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Dienstag, 23. April 2024
   
 

Überdurchschnittlich starke Belastung für einkommensschwache Haushalte durch die steigende Inflation

Eine UniCredit Bank Austria Analyse



Die stark steigende Inflation, angetrieben von den Energiepreisen, belastet zunehmend die österreichischen Haushalte. „Fiskalpolitische Maßnahmen zur Minderung der steigenden Lebenshaltungskosten sollten aus ökonomischen Überlegungen auf die niedrigsten Einkommensgruppen und ausschließlich auf tatsächlich notwendige Lebenshaltungskosten ausgerichtet bleiben“, meint UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer.

Er ergänzt: „Direkte Transfers zur Unterstützung der Miet-, Wohnenergie- und Nahrungsmittelkosten für besonders betroffene Haushalte oder eine Anpassung der Lohn- und Einkommensteuer sind als Energiekostenausgleich zu bevorzugen. Bei allgemeinen, wenig zielgerichteten Maßnahmen – wie einer Absenkung der Mehrwertsteuer auf Treibstoffe, einer Verringerung der Mineralölsteuer oder einer Anhebung der Pendlerpauschale und des Pendlereuros, die im neuen Energiepaket der Bundesregierung zum Teil enthalten sind – besteht die Gefahr, dass einkommensstarke Haushalte mit hoher Sparneigung durch weniger einkommensstarke Haushalte an der Budgetgrenze subventioniert werden.“

Tatsächlich notwendige Lebenshaltungskosten stark gestiegen

Im Februar 2022 ist die Teuerung um 5,9 Prozent im Jahresvergleich gestiegen. Besonders stark sind aufgrund der Eskalation des Ukraine-Konflikts die Energiepreise nach oben geklettert. Wohnenergie verteuerte sich um 25,3 Prozent im Jahresvergleich. Zu einem besonders starken Preisausschlag kam es mit einem Plus um 48,9 Prozent zum Vorjahr bei Flüssigbrennstoffen. Der Gaspreis stieg, bedingt durch die erhöhte Versorgungsunsicherheit, mit 64,3 Prozent besonders stark an. Im Gefolge des Gaspreisanstiegs kletterte auch der Strompreis nach oben (+14,9 Prozent zum Vorjahr). Der Preisanstieg bei Treibstoffen betrug im Februar 2022 hohe 29,1 Prozent im Jahresvergleich. Der Kostenanstieg durch den schon längere Zeit anhaltenden Anstieg der Energiepreise schlägt mittlerweile kräftig auf die Nahrungsmittelpreise für Endverbraucher durch. Die Preise für Lebensmittel haben im Februar um 4,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr zugelegt, und aufgrund des Kriegs in der Ukraine ist mit weiter stark steigenden Nahrungsmittelpreisen zu rechnen, da die Ukraine bisher ein globales Schwergewicht bei Weizen- und Maisexporten war. Geringfügig gesunken sind dagegen die tatsächlich bezahlten Mieten im Februar um rund 2 Prozent im Jahresvergleich. Allerdings waren die Mieten auf längere Sicht starke Treiber der Lebenshaltungskosten: Allein in den vergangenen fünf Jahren von 2017 bis 2021 stiegen die Mieten in Österreich um über 18 Prozent bzw. mehr als 3,5 Prozent jährlich, bei einer allgemeinen Inflation von nur 2 Prozent im gleichen Zeitraum.

Einkommensschwache Haushalte stärker belastet

„Die aktuellen Preisanstiege stellen insbesondere für einkommensschwache Haushalte eine besondere Herausforderung dar, denn diese müssen einen überdurchschnittlich hohen Anteil ihrer Haushaltsausgaben für essenzielle Lebenshaltungskosten wie Miete, Nahrungsmittel und Wohnenergie aufwenden. Für das unterste Einkommensfünftel, also jene 20 Prozent der österreichischen Haushalten mit dem niedrigsten Einkommen, macht dieser Posten insgesamt fast ein Drittel der gesamten Haushaltsausgaben aus. Für das oberste Einkommensfünftel beträgt der Anteil an den essenziellen Lebenshaltungskosten hingegen mit 16 Prozent nur die Hälfte“, meint UniCredit Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl.

