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Freitag, 29. März 2024
   
 

DWS Standpunkt: Ausblick auf die Sitzungen der EZB, Fed und BoE kommende Woche

Dreimal gleich und doch anders – 50 Basispunkte von EZB, Fed und BoE

Von besinnlicher Vorweihnachtszeit werden die Zentralbanker und ihre Beobachter nächste Woche wenig spüren. Gleich drei von ihnen werden binnen zweier Tage ihre letzten Entscheidungen für dieses Jahr fällen.

Angesichts der ungewöhnlichen Konstellation, dass alle drei großen Zentralbanken innerhalb weniger Tage ihre endgültige Entscheidung für 2022 bekannt geben werden, greifen auch wir zu ungewöhnlichen Maßnahmen und geben einen konsolidierten Ausblick für die nächste Woche. Wir erwarten, dass alle drei Zentralbanken ihre Leitzinsen um 50 Basispunkte anheben werden. Die Gründe dafür sind jedoch sehr unterschiedlich. Lesen Sie im Folgenden die Einschätzung unserer Länderökonomen, welche unterschiedlichen Motive die Zentralbanker haben, die Geldpolitik weiter zu straffen und warum der Schritt von 75 auf 50 Basispunkte noch keine Trendwende bedeutet.

US-Zentralbank Fed


Folgt man der schieren Fülle an Kommentaren von diversen US-Notenbankern scheint eine Reduktion der Zinserhöhungen auf 50 Basispunkte das wahrscheinlichste Ergebnis der bevorstehenden Notenbanksitzung im Dezember zu sein. Dies sollte jedoch nicht als ein Einlenken der US-Notenbank in Richtung einer dovisheren geldpolitischen Haltung verstanden werden.

Die Inflation ist nach wie vor zu hoch, die Arbeitsmärkte zu stark und Angebot und Nachfrage zu unausgewogen, als dass die Fed den Sieg verkünden könnte. Und auch wenn die Inflation erste Anzeichen einer Trendwende zeigt, könnte sich vor allem die angespannte Lage auf den Arbeitsmärkten als größtes Problem für die Zentralbanker erweisen. Immerhin kommen noch immer auf jeden Arbeitslosen 1,6 freie Arbeitsplätze und die Löhne steigen um mehr als 5 Prozent pro Jahr. Dies ist leider alles andere als eine akzeptable Konfiguration der Wirtschaft.

Zwar sind die Zentralbanker bestrebt, die Inflation mit einem Minimum an Belastungen für die Bevölkerung und die Wirtschaft zu zähmen, doch wird dies höchstwahrscheinlich mit unausweichlichen Kosten verbunden sein. Wir gehen davon aus, dass die aktualisierten Wirtschaftsprojektionen diese Kosten ebenso widerspiegeln werden wie die Entschlossenheit, den Kampf gegen die Inflation im Jahr 2023 fortzusetzen. Für Letzteres erwarten wir, dass die individuellen Einschätzungen der Notenbanker einen Leitzins von etwas über 5,0 Prozent im Durchschnitt andeuten, während das Wachstum für das nächste Jahr – ohne es direkt als Rezession zu bezeichnen – auf unter 0,5 Prozent zurückgestuft werden könnte. Erst für 2024 könnten die Gremiumsteilnehmer ihre Erwartungen hinsichtlich einer Normalisierung der Geldpolitik andeuten.

Eine solche "falkenhafte Pause" im Jahr 2023 sollte auch dafür sorgen, dass die finanziellen Rahmenbedingungen im kontraktiven Bereich bleiben – eine Voraussetzung, um den Kampf gegen die Inflation zu gewinnen. Insgesamt sollten Anleger daher nicht zu euphorisch angesichts "kleinerer" Schritte in der kommenden Sitzung sein. Diese sind höchstwahrscheinlich weder Vorboten einer baldigen Lockerung noch ein Hinweis darauf, dass die Fed zum alten Verhalten zurückkehrt, die Märkte zu unterstützen. Vor allem Letzteres könnte ein Relikt aus Zeiten sein, in denen die Inflationsraten tendenziell unter dem Zielwert lagen. Christian Scherrmann, US-Volkswirt, DWS

