Die US-Notenbank steht vor einer heiklen Entscheidung: Der schwächelnde Arbeitsmarkt spricht für Zinssenkungen, die steigende Inflation dagegen. Dr. Felix Schmidt, Senior Economist bei Berenberg, erläutert in einem aktuellen Kommentar seine Einschätzung zum Ausgang der anstehenden Fed-Sitzung.
"Die US-Zentralbank Federal Reserve (Fed) befindet sich derzeit in einer schwierigen Lage. Einerseits kühlt sich der US-amerikanische Arbeitsmarkt derzeit deutlich ab, was nach Zinssenkungen ruft. Andererseits treiben die US-Zölle die Inflation in die Höhe und entfernen sie damit immer weiter vom Zwei-Prozent-Ziel der Fed. Die Inflationsrate stieg im August von 2,7 auf 2,9 Prozent und wird in den kommenden Monaten voraussichtlich die Marke von 3 Prozent überschreiten. Dies spricht isoliert betrachtet eigentlich für eine weiterhin restriktive Geldpolitik. Derzeit scheinen sich die US-Währungshüter allerdings mehr Sorgen um den schwächelnden Arbeitsmarkt zu machen als um die Inflationsgefahr. Für die morgige Fed-Sitzung wird daher allseits mit einer Senkung der Leitzinsspanne um 25 Basispunkte auf dann 4,0 bis 4,25 Prozent gerechnet. Die schwierige ökonomische Situation und die Frage, ob man Donald Trumps Wunsch nach deutlich niedrigeren Zinsen nachkommen sollte, führen jedoch dazu, dass diese Entscheidung höchstwahrscheinlich nicht einstimmig fallen wird.
Während die meisten Mitglieder des zwölfköpfigen Offenmarktausschusses für eine Senkung des Leitzinses um 25 Basispunkte stimmen werden, wird es auf der einen Seite wohl auch Stimmen für keine Zinsveränderungen und auf der anderen Seite für einen großen Zinsschritt in Höhe von 50 Basispunkten geben. Für die nächste Sitzung am 30. Oktober rechnen wir mit einer erneuten Absenkung der Leitzinsspanne um 25 Basispunkte auf 3,75 bis 4,00 Prozent, bevor der anhaltende Inflationsdruck weiteren Zinssenkungen dann einen Riegel vorschieben wird."