Im Kampf der europäischen Wirtschaft gegen das Coronavirus scheint sich das Kräfteverhältnis umzukehren. Nach einer ersten Runde, in der sie bereits kurz vor dem K. o. stand, kämpft die Wirtschaft nun mit hoher Deckung.
Der Kampf hätte dabei nicht schlimmer beginnen können. Schon gleich zu Anfang geriet die europäische Wirtschaft schnell außer Atem und ins Taumeln, während sie sich einer der größten Gesundheitskrisen ihrer Geschichte entgegenstellte. Der Mangel an Vorbereitung und Koordination im Angesicht eines unbekannten Gegners war anfangs erschütternd. Nachdem die erste heftige Runde überstanden war, konnte die Wirtschaft sich während des Lockdowns sammeln und eine Strategie erarbeiten, um das Kräfteverhältnis umzukehren. Diese Strategie aus bedingungsloser Unterstützung durch die Europäische Zentralbank und ehrgeizigen nationalen Konjunkturmaßnahmen wird nun durch den stärkeren Zusammenhalt zwischen den Ländern gestützt.
Im Zentrum der Strategie steht der Versuch, wieder lockere geldpolitische Bedingungen zu schaffen. Die Konjunkturmaßnahmen helfen, den Hieben des Gegners auszuweichen und somit die Schäden an den lebenswichtigen Organen – d. h. Haushalten und Unternehmen – zu begrenzen. Nun kann eine enger zusammengeschweißte Mannschaft mit stärkerem Zusammenhalt die Angriffe kontern und die europäische Wirtschaft den Kampf mit neuem Selbstvertrauen fortsetzen.
Die beginnende Erholung vollzieht sich unter sehr günstigen Vorzeichen: Die Einzelhandelsumsätze steigen ebenso wie das Vertrauen von Unternehmen und Haushalten und die Ausbreitung des Virus scheint unter Kontrolle. Der Kampf dürfte zwar noch lange dauern, doch das Kräfteverhältnis beginnt zugunsten der europäischen Wirtschaft zu kippen.