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DWS-Marktausblick November 2025

Die aktuellen Einschätzungen der DWS zu Konjunktur, Märkten und Anlageklassen



Markt & Makro - Vincenzo Vedda, Global Chief Investment Officer

Künstliche Intelligenz befeuert weiter Aufschwung an US-Märkten – aber Risiken nehmen zu


Business as usual in den USA – die Zollkapriolen setzen sich munter fort, der Stillstand der US-Bundesverwaltung dauert nun schon mehr als fünf Wochen und die Euphorie in Sachen Künstlicher Intelligenz            (KI) treibt die Kurse immer weiter nach oben. Seit der Einführung von ChatGPT sind im US-Index S&P 500 gerade einmal 41 Aktien, die mit KI zu tun haben, für drei Viertel der Kursgewinne verantwortlich. 

„US-Aktien sind rekordhoch bewertet, die Konzentration ist enorm. Kurzfristig scheint es noch genug Sauerstoff für weitere Kurssteigerungen zu geben“, sagt Chefanlagestratege Vincenzo Vedda. Als problematisch könne sich bei den KI-Unternehmen jenseits ihrer hohen Bewertung ihre zunehmende Verflechtung erweisen. Es werde immer schwieriger zu erkennen, ob ein Unternehmen Kunde, strategischer Partner, Investor oder Konkurrent sei.          

Man könnte den Eindruck gewinnen, die Branche sei sich inzwischen selbst genug. Diversifikation sei auf alle Fälle ein Gebot der Stunde, auch innerhalb des Aktienbereichs. „Hier sind wir inzwischen für deutsche Aktien wieder positiver gestimmt, die seit Ende Mai nicht mehr so recht vom Fleck gekommen sind“, sagt Vedda. Die positiven Effekte der staatlichen Ausgabenprogramme im Verteidigungshaushalt und bei den Infrastrukturinvestitionen sollten im Laufe des kommenden Jahres spürbar werden und könnten die Kursstagnation beenden.
Leichte Anpassungen nach unten gab es bei der Einschätzung für europäische Unternehmensanleihen guter Qualität. Die Zinsaufschläge gegenüber Staatsanleihen seien inzwischen äußerst niedrig und lägen derzeit bei nur noch 76 Basispunkten, also 0,76 Prozentpunkten. Entsprechend gering sei der Puffer bei negativen Überraschungen. Allerdings bleibe das Umfeld für die Anlageklasse unterstützend, da die Nachfrage weiterhin robust sei.

Konjunktur: Eurozone stärker als erwartet gewachsen – Deutschland noch in Stagnation
- Die Daten zum Wirtschaftswachstum in der Eurozone im dritten Quartal haben positiv überrascht: 0,2 Prozent statt der erwarteten 0,1 Prozent. Erstaunlich: Die französische Wirtschaft wuchs um 0,5 Prozent. Wenig erstaunlich: Die deutsche Wirtschaft stagnierte. 
- In den USA ist das Konsumentenvertrauen etwas zurückgegangen. Sowohl die Job- als auch die Einkommensaussichten werden zunehmend kritisch gesehen.

Inflation: Eurozone nähert sich der Zwei-Prozent-Marke
- In Deutschland ist die Inflationsrate im Oktober leicht auf 2,3 Prozent (September: 2,4 Prozent) zurückgegangen, vor allem wegen rückläufiger Energiepreise. Im Dienstleistungsbereich blieb die Inflation mit 3,5 Prozent hoch. Die Eurozone insgesamt befindet sich auf Kurs Richtung 2-Prozent-Marke.
- In den USA bleiben die Inflationsrisiken erhöht. Noch ist nicht klar, ob die Zölle auf breiter Front zu höheren Preisen führen oder die Produzenten sich mit geringeren Margen zufriedengeben werden.

Notenbanken: Weitere Zinssenkungen in den USA erwartet
- Die US-Notenbank hat die Leitzinsen wenig überraschend um 0,25 Prozentpunkte auf 3,75 bis 4,00 Prozent gesenkt. Schon etwas überraschender war, dass Notenbankpräsident Powell thematisierte, dass eine weitere Leitzinssenkung im Dezember keine ausgemachte Sache sei. 
- Die Europäische Zentralbank hat die Leitzinsen unverändert bei 2,0 Prozent gelassen.

Risiken: Künstliche Intelligenz muss liefern, politische Unsicherheiten
- Sollten in den USA die Zinssenkungen der US-Notenbank nicht so kommen wie erwartet oder die hohen Investitionen in Künstliche Intelligenz nicht zu den erhofften Renditesteigerungen führen, könnte dies die sehr hoch bewerteten US-Aktienmärkte unter Druck bringen.
- Die labile politische Lage in Frankreich in Kombination mit der hohen Verschuldung ist eine brisante Gemengelage für das Land und auch für die Europäische Union.


