Anfang Juli präsentierte die EZB ihre adjustierte geldpolitische Strategie. Kernelement dieser ist eine neues Inflationsziel von genau zwei Prozent – anstatt wie bisher nahe aber unter zwei Prozent.
Der Zusatz „symmetrisch“ bedeutet, dass Abweichungen nach unten genauso stringent begegnet wird, wie Abweichungen nach oben. Auf den ersten Blick ist hier ein deutlicher Unterschied zum ebenfalls kürzlich angepassten Inflationsziel der US-Notenbank Fed mit durchschnittlich zwei Prozent. In den USA müsste nach einer längeren Phase der Zielunterschreitung eine längere Phase mit Inflationsraten von mehr als zwei Prozent folgen, um das Ziel im Durchschnitt zu erreichen. Auch schreibt die EZB, dass aufgrund der Gefahr des Erreichens der Zinsuntergrenze im Fall zu niedriger Inflation längere Phasen einer Zielüberschreitung zugelassen werden.
De facto ähneln sich damit beide Strategien sehr. Ende Juli verwies die EZB dann noch einmal auf einen nachhaltig und längerfristig in ihren wirtschaftlichen Projektionen erkennbaren Inflationspfad in Höhe von zwei Prozent, der erreicht werden muss, um die aktuell ultra-expansive Geldpolitik einzuschränken. Das ist zurzeit noch nicht der Fall. Im Gegenteil, denn trotz zuletzt vermeldeter Raten von 2,2 Prozent für die Eurozone und sogar 3,8 Prozent für Deutschland geht die Notenbank weiterhin nur von temporär erhöhten Preissteigerungsraten aus. Anleger können sich damit weiterhin auf eine noch längere Zeit niedrigster Verzinsungen bei Staats- und wohl auch Unternehmensanleihen einstellen, allerdings mindestens bis zum Jahresende gepaart mit deutlich höheren Inflationsraten.
Die Chance auf den Erhalt der Kaufkraft des angelegten Kapitals besteht also vorerst weiterhin nur, wenn andere Anlageklassen ausreichend berücksichtigt werden. Das untermauert strukturell die Nachfrage nach Aktien, Edelmetallen, Immobilien und Krypto-Assets.