^

URL: https://www.frauenfinanzseite.de/index.php?id=1,16442,0,0,1,0


Anleiherenditen – der Zollschock ist abgeklungen

... so Thorsten Fischer, Managing Director und Head of Portfolio Management bei Moventum AM

Die Inflation in den USA und in Europa entwickelt sich günstig, weitere Zinssenkungen seitens der Notenbanken stehen an. Doch bleiben die Aussichten extrem unsicher. Unklar ist vor allem, welche Zollpolitik die US-Regierung verfolgen und welche Folgen sie auf die Preise haben wird. 

„Vor diesen Hintergrund bevorzugen wir für die USA mittlere bis kurze Laufzeiten, Hochzinsanleihen bieten zudem vielen Investoren attraktive Renditen“, erklärt Thorsten Fischer, Managing Director und Head of Portfolio Management bei Moventum AM. Auch in den Schwellenländern locken vielfach attraktive Zinsaufschläge bei gebremstem Risiko.

Entwarnung an der Preisfront: In den USA bewegt sich die Inflationsrate in Richtung des Zentralbankziels von zwei Prozent – auch wenn der Abwärtstrend zuletzt mit 2,4 Prozent ins Stocken geraten ist. Die Kerninflation (zuletzt 2,8 Prozent) wird zudem weiter von den Wohnkosten angetrieben. Die große Frage ist, wie sich die Importzölle auf die Preise auswirken werden. Bislang bleibt diese Wirkung auf die Inflationserwartungen beschränkt, die laut Umfrage der University of Michigan bei 5,0 Prozent auf Ein-Jahres-Sicht angelangt sind. „In den USA sollten sich Marktteilnehmer auf ein erneutes Anziehen der Inflation in den kommenden Wochen einstellen“, so Fischer. „Daher empfiehlt es sich, verstärkt auf inflationsgeschützte Anlagen zu setzen oder in Unternehmen zu investieren, die über eine hohe Preissetzungsmacht verfügen und somit in der Lage sind, gestiegene Kosten an die Konsumenten weiterzugeben.“

Die US-Zentralbank Fed wartet angesichts der Unklarheit zunächst ab, wobei die Hoffnungen auf weitere Zinssenkungen zuletzt Auftrieb erhielten, was die Anleiherenditen drückte. US-Präsident Trump macht weiter Druck auf die Fed, ihre Geldpolitik zu lockern. Innerhalb der Fed melden sich zunehmend Stimmen, die für eine Zinssenkung bereits im Juli sind – bislang gehen die Märkte jedoch von einem Zinsschritt im September aus. „Das lange Ende der US-Zinsstrukturkurve ist derzeit von hoher Volatilität geprägt“, so Fischer – unter anderem wegen der steigenden Staatsschulden, die in den kommenden Jahren deutlich zunehmen dürften. Fischer: „Vor diesem Hintergrund bevorzugen wir Positionierungen im ‚Bauch‘ der Zinskurve (drei bis fünf Jahre) oder am kurzen Ende (ein bis drei Jahre).“

Bei US-Hochzinsanleihen haben sich die Aufschläge seit dem Zollschock des „Liberation Day“ Anfang April wieder deutlich zurückgebildet. „Das reflektiert die nach wie vor überwiegend robuste fundamentale Verfassung der emittierenden Unternehmen“, so Fischer. Das aktuelle Renditeniveau von etwa 7,4 Prozent im High-Yield-Bereich biete einen gewissen Risikopuffer gegenüber möglichen Spreadausweitungen oder steigenden Zinsen. Anders sei dies bei US-Anleihen im Investment-Grade-Bereich. Hier sollten Anleger gezielt kürzere Laufzeiten wählen oder die Duration aktiv steuern, um das Zinsänderungsrisiko zu begrenzen.

Günstig entwickelt sich die Inflation auch in der Eurozone. Im Mai fiel sie erstmals seit langem wieder unter die Marke von zwei Prozent, selbst die Kernrate (zuletzt 2,3 Prozent) näherte sich weiter dem Zwei-Prozent-Ziel der EZB an. Die kürzlich veröffentlichen Zahlen aus Deutschland untermauern diesen Trend – auch hier ist die Inflation auf 2,0 Prozent zurückgekommen. Ein zeitnaher sprunghafter Anstieg scheint unwahrscheinlich, auch weil eine anhaltende Euro-Aufwertung Importe verbilligen würde. Inflationsmindernd dürfte sich ebenfalls Chinas Versuch auswirken, im Falle einer Eskalation des Zollkriegs mit den USA seine Überkapazitäten in Europa abzusetzen. Weitere deflationäre Tendenzen im Euroraum könnten von niedrigen Energiepreisen sowie einer moderat steigenden Arbeitslosigkeit infolge einer leicht abkühlenden Wirtschaft im Zuge hoher Zölle ausgehen. „Wir sehen daher eine hohe Wahrscheinlichkeit dafür, dass die Leitzinsen im Euroraum bis zum Jahresende unter zwei Prozent sinken werden“, erklärt Fischer.

