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Donnerstag, 28. März 2024
   
 

UniCredit Bank Austria Branchenbericht Kfz-Industrie

Kfz-Industrie gewinnt langsam an Tempo

Österreichs Kfz-Industrie war im europäischen Vergleich eine der wachstumsstärksten Branchen der letzten Jahre.

Wie der aktuelle Branchenbericht der UniCredit Bank Austria zur Kfz-Industrie zeigt, blieben auch die Produktionseinbußen von 16,1 Prozent im Krisenjahr 2020 unter den Verlusten in den meisten großen europäischen Herstellerländern. „Wir erwarten, dass die Kfz-Industrie heuer wieder stärker zulegt und das Vorjahresminus zumindest bis 2022 aufholen kann. Außerdem ist die Branche aufgrund ihrer Wettbewerbsstärke für die nächsten Jahre, in denen die Autoindustrie vor massiven strukturellen Herausforderungen steht, gut gerüstet“, sagt UniCredit Bank Austria Ökonom Günter Wolf.

Produktion fertiger Fahrzeuge ist wesentliche Wachstumsstütze der heimischen Kfz-Industrie

Die internationale Kfz-Konjunktur hat schon 2017 an Schwung verloren, in allen größeren europäischen Automärkten und vor allem in China, dem weltweit größten Markt. In der EU schrumpfte die Produktionsleistung der Kfz-Industrie 2019 um 6 Prozent, in Deutschland sogar um 11 Prozent, während die Branche in Österreich noch ein Wachstum von 5 Prozent verbuchte (und ein Umsatzwachstum von 6,4 Prozent auf 19,1 Milliarden Euro).

2019 wurden in der EU27 um 5 Prozent und in Deutschland sogar um 9 Prozent weniger Pkw gebaut, was zu einem Rückgang der Exporte österreichischer Kfz-Motoren und Fahrzeugteile in die EU von 2,6 Prozent auf 7,1 Milliarden Euro und nach Deutschland von 5,1 Prozent auf 4,7 Milliarden Euro führte. Weltweit sind die Exporte von Kfz-Motoren und Fahrzeugteilen aus Österreich noch um 0,5 Prozent auf 9,5 Milliarden Euro gestiegen. Zum außereuropäischen Exportplus haben zum Großteil die Lieferungen von Fahrzeugmotoren in die USA beigetragen.

Das österreichische Branchenergebnis retteten 2019 vor allem die sehr guten Absatzzahlen mit fertigen Fahrzeugen. Die Pkw-Produktion ist das dritte Jahr in Folge gestiegen, 2019 noch um 10 Prozent auf 158.000 Fahrzeuge, die Lkw-Produktion um 9 Prozent auf 21.000 Fahrzeuge. Die Exporte fertiger Pkw und Lkw legten wertmäßig um 13 Prozent auf 10,2 Milliarden Euro zu. Damit konnte sich die heimische Kfz-Industrie der Verlangsamung der Autoproduktion in der EU, dem Ziel von drei Viertel der Kfz-Zulieferexporte, entziehen und zudem ihren Wachstumsvorsprung gegenüber der EU-Konkurrenz noch vergrößern.

Erholung der Branchenkonjunktur 2021 wird das Minus 2020 nur zum Teil ausgleichen

Der Wirtschaftseinbruch 2020 hat eine tiefe Spur in den Ergebnissen der heimischen Kfz-Industrie hinterlassen, wovon die Hersteller fertiger Fahrzeuge ebenso betroffen waren wie die Kfz-Zulieferer. Beide Bereiche verbuchten ein Exportminus von jeweils mehr als 20 Prozent und das in allen wichtigen Exportregionen. Die Produktionsleistung der Branche ist in Summe laut vorläufigen Daten um 16,1 Prozent gesunken. Im europäischen Vergleich hat Österreichs Kfz-Industrie das Krisenjahr 2020 aber deutlich besser überstanden: Im EU-Schnitt ist die Branchenproduktion um 22 Prozent gefallen, im größten Herstellerland Deutschland um 25 Prozent.

Die Erholung der Kfz-Produktion hat bereits im vierten Quartal 2020 eingesetzt. Da die Unternehmen in ihren Produktionserwartungen in den letzten Monaten per Saldo zuversichtlicher geworden sind, sollte der Aufschwung der Branche bisher auch nicht unterbrochen worden sein. Auf EU-Ebene zeigte sich die Autoindustrie in den aktuellen Konjunkturbefragungen von Jänner und Februar 2021 sogar wieder deutlich optimistischer und bestätigte den stabilen Aufwärtstrend.

Voraussichtlich wird sich Österreichs Kfz-Industrie etwa im Tempo der Fahrzeugproduktion in Europa von der Krise erholen. Laut Schätzung von LMC Automotive kann der Rückgang der Pkw-Erzeugung von etwa 24 Prozent in Westeuropa und rund 18 Prozent in Osteuropa 2021 zum Großteil wieder ausgeglichen werden. Die heimische Branche kann vor allem von den europäischen Standorten der deutschen Autoindustrie, dem wichtigsten Abnehmer österreichischer Kfz-Zulieferungen, stärkere Nachfrageimpulse erwarten.

