Bereits am letzten Freitag hatte der amerikanische Notenbankchef Jerome Powell angekündigt, die Auswirkungen des Coronavirus auf die volkswirtschaftliche Entwicklung zu beobachten und falls notwendig, mit geldpolitischen Instrumenten zu reagieren.
Am Dienstag war es soweit: Die Fed senkte den Leitzins um 0,5 % in den Leitzinskorridor von 1,00 % bis 1,25 %. Erstmals seit der Finanzkrise 2008 hat die Fed die Leitzinsen damit außerhalb ihrer turnusmäßigen Notenbanksitzungen gesenkt. US-Präsident Trump meldete via Twitter, dass er sich weitere Zinssenkungen wünscht, da die USA mit Ländern konkurrieren, die einen Wettbewerbsvorteil durch niedrigere Zinsen haben.
Die Rendite der zehnjährigen US-Anleihen sind erstmals unter die Marke von einem Prozentpunkt gefallen. Mitte Februar lag die Rendite noch bei über 1,5 %. In unsicheren Zeiten präferieren die Marktteilnehmer die hochliquiden amerikanischen Staatsanleihen als sicheren Hafen. Die zehnjährigen Bundesanleihen konnten ihr Renditetief von -0,74 % trotz der weltweit fallenden Zinsen von September 2019 nicht antasten. Nach der Entscheidung der amerikanischen Notenbank stellt sich die Frage, wie sich die Europäische Zentralbank positioniert. EZB-Chefin Christine Lagarde ließ in einem Statement ausrichten, „entsprechend der Notwendigkeit und der zugrundeliegenden Risiken angemessene und gezielte Maßnahmen zu ergreifen.“ Ob die EZB den Einlagenzinssatz für Geschäftsbanken, die sogenannte Einlagenfazilität, von -0,5 % weiter senken wird, scheint gegenwärtig sehr fraglich. Verschiedene Mitglieder des EZB-Rates sehen gegenwärtig noch keinen geldpolitischen Handlungsbedarf, um auf die Auswirkungen des Coronavirus zu reagieren. Der österreichische Notenbankchef Robert Holzmann lehnt eine Zinssenkung ab, zieht aber eine Ausweitung der langfristigen Refinanzierungssätze (TLTRO III) für Geschäftsbanken als Möglichkeit in Betracht, um die Kreditvergabe zu unterstützen.
Bundes-/Staatsanleihen
Nachdem der Euro-Bund-Future letzte Woche mit 177,46 Prozentpunkten aus dem Handel ging, startete der Euro-Bund-Future mit 177,82 Prozentpunkten in die neue Handelswoche. Die Senkung der amerikanischen Leitzinsen am Dienstag katapultierte den Euro-Bund-Future im frühen Mittwochmorgenhandel bis auf ein Niveau von 178,36 Prozentpunkten. Danach setzten leichte Gewinnmitnahmen im Euro-Bund-Future ein. Am Donnerstagmittag notiert der Euro-Bund-Future bei 177,95 Prozentpunkten. Dies entspricht einer negativen Rendite von -0,64 Prozent. In der Vorwoche betrug die Rendite noch -0,52 Prozent.
Das Handelsvolumen im Euro-Bund-Future ist in der bisherigen Woche noch höher als in der letzten Handelswoche. Alleine am Montag wurden mehr als 1,7 Millionen Kontrakte auf den Euro-Bund-Future gehandelt.
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