Europäische Zentralbank

Auch die Europäische Zentralbank (EZB) dürfte auf ihrer Sitzung am Donnerstag einen Gang herunterschalten. Nachdem die Leitzinsen zweimal um jeweils 75 Basispunkten angehoben wurden, rechnen wir im Dezember mit einer Anhebung aller Leitzinsen um nur noch 50 Basispunkte, so dass der Einlagensatz dann bei 2,0 Prozent liegen sollte. Erstmals wird es auch um einen vorsichtigen Einstieg in das „Quantitative Tightening“ gehen: Ab dem zweiten Quartal 2023 dürften nur noch die Hälfte der fällig werdenden Anleihen aus dem „Asset Purchase Programme“ (APP) reinvestiert werden. Doch der Effekt auf die Bilanz der EZB wird wohl gering sein, denn wir erwarten weder einen aktiven Verkauf von Anleihen noch Änderungen im Pandemic Emergency Purchase Programme (PEPP), dessen Reinvestitionen bis mindestens Ende 2024 laufen.

Darüber hinaus stellt die EZB erstmals ihre Projektionen für Wachstum und Inflation bis 2025 vor. Trotz schwächerer Wachstumszahlen wird die Inflation 2023 und 2024 das Inflationsziel der EZB bei weitem übertreffen. Dies verlangt nach einem restriktiven geldpolitischen Kurs, was unserer Ansicht nach weitere Zinserhöhungen um insgesamt 100 Basispunkte notwendig macht. Die Arbeit der EZB, gerade im Hinblick auf die Verankerung der Inflationserwartungen, ist damit bei weitem noch nicht erledigt. Ulrike Kastens, Volkswirtin Europa, DWS

Bank of England

Auch von der Bank of England (BoE) erwarten wir eine Anhebung um 50 Basispunkte. Genau ein Jahr nach Beginn des Zinserhöhungszyklus ist die Aufgabe des geldpolitischen Ausschusses (MPC) nicht einfacher geworden. Mit derzeit 11,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr ist die Inflationsrate höher als im Euroraum oder in den USA, der Preisdruck hat sich auf alle Kategorien des Warenkorbs ausgeweitet, und das Risiko einer Preis-Lohn-Spirale ist unverändert spürbar. Darauf deuten auch die zahlreichen Streiks hin, bei denen sich die Arbeitnehmer nicht mit Lohnerhöhungen unterhalb der Inflationsrate zufriedengeben wollen.

Auf der anderen Seite befindet sich das Vereinigte Königreich bereits in einer Rezession. Sinkende Realeinkommen drücken die Binnennachfrage und frühere Leitzinserhöhungen fressen sich durch die Wirtschaft. Der Immobilienmarkt kühlt sich rasch ab, und die Inflationserwartungen scheinen sich zumindest stabilisiert zu haben.

Zwar sind prinzipiell alle Mitglieder des MPC entschlossen, die Inflation zu bekämpfen, doch gehen die Meinungen darüber auseinander, wie viel Straffung noch nötig sein wird. Einige Zentralbanker befürchten, dass zu viele oder zu starke Zinserhöhungen die Rezession unnötig vertiefen könnten, zumal die Transmission früherer Zinsschritte noch in vollem Gange ist. Andere hingegen konzentrieren sich eher auf das Risiko einer Entankerung der Inflationserwartungen.

Für die Dezember-Sitzung erwarten wir daher eine Vielzahl von Meinungen und geteilte Abstimmungen über den Grad der Straffung. Letztendlich scheint ein Votum für eine Anhebung des Leitzinses um 50 Basispunkte plausibel, wodurch der Leitzins auf 3,50 Prozent steigen würde. Wir gehen davon aus, dass die unterliegende Preis- und Lohndynamik das MPC zu weiteren Zinserhöhungen in den kommenden Monaten zwingen wird, dessen oberste Aufgabe unverändert darin besteht, die Inflation unter Kontrolle zu halten. Katrin Löhken, Volkswirtin Großbritannien, DWS

 

Veröffentlicht am: 09.12.2022

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