monate zählten die Anfälligkeit einiger Technologieriesen – WeWork, Uber, Slack – und auch die Irrationalität des volatilen Börsenkurses von Tesla, der Anfang Februar bei 673 Dollar lag und dann zwischenzeitlich auf 969 Dollar kletterte (+44 % in weniger als 48 Stunden!), um am Folgetag auf 734 Dollar einzubrechen. Diese Beispiele spiegeln jedoch nicht einen an den Börsenmärkten wirkenden Trend wider, wie dies möglicherweise Ende der 1990er-Jahre der Fall war. Trotz einer gewissen Irrationalität in einigen Fällen sind dies die berühmten Ausnahmen von der Regel.

Der aktuelle, besonders lange Konjunkturzyklus – die Weltwirtschaft erlebt ihr 11. Wachstumsjahr in Folge – wird durch die weltweiten Liquiditätsspritzen der Zentralbanken getragen. Diese Liquidität im Überfluss sorgte bei manchen Anlageklassen für überschwängliche Bewertungen.

Also doch Überschwang? Ja, geringfügig! Ist er rational? Insgesamt ja!

 

Veröffentlicht am: 12.02.2020

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