Der starke Anstieg der tatsächlich notwendigen Lebenshaltungskosten führt unter Berücksichtigung der unterschiedlich hohen Anteile an den Verbrauchsausgaben der einzelnen Haushalte zu einem deutlich stärkeren Preisauftrieb für Haushalte in den unteren Einkommenssegmenten. Im Durchschnitt beträgt der Anteil der essenziellen Lebenshaltungskosten knapp 22 Prozent der gesamten Haushaltsausgaben in Österreich. Daraus ergibt sich aktuell ein Einfluss dieser Kategorien auf die Gesamtinflation, der mit 24,5 Prozent etwas über dem Durchschnitt liegt. „Während für das oberste Fünftel der österreichischen Haushalte die notwendigen Lebenshaltungskosten nur für etwa 20 Prozent der individuellen Gesamtinflation verantwortlich sind, liegt dieser Anteil im untersten Einkommensbereich hingegen bei fast 30 Prozent“, so Pudschedl.

„Die höhere Belastung für einkommensschwache Haushalte ergibt sich nicht nur durch die vergleichsweise höhere Ausgabenkonzentration auf notwendige Lebenshaltungskosten, sondern auch durch das absolut niedrigere Haushaltseinkommen“, meint Pudschedl und ergänzt: „Die unteren Einkommensgruppen verfügen kaum über Ersparnisse, so dass der starke Preisanstieg der Lebenshaltungskosten nicht durch Reserven ausgeglichen werden kann, sondern direkt zu einer Einschränkung des Konsums führt.“

Bei den einkommensschwächsten Haushalten übersteigen die Haushaltsausgaben sogar die Einkommen, da insbesondere größere Anschaffungen oft durch alternative Geldquellen, wie z.B. Kredite, finanziert werden. In den einkommensstärksten Haushalten liegen dagegen die Einkommen zum Teil deutlich über den Haushaltsausgaben, so dass ein steigender Teil der Einkommen gespart werden kann.

Anstieg der Treibstoffpreise trifft dagegen einkommensstarke Haushalte überdurchschnittlich

In den notwendigen Lebenshaltungskosten inkludieren die Ökonomen der UniCredit Bank Austria die Ausgaben für Treibstoffe für den Betrieb von privaten Verkehrsmitteln nicht, da dafür in den meisten Fällen Alternativen durch den öffentlichen Verkehr zur Verfügung stehen, während der Konsum von Nahrungsmitteln oder Wohnenergie bzw. Mietkosten alternativlos sind. Zudem nimmt der Anteil der Ausgaben für den Betrieb privater Verkehrsmittel an den gesamten Haushaltsausgaben mit steigenden Einkommen überproportional stark zu. Der Anteil der Haushaltsausgaben für den Betrieb privater Verkehrsmittel beträgt im untersten Einkommensfünftel nur 5 Prozent, während im obersten Einkommensfünftel der Anteil mit rund 8 Prozent um über 50 Prozent höher liegt. Das bedeutet, dass der starke Anstieg der Treibstoffpreise einkommensstarke Haushalte, die oft mehrere PKWs mit höherem Leistungsvermögen und Treibstoffverbrauch besitzen, deutlich stärker belastet als einkommensschwache Haushalte, die oft gar nicht über ein privates Verkehrsmittel verfügen. Die Belastung durch die höheren Treibstoffpreise trifft somit vor allem Haushalte mit einer hohen Sparquote, die den Kostenanstieg über vorhandene Rücklagen ausgleichen können, ohne den Konsum einschränken zu müssen.

Energiekostenausgleich, aber wie?

Aktuell findet eine breite politische Diskussion darüber statt, wie ein Energiekostenausgleich möglichst treffsicher erreicht werden könnte. Aus den unterschiedlichen Ausgabenanteilen für die stark steigenden Lebenshaltungskosten und aus der unterschiedlichen Konsumneigung, vor allem der hohen in den unteren Einkommensgruppen, die sich nahe ihrer Budgetgrenze befinden, folgt: Fiskalpolitische Maßnahmen zur Minderung der steigenden Lebenshaltungskosten sollten nicht nur aus Gründen der Fairness, sondern auch aus wirtschaftlichen Gründen auf die niedrigsten Einkommensgruppen und ausschließlich auf tatsächlich notwendige Lebenshaltungskosten ausgerichtet sein.

 

Veröffentlicht am: 21.03.2022

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