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Die Rückkehr der Glorreichen 7

... beobachtet von Thomas Böckelmann, leitender Portfoliomanager der Dolphinvest Capital



Nachdem die globalen Aktienmärkte bereits dem statistisch schwachen September getrotzt hatten, konnten sie im Oktober nochmals zulegen. “Statt Gruseln an Halloween gab es in den USA neue Allzeithöchststände“, erklärt Thomas Böckelmann, leitender Portfoliomanager der Dolphinvest Capital. Selbst die Äußerungen des Fed-Präsidenten – seine jüngste Zinssenkung könne nicht einfach fortgeschrieben werden – konnte die gute Stimmung nicht trüben. Dabei waren Wetten auf zahlreiche Zinssenkungen bislang ein wichtiger Treiber der Märkte.

Die Glorreichen 7 sind zurück


Der Oktober war geprägt durch ein Wiedererstarken der großen US-Technologiewerte – bekannt als die Glorreichen 7 oder Hyperscalers. Laut dem Experten waren dabei nicht nur deren starke Quartalszahlen, sondern vor allem optimistische Ausblicke im Bereich Künstliche Intelligenz (KI) entscheidend für die Kursgewinne. „Selbst die Warnung von Sam Altman, Gründer und Chef der KI-Plattform Open AI, vor übertriebenen Kursen bei Technologieaktien, konnte die Marktteilnehmer nicht abschrecken. Zu groß bleibt die Angst, eine weitere Kursrallye zu verpassen“, erläutert Böckelmann.

KI-Fantasie weiterhin Wachstumsmotor

Aufgrund der hohen Gewichte der Glorreichen 7 in den Aktienindizes konnte der Gesamtmarkt stark profitieren, während in der Breite der Unternehmen durchaus einige Enttäuschungen zu verzeichnen waren. „Der Fokus der Marktteilnehmer liegt ausschließlich auf der KI-Fantasie und dem erhofften Produktivitätspotenzial“, sagt Böckelmann. Massive Investitionen der Hyperscalers – Hunderte von Milliarden US-Dollar in Computing, Rechenzentren und die erforderliche Energieversorgung – kurbeln das Wirtschaftswachstum an. Gleichzeitig zeigen sich andere Branchen trotz Folgen irrationaler US-Zollpolitik sehr resilient.

Machtspiel mit unklarer Rechnung

„Die US-Märkte profitieren auch vom Pragmatismus ihres Präsidenten Donald Trump, der zwar einerseits für Zölle auf dem Niveau der 1930er Jahre verantwortlich ist, es andererseits aber schafft, anderen Nationen immer wieder Zugeständnisse abzuringen“, so Böckelmann. Wieviel der im Oktober erreichte Waffenstillstand im Handelsstreit mit China tatsächlich wert sein wird, dürfte sich in den kommenden Wochen zeigen. „Auch wenn die USA im Bereich Halbleiter und KI technologisch noch führend sind, besitzt China zwei Drittel aller Weltreserven Seltener Erden und dominiert zu 90 % deren Lieferketten“, betont der Experte.

Neben den global ausufernden Staatsschulden stellt sich für Böckelmann die Frage, wer letztlich für die aktuell durchschnittlich 19% US-Importzölle zahlen muss – mehrheitlich der für die US-Wirtschaft so wichtige Konsument über höhere Preise oder der ausländische Produzent durch sinkende Gewinnmargen. Wenig hilfreich sei dabei, dass aufgrund der aktuellen Haushaltssperre und der damit verbundenen Stilllegung der US-Bundesverwaltung keine belastbaren statistischen Zahlen erhoben werden können.

Europa als unbeteiligter Zuschauer

Auch Europa ist von Chinas Exportrestriktionen bei Rohstoffen wie Halbleitern betroffen. Hier gälte es nun abzuwarten, wie die großen Nationen entscheiden. „Der Streit zwischen USA und China konnte bislang nicht genutzt werden, sich auf eigene wirtschaftliche Stärken zu konzentrieren und diese zu bündeln – im Gegenteil“, so Böckelmann. 19 Regierungschefs – einschließlich Deutschland und Frankreich – haben in einen Brandbrief an die EU-Kommission eine dringend zu ändernde EU-Wirtschaftspolitik gefordert, in dem sich auf das letztjährige Mario-Draghi-Papier verwiesen, alternativlos auf Wettbewerbsfähigkeit und Bürokratieabbau zu setzen. Allerdings hat das EU-Parlament den Antrag des Rates zur Aussetzung des von allen Wirtschaftsexperten als wohlstandsgefährdend eingestuften Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes abgelehnt.

„Während ein durch die Oktoberwahlen gestärkter argentinischer Präsident in seinem Land für Zuversicht und Aufbruchstimmung sorgt und mit beeindruckenden Wirtschaftszahlen glänzt, konzentriert sich das Europäische Parlament weiter auf seine moralische Überlegenheit, Regelverliebtheit und ansonsten realitätsferne Sicht auf die Welt“ kritisiert Böckelmann.

Auf der einen Seite steht eine noch sehr widerstandsfähige Weltwirtschaft, die von anpassungsfähigen Unternehmen getragen wird und auf der anderen Seite eine Politik, die auf den ersten Blick irrational erscheint. „Beide Kräfte werden für einen spannenden Verlauf an den Kapitalmärkten bis zum Jahresende sorgen“, resümiert Böckelmann.

 

Veröffentlicht am: 05.11.2025

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