^

URL: https://www.frauenfinanzseite.de/index.php?id=1,16534,0,0,1,0


US-Dollar unter Druck – Anleger suchen Alternativen

... von Alexis Bienvenu, Fondsmanager bei LFDE



Der US-Dollar hat gegenüber einem Währungskorb in Form des DXY-Index seit Jahresbeginn 10 % verloren. Gold stieg im selben Zeitraum hingegen um 29 % (in USD, Stand 24. Juli). Als andere Alternative zum US-Dollar legte der Bitcoin im selben Zeitraum fast ebenso stark zu wie Gold. In zwei Jahren hat er einen Höhenflug von über 300 % (in USD) hingelegt. Flüchten die Anleger also aus dem US-Dollar?


Seine Schwäche ist umso bemerkenswerter, als die Zinsentwicklung ihn eigentlich stärken müsste. Denn die Europäische Zentralbank (EZB) hat ihren Leitzins seit Juni 2024 um insgesamt 200 Basispunkte gesenkt, während die Senkung seitens der US-Notenbank (Fed) nur 100 Basispunkte betrug. Der US-Leitzins ist somit aktuell höher als der der meisten großen Zentralbanken. Die Inflation ist in den USA zwar höher, was tendenziell die Währung schwächt. Doch selbst inflationsbereinigt sind die realen Renditen in US-Dollar weiterhin höher als in den meisten anderen großen Währungen. Zudem sind Zinssenkungen seitens der Fed nicht in Sicht. Die Abneigung gegenüber dem US-Dollar muss also sehr stark sein, um einem solchen Zinsgefälle zuwiderzulaufen.

Haushaltskrise in den USA belastet das Vertrauen

Eine mögliche Erklärung liefert der Bericht des „Congressional Budget Office“: Die staatliche Finanzlage der USA verschlechtert sich rapide. Laut dem Bericht vom März 2025 sollen die Staatsschulden bis 2055 auf 169 % des US-BIP steigen, was von einem konstanten jährlichen Haushaltsdefizit von 6,3 % angetrieben wird. In dieser Prognose wurden noch nicht einmal die Auswirkungen des neuen Gesetzes von Trump – des „One Big Beautiful Bill“ – berücksichtigt, das die Haushaltslage derselben Instanz zufolge noch weiter verschlimmern dürfte. Doch es ist gar nicht einmal der absolute Betrag der Schulden, der furchterregend ist. Japan überschreitet diesen Wert bei Weitem. Sorge bereitet vielmehr die mit ihnen verbundene Zinslast für die Staatsfinanzen. Laut derselben Quelle dürfte sie von durchschnittlich 2,1 % des BIP über die vergangenen 50 Jahre in 30 Jahren auf 5,4 % steigen. Dies entspricht drei Vierteln des für 2055 erwarteten Defizits (7,3 %). Das ist mehr als der Anteil des US-Haushalts, der in die Verteidigung (2,9 % im Jahr 2025) bzw. in die Sozialversicherung fließt. Ein großer Teil dieser Zinsen wäre zudem an ausländische Investoren zu zahlen, die aktuell ein Drittel der amerikanischen Schulden halten. Ein Geldfluss, der das Inlandseinkommen der USA umso mehr verringern und damit die gesamte Wirtschaft destabilisieren würde.

Flucht aus dem US-Dollar bleibt riskant und komplex


Vor diesem Hintergrund ist es nicht überraschend, dass Anleger davor zurückschrecken, auf lange Sicht US-Dollar zu kaufen, und sich stattdessen in Alternativen wie den Euro, den Schweizer Franken, Gold oder Kryptowährungen flüchten. Doch wenngleich der Euro insgesamt weniger stark durch Schulden belastet ist, ist er nicht frei von wohlbekannten Anfälligkeiten, was die angespannte Haushaltslage Frankeichs veranschaulicht. Der Schweizer Franken wiederum ist zwar sicher, aber sein Emissionsvolumen ist zu gering, um eine starke weltweite Nachfrage zu decken. Deshalb sind die kurzfristigen Schweizer Zinsen wieder in den negativen Bereich gesunken. Gold hat sich wiederum zum Vermögenswert der Wahl für große institutionelle Anleger gemausert, erweist sich aber weiterhin als umständlich bei alltäglichen Transaktionen. Kryptowährungen sind weitaus beliebter und scheinen sich den durch Verschuldung bedingten Problemen zu entziehen. Sind sie der ideale sichere Hafen?

Auch Stablecoins binden Anleger an den US-Dollar

Der Bitcoin ist zwar in der Tat unabhängig von Schulden und Staaten, sofern er gemäß den nationalen Gesetzgebungen zulässig ist, was zum großen Teil seinen Triumphzug erklärt. Dies trifft jedoch nicht auf hybride Kryptowährungen wie den „Stablecoin“ zu. Letztere werden auf Blockchains basierenden Plattformen wie Ethereum oder Solana gehandelt und wirken aufgrund des festen Wechselkurses zu traditionellen Währungen attraktiv. Angesichts ihres zunehmenden Erfolgs haben die USA jüngst mit dem „GENIUS Act“ (Guiding and Establishing National Innovation for US Stablecoins) ein sehr geschicktes Gesetz verabschiedet. Einerseits sichert das Gesetz diese neuen, an den US-Dollar gebundenen Währungen durch Transparenzanforderungen. Andererseits verlangt es von ihnen eine hundertprozentige Bindung an den US-Dollar. Folglich ist jeder Kauf eines an den US-Dollar gebundenen Stablecoins, wie des USD Coin oder des Tether, nichts anderes als der Kauf von US-Dollar. Die USA leiten somit Geldflüsse von Anlegern, die nach einer Alternative suchen, in die offizielle Währung um. Anscheinend können die flüchtenden Anleger dem US-Dollar nur entrinnen, wenn sie sich vollständig aus dem gesamten System zurückziehen – auf die Gefahr hin, dass sie anderswo untergehen.

 

Veröffentlicht am: 30.07.2025

AusdruckenArtikel drucken

LesenzeichenLesezeichen speichern

FeedbackMit uns Kontakt aufnehmen

FacebookTeile diesen Beitrag auf Facebook

Nächsten Artikel lesen

Vorherigen Artikel lesen

 

Neu:

▪ Zoll-Deal zwischen der EU und den USA: Ende der Unsicherheit für europäische Aktien

▪ Mit Fonds in die Zukunft

▪ Zuversichtlich bis zur Krise: Nehmen sich Unternehmen bei der Datenresilienz selbst den Wind aus den Segeln?

▪ Zweites Halbjahr: Gold bietet weiterhin Chancen – vor allem auf lange Sicht

▪ Mehr als nur gutes Aussehen

▪ US-BIP: Auf Anlagekurs bleiben

▪ So klingt die Zukunft!

▪ Vorschau Fed Sitzung am 30. Juli 2025 – Abwarten und Beobachten

▪ Trumps Drohung mit Pharmazöllen: Auswirkungen auf europäische CLOs

▪ US-Dollar unter Druck – Anleger suchen Alternativen


 

 

 

 

Werbung

Werbung

 

 

 

Werbung

             

 

Besuchen Sie auch diese Seiten in unserem Netzwerk:
| Börsen-Lexikon
| Fotograf Fotomensch Berlin
| Geld & Genuss
| gentleman today
| genussmaenner.de
| geniesserinnen.de
| instock.de
| marketingmensch | Agentur für Marketing, Werbung & Internet
| Unter der Lupe

© 2024 by frauenfinanzseite.de, Groß-Schacksdorf. Alle Rechte vorbehalten.