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Donnerstag, 18. April 2024
   
 

Stotternder Start für die asiatische Dekade – ist jetzt ein guter Einstiegszeitpunkt?

Aisa Ogoshi, Fondsmanagerin des JPMorgan Funds – Pacific Equity Fund im Gespräch

Wenn in diesen Tagen die Kommunistische Partei in China die Feierlichkeiten ihres 100. Geburtstags begeht, steht auch der rasante Aufstieg des Reichs der Mitte in den letzten Jahrzehnten im Fokus. In wenigen Jahren wird China die USA als größte Volkswirtschaft der Welt ablösen – dank der erfolgreichen Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie wird dies nach Angaben des Centre for Economics and Business Research bereits für 2028 erwartet.

Und so richten auch immer mehr Anleger ihren Blick nach China. Doch nachdem es im Jahr 2020 eine exzellente Wertentwicklung in China und der gesamten Asien-Pazifik Region gab, bleibt die Region aktuell hinter den Erwartungen zurück. Aisa Ogoshi, Fondsmanagerin des JPMorgan Funds – Pacific Equity Fund, erläutert die Hintergründe.

Frau Ogoshi, wie viele andere Experten haben Sie zum Jahreswechsel die „Asiatische Dekade“ ausgerufen. Im ersten Halbjahr blieb Asien aber deutlich hinter Europa und den USA zurück. Wie kam es dazu?
Aisa Ogoshi:
Das ist richtig, bereits seit Februar hat sich die Dynamik der Region etwas verlangsamt. So ein holpriger Start ist jedoch nicht ungewöhnlich. Auch in der „amerikanischen Dekade“ seit der Finanzkrise gab es immer wieder Phasen, in denen andere Regionen besser gelaufen sind. Aber über den längeren Zeitraum der ganzen Dekade hat sich doch die USA mit der Wertentwicklung an die Spitze setzen können. Und so rechnen wir weiterhin damit, dass sich in der aktuellen Dekade die herausragenden Fundamentaldaten durchsetzen werden und die Asien-Pazifik-Region als Gewinner des neuen Zyklus hervorgeht.

Warum dann trotzdem der aktuelle Rückschlag?
Aisa Ogoshi:
Was wir gerade erleben ist, dass China als relevanteste Volkswirtschaft der Region den Industrienationen einen großen Schritt voraus ist. In den USA und auch in Europa wird mit dem Fortschreiten der Impfkampagne die Wirtschaft langsam geöffnet, aber es werden auch weiterhin noch große Konjunkturpakte geschnürt, um die Wirtschaft zu stimulieren. China dagegen schnallt den Gürtel schon wieder enger, der Stimulus wird also zurückgenommen. Damit hat China die Konsolidierung angetreten, was aus mittelfristiger Sicht eine sehr kluge Entscheidung ist, aber kurzfristig natürlich etwas Momentum wegnimmt. Und das in einer Phase, in der sich die anderen Volkswirtschaften sehr stark erholen.

Warum ist die Region für Investoren trotzdem interessant, auch wenn die Performance in den letzten Monaten etwas schwächer war?
Aisa Ogoshi:
In Asien gehen wir in der konjunkturellen Entwicklung bereits vom frühen Zyklus in einen Mittzyklus über. Von dieser Marktphase profitiert Asien durch den hohen Anteil von verarbeitendem Gewerbe und der Güterproduktion. Diese Region ist in der aktuellen Phase des Konjunkturzyklus also besonders interessant und aufgrund des Kursrückgangs, von dem sich die Märkte in den letzten Wochen auch teilweise schon wieder erholt haben, ist der Einstiegszeitpunkt gerade gut gewählt. Denn natürlich bleiben die langfristigen strukturellen Trends, auf die wir setzen – also vor allem das enorme Wachstum der konsumfreudigen Mittelschicht, was für viel Nachfrage sorgt - weiter intakt!

Gibt es weitere Trends, auf die Sie in Ihrem Pacific Equity Fund setzen?
Aisa Ogoshi:
Ein großer Trend – nicht erst seit der Pandemie oder wegen des Handelskonflikts der USA mit China –  ist die Diversifikation der Lieferketten. Chinas Wirtschaft hat sich in den letzten Jahren weiterentwickelt, von der „Werkbank“ hin zu Dienstleistungen, und die Kosten für die Produktion in China sind gestiegen. Das hatte vor der Pandemie dazu geführt, dass verstärkt außerhalb von China nach Produktionsmöglichkeiten Ausschau gehalten wurde, um die Kosten niedrig zu halten. Durch die Pandemie und den Handelsstreit stieg die Notwendigkeit zum „Re-Onshoring“, dass also gewisse Bereiche der Produktionskette für wichtige Güter wieder zurück nach China verlagert wurden, beispielsweise bei Halbleitern oder im Gesundheitsbereich. Darauf können wir uns als Fondsmanager gut fokussieren.