Technologischer Vorsprung sichert den Kfz-Produktionsstandort Österreich


Die Kfz-Industrie in Österreich und Deutschland konnte ihre kostenbedingten Wettbewerbsnachteile bisher mit starken Produktivitätsgewinnen ausgleichen. Selbst im Vergleich mit den größten osteuropäischen Produktionsstandorten, wo die Personalkosten der Branche pro Beschäftigten noch um wenigstens zwei Drittel unter den österreichischen und deutschen Werten liegen, schrumpft der Abstand der produktivitätsbereinigten Lohnkosten auf ein Minimum.

Besonders hohe Produktivitätsgewinne erzielten die Produzenten von Kfz-Teilen und Zubehör in Österreich. In dem Bereich hat die Wertschöpfung pro Beschäftigten seit 2008 um 50 Prozent zugelegt, in Deutschland noch um 31 Prozent. Der Produktivitätsvorsprung dürfte maßgeblich auf die hohen Innovationsausgaben zurückzuführen sein. Laut jüngster EU-Innovationserhebung waren 87 Prozent aller Unternehmen im Fahrzeugbau in Österreich „innovationsaktiv“. Ein bemerkenswertes Ergebnis, nicht zuletzt weil die Zahl der Innovatoren sogar relativ höher als in der deutschen Autoindustrie ist. Die Innovationskraft der Unternehmen beruht wiederum auf den laufenden, hohen F&E-Ausgaben, die mit 4,2 Prozent vom Branchenumsatz in Österreich deutlich über den Werten aller größeren europäischen Herstellerländer liegt. Nur die deutsche Autoindustrie investiert über 5 Prozent vom Umsatz in Forschung und Entwicklung, wofür die Präsenz der großen Autohersteller ebenso wie die von drei der globalen Top-5 Kfz-Zulieferer verantwortlich zeichnet (beispielsweise werden rund die Hälfte aller Patente im Bereich der Elektromobilität und dem autonomen Fahren weltweit von deutschen Unternehmen eingereicht).

Pandemie beschleunigte den Absatz von Elektroautos

2020 haben Elektro- und Plug-In-Hybridfahrzeugen (ECV) in den meisten europäischen Ländern Marktanteile gewonnen. Absatzfördernd wirken hohe Subventionen und das zunehmend größere Angebot an billigeren Fahrzeugmodellen. In der EU wurden um 170 Prozent und in Österreich um 107 Prozent mehr neue ECV registriert, während der gesamte Pkw-Markt jeweils um rund 24 Prozent schrumpfte. Der ECV-Anteil am Pkw-Bestand erreicht im EU-Durchschnitt zwar erst 0,4 Prozent und in Österreich etwas über 1 Prozent, wird aber 2021 und darüber hinaus noch in hohem Tempo zulegen (im Jänner sind die Neuzulassungen von ECV in Österreich um weitere 90 Prozent gestiegen, von Pkw insgesamt aber um 38 Prozent gesunken).

Die Autoindustrie muss 2021 erstmals unter Androhung von Strafzahlungen den CO2-Ausstoß ihrer in der EU neuzugelassenen Pkw-Flotten reduzieren. Voraussichtlich wird der Großteil der Hersteller aufgrund der krisenbedingt stark gesunkenen CO2-Emissionen der Neuwagenflotte und vieler Ausnahmeregeln Strafzahlungen für das Jahr 2020 vermeiden können. Ob das Ziel 2021 erreicht wird, bleibt aber offen. Wie die vereinzelt schon definierten nationalen Emissionsziele erwarten lassen, kann schon um das Jahr 2030 damit gerechnet werden, dass in der EU neben vollelektrischen Kfz mit wenigen Ausnahmen nur mehr Plug-in-Hybrid- oder Vollhybridautos auf die Straßen kommen. Der Strukturwandel wird im Fahrzeugbau und im Kfz-Zulieferbereich in den nächsten Jahren viele Arbeitsplätze kosten. Dabei spielen die geringere Komplexität der Elektroantriebe ebenso eine Rolle wie der geringere Ersatzteil- und Wartungsbedarf von batterieelektrisch betriebenen Fahrzeugen.

Zudem wird Westeuropa, immerhin das Ziel von zwei Drittel der österreichischen Zulieferexporte, als Produktionsstandort der Autoindustrie im globalen Vergleich langfristig in Rückstand geraten. Laut einer aktuellen Einschätzung des deutschen Automobilverbandes ist die deutsche Autoindustrie, aufgrund ihrer starken Präsenz in Osteuropa und Fernost, besser als der Autostandort Deutschland für die Zukunft gerüstet. „Österreichs Kfz-Zulieferindustrie sollte vom Naheverhältnis vor allem zu den deutschen Premiumherstellern auch langfristig profitieren und die sehr gute internationale Wettbewerbsposition schützen können. Der Expansionspielraum der Branche wird allerdings enger“, sagt Wolf abschließend.

 

Veröffentlicht am: 02.03.2021

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