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DWS Marktausblick August 2025

Die aktuellen Einschätzungen der DWS zu Konjunktur, Märkten und Anlageklassen



Markt & Makro - Vincenzo Vedda, Global Chief Investment Officer

„Verhalten optimistische Grundstimmung in Zeiten hoher Risiken“ – so beschreibt Chef-Anlagestratege Vincenzo Vedda die momentane Stimmung. Um mit einem positiven Aspekt bei den sehr hoch bewerteten US-Aktien anzufangen: Die Liste der Gewinner dieses Jahr sei deutlich ausgewogener als in den vergangenen Jahren, als es fast ausschließlich die als glorreiche Sieben umschriebenen großen Technologiewerte waren, die die Märkte bewegten und alle anderen Werte zu Statisten degradierten. 

„Etwas mehr Ausgewogenheit ist sicherlich ein Vorteil“, so Vedda. Ansonsten gebe es aber einige Faktoren, die zur Vorsicht mahnten. Die von den Märkten erhofften Steuerimpulse hätten sich nicht so realisiert, wie erhofft. Das Thema künftige Staatsverschuldung werde zusehends als Belastung gesehen. Bei den Unternehmensgewinnen der im S&P 500 vertretenen Unternehmen könnte es zu Enttäuschungen kommen, mit Ausnahme in den Branchen Technologie und Finanzen. Die Bewertung an den Aktienmärkten, aber auch bei Unternehmensanleihen spiegele sehr hohe Erwartungen wider. Platz für Enttäuschungen sei da kaum. Soll heißen: Sollten diese kommen, könnte es mit den Kursen auch ganz schnell einmal Richtung Süden gehen.

Mit Blick auf den Anleihemarkt sagt Vedda: „Wir erwarten für die USA und für die Eurozone eher steigende Kurse, also fallende Renditen.“ Das gelte sowohl für kurz- als auch für langlaufende Staatsanleihen. Die zuletzt recht schwach ausgefallenen US-Arbeitsmarktdaten könnten die US-Notenbank dazu veranlassen, demnächst doch die Zinsen zu senken.

Vedda hält es auch für voreilig, das Ende der Attraktivität von US-Staatsanleihen für internationale Anleger auszurufen. In der Eurozone könnte der sich möglicherweise verschärfende Konflikt zwischen den USA und Russland und die anhaltende Unsicherheit im Zoll- und Handelskonflikt die Europäische Zentralbank zu weiteren Zinssenkungen veranlassen.

Konjunktur: Eurozone gut behauptet, USA profitieren von Vorzieheffekten im ersten Quartal

- Das Wachstum in der Eurozone fiel im ersten Halbjahr 2025 mit annualisierten 1,6 Prozent recht ordentlich aus. Besonders stark erwies sich einmal mehr die spanische Wirtschaft, die im zweiten Quartal um 0,7 Prozent zulegte. 
- In den USA wuchs die Wirtschaft im zweiten Quartal um drei Prozent. Gründe dafür: Vorzieheffekte bei Importen im ersten Quartal, um Zölle zu vermeiden und entsprechend weniger Einfuhren im zweiten Quartal – Importe mindern das Bruttoinlandsprodukt.

Inflation: Preissteigerung in Eurozone dürfte unter Zwei-Prozent-Marke sinken – Zolldruck in den USA
- In Deutschland lag die Inflationsrate im Juli bei 2,0 Prozent und damit deutlich höher als in Frankreich und Italien. Die Preise für Nahrungsmittel stiegen trotz positiver saisonaler Effekte um 2,2 Prozent (Juni: 2,0 %). Der Preisanstieg bei Dienstleistungen verlangsamte sich etwas auf 3,1 Prozent, nach 3,3 Prozent im Juni.
- Wir erwarten, dass die Inflationsrate in der Eurozone im zweiten Halbjahr leicht unter die Zwei-Prozent-Marke fallen wird. In den USA dürften die Zölle für erhöhte Inflationszahlen sorgen, die zuletzt bei 2,8 Prozent im Jahresvergleich lagen.