Aktien - Thomas Schüßler, Fondsmanager globale Aktien
„Es gibt immer noch genug interessante Dividendentitel“


„Und die Gewinner sind Technologiewerte. Mit ihnen war es in den vergangenen Jahren wie mit Bayern München im deutschen Fußball: Es        gibt viele Wettbewerber, aber letztlich holt sich immer dasselbe Team den Titel. In so einem Umfeld mit einer Dividendenstrategie zu punkten, ist eine Herausforderung“, sagt Fondsmanager Thomas Schüßler, der den größten Value-Fonds in Europa managt. Mit dem Ergebnis seiner Strategie ist Schüßler im laufenden Jahr dennoch zufrieden. Er sucht günstig bewertete Titel mit überdurchschnittlich hohen Dividendenrenditen, guten Bilanzen und guten Gewinnen. Davon gebe es nach wie vor genug. Fündig wird er derzeit besonders bei Finanzwerten, Konsum-Aktien, Pharmatiteln und auch im Ölsektor. Anders als beim MSCI World, bei dem US-Titel ein Gewicht von circa 74 Prozent haben, ist er in den USA nur mit etwa 30 Prozent vertreten. 

Die hohen Bewertungen bei US-Titeln hätten dazu geführt, dass die Dividendenrendite von 2,0 auf durchschnittlich 1,1 Prozent gesunken sei. Bei europäischen Titeln sehe es da noch besser aus. Schüßler: „Die Dividendenrenditen sind zwar auch hier gesunken, liegen aber immer noch bei interessanten drei Prozent.“ Es gebe eine Menge reifer, nicht sonderlich teurer Unternehmen, die vom Wachstum der Weltwirtschaft und auch vom US-Wachstum profitieren dürften. Den Boom beim Thema Künstlicher Intelligenz kann Schüßler kaum nutzen – die Titel weisen in der Regel kaum nennenswerte Dividendenrenditen auf. Deren enorm hohe Bewertung sieht er kritisch: „Das spekulative Element bei US-Technologieaktien ist schon sehr hoch. Spekulation ist per se zwar kein Problem, doch wenn es zu viel davon gibt, steigt die Rückschlaggefahr erheblich.“ Bemerkenswert sei, dass das Konsumentenvertrauen in den USA so niedrig sei wie 2009, was Investoren aber offensichtlich nicht in ihrer Euphorie bremse. Schüßler setzt verstärkt auf Titel aus Europa und auch aus Asien.

Und auch auf Gold. „Dass der Goldpreis so stark gestiegen ist und damit so ein starker Renditebringer war, hat mich überrascht. Ich sehe Gold vor allem als Diversifikationsinstrument“, so Schüßler. Der Goldpreis sei in der Vergangenheit oft negativ zum Aktienmarkt korreliert gewesen. Ein weiteres Element zur Risikostreuung, auf das er derzeit setzt: kurzlaufende deutsche Bundesanleihen. Bitcoins, die in der öffentlichen Diskussion vermehrt als digitales Gold gehandelt werden, sind für Schüßler dagegen kein geeignetes Diversifikationsinstrument. Die würden wie Technologieaktien gehandelt. Gingen die runter, ginge auch der Bitcoin runter. Schüßlers Fazit: „Es gibt keinen Grund, die Aktienmärkte zu meiden. Aber es gibt gute Gründe, ein höheres Augenmerk auf das Thema Diversifikation zu legen.“             

Aktien USA: Gewinnwachstum und weitere Zinssenkungen könnten stützen
- Unser derzeit noch geltendes Kursziel für den S&P 500 – 6.800 Punkte – haben wir bereits erreicht. Der US-Index liegt derzeit dank der guten Kursentwicklung der Technologieaktien mit knapp 16 Prozent im Plus.
- Sollten die Unternehmen ihr hohes einstelliges Gewinnwachstum halten können und die US-Notenbank die Leitzinsen in den kommenden zwölf Monaten drei- bis vier Mal senken, könnte dies die Kurse weiter anschieben.

Aktien Deutschland: Das Potenzial, dass es weiter aufwärts geht, ist da
- Nachdem deutsche Aktien eine etwa sechsmonatige Durststrecke hinter sich haben, sind wir inzwischen auch kurzfristig wieder positiv gestimmt.
- Der deutsche Leitindex Dax liegt im laufenden Jahr trotz der Stagnation in den vergangenen Monaten mit gut 20 Prozent im Plus. Die massiven staatlichen Ausgabenprogramme könnten 2026 zu höheren Auftragseingängen führen, die Börsen könnten dies aber demnächst schon einmal einpreisen.