Ist das auch einer der Gründe, weshalb es das RCEP-Freihandelsabkommen gibt?
Aisa Ogoshi:
Das ist sicherlich ein Punkt, dass durch das Abkommen die gesamte Region etwas näher zusammenrückt. Mit RCEP gibt es das erste Abkommen, in dem sowohl China, Südkorea als auch Japan vereint sind. Bis 2025 werden die Volkswirtschaften im RCEP-Abkommen die Hälfte des globalen BIP ausmachen, das ist also eine signifikante Entwicklung.

Welche anderen strukturellen Trends bildet der Pacific Equity Fund ab?
Aisa Ogoshi:
Viele unserer Investmentthemen, von denen wir besonders überzeugt sind, fokussieren auf demographische Trends. Man denkt allgemein, dass es in Asien eine sehr junge Bevölkerung gibt, aber gerade in China lassen sich zunehmend auch die Herausforderungen des demographischen Wandels beobachten, ähnlich wie in den Industrienationen. So sehen wir vor allem Investments in Bereiche wie Healthcare, Versicherungen oder Automatisierung als attraktiv an.

Was gilt es in China besonders zu beachten? In der Vergangenheit fiel das Land nicht unbedingt durch Anlegerfreundlichkeit auf.
Aisa Ogoshi:
Wir versuchen in China solche Sektoren zu vermeiden, in denen die Politik einen starken Einfluss hat. Zuletzt hat beispielsweise der Internetsektor unter der staatlichen Einflussnahme gelitten. Dies gilt es bei der Größe der Positionierung und dem Risikoniveau entsprechend zu berücksichtigen.

Warum sind Sie nach wie vor überzeugt, dass man auch auf Japan setzen sollte? Das dämpft doch viel von dem dynamischen Wachstum der Region, das man sich ins Portfolio holen möchte?
Aisa Ogoshi:
Aus einer reinen Länderbetrachtung sieht Japan vielleicht nicht allzu attraktiv aus – das Wachstum ist nicht groß und es gibt Deflationsdruck. Als Bottom-Up-Investor sehen wir aber viele attraktive Unternehmen, und wenn man sich die Wertentwicklung der letzten fünf Jahre anschaut, war Japan konsistent eines der Länder, mit denen wir die höchsten Zusatzerträge erzielen konnten. Unser lokales Team in Japan mit 26 Investmentexperten für Research und Portfolio-Management ist eines der erfahrensten der ganzen Industrie und wir können mit dem Pacific Equity Fund immer wieder von deren Know-how profitieren.

Hat die Pandemie sich eigentlich darauf ausgewirkt, wie viele Unternehmensbesuche Sie durchführen?
Aisa Ogoshi:
Die Analysten sehen weiterhin jeden Tag fünf bis zehn Unternehmen aus dem Investmentuniversum – aktuell immer noch eher per Videocall als mit Unternehmensbesuchen vor Ort, und ich versuche, bei den Unternehmen, in die wir investieren, auch dabei zu sein. Das ist sicherlich einer der großen Vorteile der aktuellen Situation, dass man viel einfacher an Termine – oft auch mit dem Topmanagement – kommt, da man sich einfach eine halbe Stunde online austauschen kann. Unser Teamwork hat sich schnell auf diesen Modus eingestellt, wir haben regelmäßige Meetings und schließen uns bei Bedarf adhoc zusammen und das läuft wirklich sehr gut.

Seit fünf Jahren in Folge wurden Sie regelmäßig als eine der besten Fondsmanagerinnen ausgezeichnet. Was macht Sie so erfolgreich?
Aisa Ogoshi:
Ich arbeite in einem großartigen Team und der Erfolg des Fonds ist immer Teamwork. Viele Kolleginnen und Kollegen tragen ihren Teil zum Fonds bei. Denn niemand kann alles alleine immer richtig machen, von daher ist es wichtig, ein gutes Team zu haben auf das man voll vertrauen kann. Und was auch wichtig ist: Fondsmanagement ist wie ein Marathon, man muss immer weitermachen, es ist nicht wie ein Projekt, das irgendwann abgeschlossen ist. Organisation und Disziplin sind wichtig, und sich an Pläne und Prozesse zu halten.

Vielen Dank für das Gespräch!

 

Veröffentlicht am: 02.07.2021

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