Notenbanken: US-Zentralbank hält Zinsen bislang hoch
- Die US-Notenbank hat Ende Juli die Leitzinsen bei 4,25 bis 4,50 Prozent belassen, sehr zum Ärgernis von US-Präsident Trump. Nach den zuletzt schwachen Arbeitsmarktdaten geht der Markt von einer Zinssenkung im September aus.
- Die Europäische Zentralbank hat nach einer Reihe von Zinssenkungen – der Leitzins liegt derzeit bei 2,0 Prozent – eine Pause eingelegt. Bis Juni 2026 rechnen wir mit zwei weiteren Zinssenkungen.

Risiken: Das Zollchaos dürfte noch lange nicht zu Ende sein
- Die chaotische, unberechenbare Zollpolitik von US-Präsident Trump bleibt ein erheblicher Risikofaktor für die Entwicklung von Wirtschaft und Aktienkursen, zumal niemand vorhersagen kann, wie lange die Halbwertzeit von Vereinbarungen ist.
- Eine weitere geopolitische Eskalation wäre ebenfalls ein Abwärtsrisiko für die Märkte weltweit.
 



Aktien - Philipp Schweneke, Fondsmanager europäische Aktien

Können europäische und insbesondere deutsche Aktien ihre Erfolgsspur halten? Die Bilanz im laufenden Jahr fällt immer noch sehr gut aus. Vor allem für den deutschen Leitindex Dax, der seit Jahresbeginn knapp 20 Prozent im Plus liegt. Allerdings haben die Kurse seit dem proklamierten US-Zoll auf europäische Exporte etwas gelitten. Philipp Schweneke vom Deutschland-Aktien-Team sieht bei dem derzeitigen erhöhten Bewertungsniveau aber weiter Chancen. Die Qualität und die Ertragskraft vieler Dax-Unternehmen rechtfertigen die aktuellen Bewertungen im internationalen Vergleich. Ein Großteil der Entwicklung lasse sich auf die Erwartungshaltung zurückführen. Es gebe gute Gründe dafür, dass sich deutsche Aktien weiterhin gut entwickelten. Der deutsche Leitindex Dax habe sich von 2018 bis 2024 deutlich schlechter entwickelt als der globale Aktienindex MSCI World – entsprechend niedrig seien die Erwartungen gewesen. „Wenn die Bewertungen stabil bleiben und die Gewinnschätzungen des Marktes eintreffen, könnten die Unternehmensgewinne ein höheres Kursniveau rechtfertigen“, so Schweneke. Einen Favoritenwechsel sieht der Aktienmarktexperte in der nächsten Zeit eher nicht. Die Rahmenbedingungen hätten sich nicht verändert: Fiskalstimulus, NATO-Budget, US-Zölle. „Wir gehen deshalb davon aus, dass sich bei den Gewinnern und Verlierern, nicht viel ändern wird“, so Schweneke.

Aber nicht nur für die deutschen Standardwerte sieht Schweneke nach wie vor Potenzial. „Nebenwerte, die sich im laufenden Jahr nach einer langen Durstphase schon gut entwickelt haben, bleiben ebenfalls chancenreich“, so Schweneke. Diese Titel würden teilweise noch stärker als die großen Werte von dem Infrastrukturpaket, den erhöhten Verteidigungsausgaben und der Strompreisreform profitieren. In den nächsten Wochen könnte sich die leichte Schwächephase durchaus fortsetzen, meint Schweneke und führt drei Gründe an: Die traditionell eher schwachen Sommermonate an den Börsen, eine Ertragssaison der Unternehmen, die zwar in Ordnung gewesen sei, aber mehr auch nicht. Dazu kämen schwächelnde Wirtschaftsdaten aus den USA. Ab Mitte September dürften Anleger aber ihr Augenmerk auf die zu erwartenden Gewinne des Jahres 2026 richten. „Hier sind die Aussichten positiv. Zyklische Standard- und Nebenwerte sollten profitieren“, so Schweneke.             
Aktien USA: Erfolgreiches Comeback – aber hohe Unsicherheiten
- Der US-Aktienindex S&P 500 hat den starken Kursrückgang aus dem April inzwischen komplett wettgemacht und liegt seit Jahresbeginn mit etwa acht Prozent im Plus.
- Die kurzfristigen Aussichten bleiben ungewiss, auch wenn sich die Märkte stabilisiert zu haben scheinen. Der Technologie-Sektor bleibt das Rückgrat des Index. Wir sehen auf dem derzeitigen Niveau geringes Kurspotenzial.

