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Dienstag, 16. April 2024
   
 

Kontrolle der Inflation im Mittelpunkt

... von Eoin Walsh, Portfoliomanager bei Vontobel



Offiziell war die US-Notenbank Fed bereits im Dezember letzten Jahres von ihren Aussagen über die „temporäre“ Natur der Inflation abgewichen. Unter den Marktteilnehmern herrschte jedoch der Eindruck, dass sie trotzdem weiterhin an ihrer Einschätzung festhielt, die höhere Inflation würde sich als vorübergehendes Phänomen herausstellen und im Zuge der weiteren Stabilisierung der Lieferketten bis Ende 2022 zu einem normaleren Niveau zurückkehren. Das letzte Fed-Meeting hat jedoch die Wende eingeläutet.

Die Erklärung des FOMC am 16. März, die auch ein „Dot Plot-Chart“ mit einem prognostizierten Leitzins von 1,875 Prozent (Ende 2022) bzw. 2,75 Prozent (Ende 2023) umfasste, ließ darauf schließen, dass der Kurswechsel endgültig abgeschlossen ist. Bestätigt wurde dies auch durch die Rede des Vorsitzenden der US-Notenbank, Jerome Powell, vor der National Association for Business Economics am Montag, den 21. März. Powell schlug dabei einen deutlich restriktiveren Ton an als noch in der Fragerunde nach der Sitzung der Fed in der vergangenen Woche und ließ keine Zweifel an der zentralen Bedeutung der Inflation für das FOMC: „Das Risiko, dass die längerfristigen Erwartungen durch einen längeren Zeitraum hoher Inflation auf ein unangenehm hohes Niveau steigen könnten, nimmt zu und verstärkt die Notwendigkeit eines zügigen Eingreifens des FOMC, wie von mir beschrieben.“

Powell hob zudem hervor, dass Zentralbanken Rohstoffpreisschocks in der Regel außer Acht ließen, der jüngste Preisanstieg jedoch mit der bereits überhöhten Inflation zusammentreffen und daher den längerfristigen Ausblick stark eintrüben würde. Er verwies erneut darauf, dass die Wirtschaft in einer „sehr starken“ Position sei und höhere Zinsen verkraften könne. Powell bestätigte, dass das FOMC sich künftig nicht mehr an der Normalisierung der Lieferketten orientieren würde: „Wir werden bei der Ausgestaltung unserer geldpolitischen Massnahmen die tatsächlichen Fortschritte im Hinblick auf diese Faktoren berücksichtigen und gehen auf kurze Sicht nicht von wesentlichen Entlastungen auf der Angebotsseite aus.“

Die Aussage, die die meisten Schlagzeilen machte und am Montag einen Abverkauf bei den Staatsanleihen auslöste, betraf jedoch die Zinserhöhungen: „Wenn wir zu dem Schluss kommen, dass es angemessen ist, aggressiver vorzugehen, indem wir den Leitzins bei einer oder mehreren Sitzungen um mehr als 25 Basispunkte heben, werden wir dies tun.“

Der scharfe Ton dieser Aussagen ließ bei den Marktakteuren keinen Zweifel daran, dass die Kontrolle der Inflation nun in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit der Fed gerückt ist, und der Markt für Staatsanleihen reagierte entsprechend. Die Rendite zehnjähriger US-Treasuries stieg im Tagesverlauf von 2,17 Prozent auf über 2,30 Prozent. Titel mit kürzeren Laufzeiten verzeichneten eine noch markantere Entwicklung und führten zu einer weiteren Verflachung der Kurve: Die Renditedifferenz zwischen zweijährigen und zehnjährigen Titeln liegt mittlerweile nur noch bei 15 Basispunkten, und gegenüber der dreijährige Anleihe ist die Renditekurve gar invertiert. Die Märkte preisen derzeit eine 70-prozentige Chance einer Zinserhöhung von 50 Basispunkten bei der Sitzung der Notenbank im Mai ein. Die globalen Märkte für Staatsanleihen zeigten sich ebenfalls schwach: Die Rally zehnjähriger Gilts im Anschluss an die Sitzung des geldpolitischen Ausschusses der Bank of England kehrte sich um, und die Renditen sanken auf unter 1,5 Prozent mit einem anschließenden Anstieg auf 1,64 Prozent. Zehnjährige Bundesanleihen liefern derzeit 0,47 Prozent, nachdem sie sich noch am 7. März in negativem Terrain bewegt hatten.

Die Bereitschaft der Fed, für die Wiederherstellung der Preisstabilität über den neutralen Zinssatz hinauszugehen, hat die Angst vor einer Rezession geschürt. Jerome Powell betonte jedoch, dass in den USA „sanfte, oder zumindest einigermaßen sanfte Landungen relativ häufig“ seien und die Fed über die erforderlichen Instrumente verfüge.

Die US-Notenbank steht vor schweren Herausforderungen, doch die starke US-Wirtschaft bietet Unterstützung. Das BIP-Wachstum lag im Dezember 2021 bei soliden 5,5 Prozent, und die Unternehmensverschuldung konnte im Anschluss an die Pandemie gesenkt werden, sodass sich die Zinsdeckung auf einem gesundem Niveau befindet. Allerdings ist es lange her, dass sich die Märkte mit einer so straffen Geldpolitik der Fed auseinandersetzen mussten, und so dürfte sich der Weg zu höheren Zinsen für einige Akteure als steinig erweisen.

 

Veröffentlicht am: 25.03.2022

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