Aktien Europa: Chancen in Europa jenseits von Technologie-Aktien
- Die Europa-Euphorie an den Märkten ist schon wieder abgeebbt. Der Europe Stoxx 600 liegt im laufenden Jahr zwar mit sehr ordentlichen 16 Prozent im Plus, aber eben nicht mehr vor US-Indizes wie dem S&P 500 oder der Technologiebörse Nasdaq 100.
- Wir sind dennoch positiv für europäische Aktien gestimmt. Jenseits von Technologieaktien hat Europa einige interessante Titel mit guten Wachstumsaussichten zu bieten, die durchaus noch moderat bewertet sind.

Aktien Schwellenländer: Der Technologiesektor könnte die Kurse in Zukunft treiben
- Die Gewinne in Schwellenländern stehen kurzfristig unter Druck. Für die kommenden zwei Jahre erwarten wir allerdings, dass das Gewinnwachstum je Aktie höher ausfallen dürfte als im MSCI World.
- Schwellenländer könnten mittelfristig erheblich vom Boom bei der Künstlichen Intelligenz profitieren. Mit 27,1 Prozent ist die Informationstechnologie der größte Sektor im MSCI Emerging Markets Index.


Long View/Anleihen - Dirk Schlüter, Head of House of Data

Ernsthafte Konkurrenz für Aktien – Infrastrukturinvestments besonders aussichtsreich


„Die Favoritenrolle war im vergangenen Jahrzehnt klar vergeben: „Aktien haben Anleihen in den vergangenen Jahren haushoch geschlagen. Doch es spricht vieles dafür, dass sich das in den kommenden Jahren nicht so einfach fortschreiben lässt“, sagt Dirk Schlüter, Head of House of Data. In unserem langfristigen Kapitalmarktausblick für die kommenden zehn Jahre, dem DWS Long View, gehen wir von deutlichen Verschiebungen bei der Attraktivität von Anlageklassen aus. Immer unter dem Gesichtspunkt von Renditechancen und den damit verbundenen Risiken. Natürlich lassen sich die Renditen einzelner Anlagen nicht genau vorhersagen. Relativ klar scheint aber, dass das Thema Diversifikation deutlich an Bedeutung gewinnen dürfte. Und zwar über Anlageklassen hinweg und auch innerhalb der Anlageklassen. Ein wesentlicher Grund dafür, dass Aktien nicht mehr allein das Maß aller Dinge als Renditebringer sein dürften: Die deutlich zurückgegangenen Risikoprämien, also die erwartete zusätzliche Rendite für das höhere Risiko.

„In den USA sind die Risikoprämien für Aktien – zumindest im Vergleich zu Hochzinsanleihen – inzwischen sogar schon leicht negativ, in Europa dagegen noch geringfügig positiv“, so Schlüter. Interessante Alternativen zu Aktien gebe es langfristig nicht nur bei Unternehmensanleihen, sondern insbesondere auch bei börsennotierten Infrastruktur-investments. „Für die erwarten wir in unserer Zehnjahresprognose durchschnittliche jährliche Renditen, die um etwa einen Prozentpunkt höher liegen als die für den breiten Aktienmarkt“, so Schlüter.

Währungen
Euro/Dollar: Dollar dürfte gegenüber dem Euro schwach bleiben

- Der Anstieg des Euro gegenüber dem Dollar scheint erst einmal gebremst. Bislang gibt es kaum Anzeichen dafür, dass ausländische Investoren ihr Kapital verstärkt von den USA in die Eurozone verlagern.
- Ein anziehendes Wirtschaftswachstum in der Eurozone, in Kombination mit weiteren Leitzinssenkungen in den USA, könnte der europäischen Gemeinschaftswährung den nächsten Schub geben.

Alternative Anlagen
Gold: Wichtige Käufer angesichts des stark gestiegenen Preises derzeit zurückhaltend

- Nachdem er sie schon deutlich überschritten hatte, kämpfte der Goldpreis zuletzt mit der Marke von 4000 Dollar pro Feinunze, liegt aber im laufenden Jahr immer noch mit gut 50 Prozent im Plus.
- Angesichts der starken Preissteigerungen im laufenden Jahr hielten sich preissensible Käufer aus China und Indien zuletzt zurück. Das gilt auch für die Zentralbanken.

 

Veröffentlicht am: 13.11.2025

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