Aktien Deutschland: Trotz hervorragender Wertentwicklung wohl noch Luft nach oben
- Der deutsche Leitindex Dax hat in den vergangenen zwölf Monaten um imposante 38 Prozent zugelegt. Wir sehen mittelfristig Raum für weitere Kurssteigerungen, auch wenn der stärkere Euro das Gewinnwachstum der Unternehmen im ersten Halbjahr vermutlich um mehrere Prozentpunkte gedrückt hat.
- Langfristig dürfte ein stärkerer Euro für die Unternehmen aber gut beherrschbar sein, da die Dax-Unternehmen auch auf der Kostenseite global aufgestellt sind.

Aktien Europa: Derzeit aussichtsreicher als US-Titel
- Der EuroStoxx 600 liegt bei der Wertentwicklung im laufenden Jahr knapp hinter dem wieder erstarkten S&P 500.
- Aufgrund des Momentums und der attraktiveren Bewertungen bevorzugen wir derzeit dennoch europäische Aktien gegenüber US-Titeln. Das betrifft sowohl Standard- als auch Nebenwerte.

Aktien Schwellenländer: Geopolitische Unsicherheit trifft auch Schwellenländer
- Die geopolitische Lage bleibt angespannt, und auch die US-Zollpolitik birgt nach wie vor erhebliche Risiken.  Bei den Schwellenländern betrifft das insbesondere die Beziehung zwischen den USA und China.
- Trotz diverser Unsicherheiten bleibt China für uns ein Fokusmarkt, wobei wir bei Investments vorsichtig bleiben und sehr selektiv vorgehen.
 



Anleihen - Per Wehrmann, Fondsmanager Fixed Income


„Die Durchschnittsrenditen liegen bei europäischen Hochzinsanleihen derzeit bei etwa fünf Prozent“, sagt Fondsmanager Per Wehrmann. Das höre sich erst einmal gut an. Allerdings komme der Auswahl eine entscheidende Bedeutung zu. Ein Blick in die Vergangenheit zeige: im langfristigen Vergleich ist das nicht sonderlich viel. Die Renditeaufschläge gegenüber Staatsanleihen betragen derzeit weniger als 300 Basispunkte – 100 Basispunkte entsprechen einem Prozentpunkt. Ursächlich dafür: Zum einen die relativ kurze durchschnittliche Restlaufzeit vieler Anleihen und das vergleichsweise gute Rating – mehr als 60 Prozent der im betreffenden Index1) vertretenen Anleihen haben ein BB-Rating und damit das höchste im Bereich von Hochzinsanleihen. Die Zinsaufschläge seien momentan gerade in diesem Bereich zu niedrig und preisten die Risiken eher unzureichend ein, so Wehrmann. Anders sehe es bei Hochzinsanleihen mit schlechteren Ratings wie CCC aus. Hier würden die erhöhten Risiken mit entsprechend höheren Renditen entlohnt – die Durchschnittsrendite des zugehörigen Index2) liegt bei circa 13,5 Prozent. Ein weiterer wichtiger Punkt für Anleger sei die Laufzeit der Anleihen. Der Unterschied der Zinsaufschläge je nach Laufzeit sei derzeit recht gering, soll heißen, dass das Risiko längerer Laufzeiten unterdurchschnittlich entlohnt werde. Wehrmann: „Wir bevorzugen deshalb kürzere Laufzeiten, weil wir hier ein attraktiveres Rendite-Risiko-Verhältnis sehen.“

1) ICE BofA Euro Non-Financial High Yield Constrained Index
2) ICE BofA CCC & Lower Euro High Yield Index  

 

Veröffentlicht am: 13.08.2025

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