Bei Euro-Staatsanleihen bleibt das aktuelle Chancen-Risiko-Profil deutscher Bundesanleihen aus Investorensicht überschaubar. Die Inflationsdynamik ist moderat, gleichzeitig dürfte die expansive Fiskalpolitik zu einer steigenden Verschuldung führen, was insbesondere am langen Ende der Zinskurve zu Aufwärtsdruck führt. Vor diesem Hintergrund ist mit einer weiteren Versteilerung der Zinsstrukturkurve zu rechnen. „Wir halten daher eine Fokussierung auf kürzere Laufzeiten bei Bundesanleihen für sinnvoll“, erklärt Fischer. Langfristige Engagements allerdings seien derzeit nur mit erhöhter Vorsicht vertretbar.

Im Bereich Euro-Unternehmensanleihen hat sich die Lage seit dem „Liberation Day“ ebenfalls beruhigt, die Spreads sind gesunken, der Markt erachtet die fundamentale Verfassung vieler Unternehmen als solide. Im Hochzinsbereich sind die Renditen für viele Investoren attraktiv, das Investment-Grade-Segment dagegen wirkt im Verhältnis zu den Renditen von Staatsanleihen eher unattraktiv. „Im europäischen High-Yield-Sektor sehen wir derzeit ein günstigeres Chancen-Risiko-Verhältnis als bei Investment-Grade-Engagements“, erklärt Fischer. „Selektive Positionierungen in qualitativ solide High-Yield-Emittenten erscheinen aus unserer Sicht daher lohnend.“

Darüber hinaus bieten Schwellenländer den Anlegern einige Chancen. Die realen Renditen sind vielfach attraktiv, zusätzlich stützen Währungsgewinne durch die zuletzt schwächere Entwicklung des US-Dollars das Anlageumfeld. Unternehmensanleihen aus Schwellenländern bieten gegenüber ihren Pendants aus den Industriestaaten oftmals höhere Risikoaufschläge, obwohl sie sich oft durch vergleichsweise solide Fundamentaldaten auszeichnen. Nichtsdestotrotz bleibt die Assetklasse insgesamt stark abhängig von der Entwicklung der US-Staatsanleiherenditen, da steigende Treasury-Renditen tendenziell zu einer Belastung für Kapitalflüsse und Finanzierungskosten in den Emerging Markets führen können.

Fischers Fazit: „Lokalwährungsanleihen aus Schwellenländern bieten attraktive Realrenditen sowie potenzielle Währungsgewinne. Dabei erscheint eine gezielte Auswahl von Ländern mit soliden Fundamentaldaten – etwa Brasilien oder Kolumbien – besonders sinnvoll. Gleichzeitig halten wir ein aktives Risikomanagement für essenziell, um auf mögliche Renditeanstiege bei US-Staatsanleihen vorbereitet zu sein.“

 

Veröffentlicht am: 04.07.2025

AusdruckenArtikel drucken

LesenzeichenLesezeichen speichern

FeedbackMit uns Kontakt aufnehmen

FacebookTeile diesen Beitrag auf Facebook

Nächsten Artikel lesen

Vorherigen Artikel lesen

 

Neu:

▪ US-Arbeitsmarktzahlen: Erneut besser als erwartet

▪ Die finanzielle Revolution Europas steht bevor

▪ Anleiherenditen – der Zollschock ist abgeklungen

▪ Small Caps: Der „Stay-Private“-Trend

▪ Vier von zehn Privatinvestoren setzen bereits auf aktive ETFs

▪ Unerkannte Stärke – welche Deals Anleger kennen sollten

▪ 42. Münchner Filmfest 2025 - 164 Filme aus 54 Ländern

▪ VERDENSBALLETT auf Sylt

▪ Die Deutschen lieben Urlaubsflirts

▪ Sport ist gesund – aber auch riskant


 

 

 

 

Werbung

Werbung

 

 

 

Werbung

             

 

Besuchen Sie auch diese Seiten in unserem Netzwerk:
| Börsen-Lexikon
| Fotograf Fotomensch Berlin
| Geld & Genuss
| gentleman today
| genussmaenner.de
| geniesserinnen.de
| instock.de
| marketingmensch | Agentur für Marketing, Werbung & Internet
| Unter der Lupe

© 2024 by frauenfinanzseite.de, Groß-Schacksdorf. Alle Rechte vorbehalten.