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Freitag, 29. März 2024
   
 

Pyrrhus 1 – China 0

... von Olivier de Berranger, Chief Investment Officer, LFDE - La Financière de l‘Échiquier

Die Märkte in den USA und China gehören zu den größten Gewinnern seit Jahresbeginn. Nicht ohne Grund: Das am 13. Dezember wie ein Weihnachtsgeschenk angekündigte, lang ersehnte Handelsabkommen zwischen China und den USA wurde am Dienstag, dem 15. Januar, unterzeichnet! Es nimmt den Märkten eine Unsicherheit, die das gesamte vergangene Jahr prägte.

Donald Trump versäumte nicht, sich dessen zu rühmen: Dies sei ein „großartiges Abkommen“ für „America first“. Teilweise stimmt das: Das Abkommen sieht vor, dass China in allen Sektoren so viele US-Produkte kauft wie noch nie: Landwirtschaft, Industrie, Energie und Finanzdienstleistungen. Es bestätigt die weitgehende Beibehaltung der Importzölle auf chinesische Produkte im Wert von 250 Milliarden Dollar. Nur die ab Dezember 2019 vorgesehenen Zölle werden ausgesetzt. Die im September letzten Jahres verhängten Zölle werden um die Hälfte verringert. Diese Abgaben werden die Kassen der USA kräftig klingeln lassen. Das ist angesichts des enormen Handels- und Haushaltsdefizits, das sich in der Präsidentschaft Trumps noch verstärkte (5 % im Fiskaljahr 2019 trotz guten Wachstums), auch bitter nötig.

Doch das ist noch nicht alles. Neben diesen unmittelbar spürbaren handelspolitischen Aspekten behandelt das Abkommen auch seit langem bestehende, heiklere Themen wie z. B. den Schutz geistigen Eigentums durch China und den Kampf gegen Fälschungen. Überdies verpflichtet sich China, seine Währung nicht mehr zu Handelszwecken abzuwerten, obwohl dies eine seiner Lieblingswaffen ist. Auch den Zugang von US-Unternehmen zu seinem Markt für Finanzdienstleistungen muss es erleichtern. Es ist ein umfassendes, eindeutig asymmetrisches Abkommen, das der (nach Kaufkraftparität) stärksten Weltmacht aufgezwängt wurde.

Das i-Tüpfelchen ist die Vereinbarung der beiden Länder, Meinungsverschiedenheiten ohne den Umweg über internationale Instanzen zu regeln. Dies ist eine Stärkung des Bilateralismus, der Präsident Trump so teuer ist und ihm hilft, den Umgang mit potenziellen Bündnispartnern Chinas, wie z. B. Russland, zu vermeiden.

Aber ist der Sieg vollständig?

Zunächst scheint das Gesamtvolumen der von China zugesagten Käufe nur schwer erfüllbar: Die US-Exporte nach China müssten sich binnen zwei Jahren verdoppeln, obwohl einige US-Technologieprodukte dort nicht mehr verkauft werden dürfen. China müsste seine Käufe von US-Agrarerzeugnissen sogar vervierfachen. Haben die Chinesen plötzlich Verwendung für all diese bisher nicht benötigten Importe? Können die USA dieses Einkaufsvolumen überhaupt bedienen, ohne ihre Ausfuhren in andere Länder zu drosseln? Ist es denn kein Nullsummenspiel, wenn sie das tun?

Darüber hinaus können sich einige Klauseln negativ auf den US-Arbeitsmarkt auswirken. Durch den besseren Schutz geistigen Eigentums sorgt China beispielsweise für eine verstärkte Niederlassung von US-Unternehmen vor Ort. Dies könnte zur Deindustrialisierung der USA beitragen.

Da die Zölle auf chinesische Importe größtenteils beibehalten werden, wird die bereits in Rezession befindliche US-Industrie, in der zahlreiche chinesische Komponenten zum Einsatz kommen, weiter leiden. Gleichzeitig wird China durch die Maßnahmen gegen Huawei und das chinesische 5G veranlasst, sich vom Gängelband von Google zu lösen. Der Riese befreit sich. Hat China nachgegeben? Oder hat es im Gegenteil die zweitausend Jahre alte Weisheit von Sun Tzu angewendet, der lehrte: „Selbst wenn du tätig bist, erscheine untätig“?

Pyrrhus Trump muss die chinesischen Klassiker vielleicht (wieder) lesen. Der Markt begrüßt allerdings die – wenn auch brüchige – Waffenruhe. Wir teilen die Freude, bewahren jedoch einen kühlen Kopf.

 

Veröffentlicht am: 21.01.2020

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