Kommt man mit dem Flieger auf dem Flughafen der größten Stadt der Republik Côte d'Ivoire, bei uns besser bekannt als Elfenbeinküste an, so fallen einem gleich die Polizistinnen in ihren schmucken Uniformen auf. Leider sind diese Damen im Gegensatz zu ihren Geschlechtsgenossinen im Land etwas kamerascheu.
Das setzt sich überall fort. Die Frauen sind das Auffälligste im Land. Nein, die Ivorerinnen laufen nicht halb nackt rum, sie tragen zumeist entweder traditionelle Gewänder oder sind betont chic europäisch gekleidet.
Auffällig sind ihre Frisuren, die sehr häufig europäisch anmuten. Das ist auch so, denn sehr viele Frauen wollen europäisch aussehen und setzten auf les mèches brésiliennes – die brasilianischen Strähnen, die aber aus Indien stammen und richtig teuer sind.
Doch das sind nur Äußerlichkeiten. Die Ivorerinnen überzeugen vor allem mit einer natürlichen Grazie, einer selbstbewussten Ausstrahlung und einem sehr angenehm wirkenden Stolz. Der ist auch völlig begründet, denn ohne die Frauen, die heute in immer mehr Fällen eine Schulbildung geniessen, geht in dem Land nichts.
Ja, Frauen in Führungspositionen sind auch in der Elfenbeinküste eher selten, aber die Frauen haben Aufstiegsmöglichkeiten.
Das darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die allermeisten ihr Geld auf dem Feld, mit anderer schwerer Arbeit oder mit dem Handel verdienen müssen.
Und doch, ohne die Frauen geht und ging nichts. Dazu eine Vorbemerkung: In der Republik Côte d'Ivoire gibt es bis heute verschiedene Königreiche. Wie groß deren Machtbefugnis ist, ist schwer zu sagen. Sagen kann man aber, dass an diesen Königshöfen die Königinnenmutter das eigentliche Sagen hat. Auch die Nachfolge wird über die Königin geregelt. Bei den Kindern der Königin kann man sicher sein, dass das Kind königlichen Geblüts ist. Bei den Kindern der Könige war und ist man sich das nicht so sicher.
Frauen sind in vielen Fällen auch die Bewahrerinnen der Kultur ihres Volkes.
Man unterscheidet in der Elfenbeinküste vier Kultur- und Sprachgruppen, die sich wiederum in 60 Volksgruppen aufteilen. Überall gibt es traditionelle Tänze, die bis heute zu Festen aufgeführt werden. Noch sind diese Feste nicht zu Touristenattraktionen verkommen.
Es ist dem Land zu wünschen, dass Frauen noch viel mehr das Zepter in die Hand nehmen.
Text und Fotos: Helmut Harff