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DWS Chart der Woche - Waffenstillstand zwischen zwei Handelsriesen

Die vorläufige Einigung mit der Europäischen Union lässt Trumps erratische Zölle wieder mal wie Lösungen für nicht existente Probleme erscheinen



In der Mikroökonomie ist Marktversagen ein zentraler Begriff, um die Entstehung und Entwicklung von Institutionen zu erklären. Wenn Märkte bei der Maximierung des Wohlstands versagen, so lässt dies laut solcher Ansätze häufig andere institutionelle Arrangements entstehen – von hierarchischen Unternehmen über Kartellrecht bis hin zur Handelspolitik. Der springende Punkt dabei ist, die Ergebnisse des freien Marktes replizieren und selektiv verbessern zu können – was oft recht schwierig ist, da auch Regierungen zu eigenen Fehlern neigen.1)

Vor diesem Hintergrund sind die vorläufigen Vereinbarungen mit Japan, Großbritannien und der Europäischen Union (EU) gar nicht so schlecht – zumindest für Trumps diverse Verhandlungspartner und im Vergleich zu den ursprünglichen Befürchtungen.2) Dies zeigt schon ein Blick auf die Entwicklung der Zusammensetzung der US-Importe nach Herkunftsländern im Zeitverlauf. Unser „Chart der Woche“ kombiniert dazu Jahresdaten mit den volatileren Monatszahlen für 2025 bis Mai.3)

Die vorläufige Einigung mit der EU markiert einen Waffenstillstand mit dem größten Importlieferanten der USA

In einem stabilen politischen Umfeld spiegelt die Zusammensetzung der Importe die Spezialisierung auf der Grundlage komparativer Vorteile wider. Unternehmen und Konsumenten entscheiden, von wo sie bestimmte Waren, Dienstleistungen oder Komponenten am günstigsten beziehen. Deshalb sind große Veränderungen eher selten und zeigen sich erst langsam, wenn beispielsweise die relativen Löhne der Beschäftigten im verarbeitenden Gewerbe in aufstrebenden Volkswirtschaften wie China widerspiegeln, deren Kostenvorteile schwinden.

Das macht die starken Schwankungen, die in diesem Jahr und in Ländern wie China, Mexiko oder Vietnam auch schon während Trumps erster Amtszeit zu beobachten waren, sehr ungewöhnlich. Zumindest bei den industrialisierten Handelspartnern dürfte sich die Lage etwas beruhigen. „Kurzfristig verringert die vorläufige Einigung Unsicherheiten für europäische Exporteure und US-Importeure erheblich“, argumentiert Vincenzo Vedda, Chief Investment Officer bei DWS. „Die eigentliche Frage ist, was dies langfristig bedeuten wird.“

Zumindest aus ökonomischer Sicht waren Trumps Strafzölle immer eine Lösung auf der Suche nach nicht existenten Problemen. Der bilaterale Handel mit Waren und Dienstleistungen war in letzter Zeit nahezu ausgeglichen. US-Unternehmen erzielen in Europa überdurchschnittliche und oft recht gering besteuerte Gewinne, insbesondere im Bereich der digitalen Dienstleistungen. Theoretisch hätte dies ein starkes Argument für ein Eingreifen der EU mit Vergeltungsmaßnahmen gegen tatsächliche Marktversagen geliefert. Kein Wunder, dass die Aktienmärkte auf beiden Seiten des Atlantiks mit vorsichtiger Erleichterung reagierten. Längerfristig dürfte jedoch die US-Wirtschaft insgesamt einen Preis zahlen, da das Wachstum in den durch Zölle geschützten Sektoren andere Aktivitäten verdrängen und die Effizienz verringern dürfte.4)

1) Siehe beispielsweise Winston, C. (2006), „Government Failure versus Market Failure: Microeconomics Policy Research and Government Performance”, AEI-Brookings Joint Center for Regulatory Studies

2) Weitere Einzelheiten zum EU-Abkommen finden Sie im DWS CIO Flash vom 28. Juli 2025, „Handelskrieg abgewendet: USA und EU einigen sich auf Handelsabkommen”.

3) Das Vereinigte Königreich ist bis zum Brexit im Januar 2020 in den Zahlen der EU enthalten.

4) Einige vorläufige, nützliche Modellrechnungen auf der Grundlage der bisher angekündigten Handelsmaßnahmen finden sich in The Budget Lab at Yale, 28. Juli 2025, „State of U.S. Tariffs”

 

Veröffentlicht am: 02.08.2025

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