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Chart der Woche - Stabile US-Arbeitslosenquote, nervöse Stimmung

Die offizielle Arbeitslosigkeit in den USA bleibt niedrig, doch die Angst vor dem Jobverlust wächst. Was zählt mehr – Statistik oder Stimmung?



Technologischer Wandel war in der Vergangenheit selten ein Spaziergang. Wird das im Zeitalter der Künstlichen Intelligenz (KI) anders? Die US-Arbeitslosenquote verharrt bei 4,4 Prozent – eigentlich beruhigend. Doch der Schein trügt. 

Unser Chart der Woche erzählt diesmal gleich zwei Geschichten: Seit 2021 hat sich die Arbeitslosigkeit kaum bewegt. Das Job-Wachstum verlangsamte sich nach der Präsidentschaftswahl 2024, doch die meisten Indikatoren deuten auf eine allmähliche, aber nicht abrupte Abschwächung hin. Strengere Einwanderungskontrollen verzerren jedoch die Aussagekraft der Quote. Gleichzeitige Änderungen in der Handels- und Migrationspolitik, oft ohne Vorwarnung, bergen Risiken struktureller Ungleichgewichte und wachsender Lohnunterschiede zwischen Branchen.

Doch das ist – zumindest noch - nicht das Hauptthema. Vielmehr scheinen die Erwartungen der Erwerbstätigen ungewöhnlich pessimistisch. Die zweite Kurve im Chart zeigt: Immer mehr Menschen rechnen damit, ihren Job binnen eines Jahres zu verlieren – und zweifeln daran, schnell wieder Arbeit zu finden. Früher lief diese Erwartung meist parallel zur Arbeitslosenquote. Zuletzt scheint aber die gefühlte Unsicherheit zu wachsen, obwohl die Arbeitslosenzahlen stabil bleiben.

Das deutet unserer Meinung nach auf tiefere Probleme hin. KI ist das Schlagwort des Jahres, doch bislang fehlen klare Belege für ihren Einfluss auf den Arbeitsmarkt – von gesamtwirtschaftlich messbaren Produktivitätsschüben ganz zu schweigen.1)

Das könnte auch politisch relevant sein. Wie der Wirtschaftshistoriker und Nobelpreisträger Joel Mokyr schon vor 30 Jahren schrieb: „Technologischer Fortschritt schmälert das Vermögen derer, deren Kapital – ob real oder menschlich – an die alte Technik gebunden ist und sich nicht umwandeln lässt.“2)

„Es sind nicht die Zahlen, die die Leute nachts wachhalten – es ist die Unsicherheit über das, was kommt“, sagt Christian Scherrmann, Chef-Volkswirt USA bei der DWS. Die eigentliche Wirkung von KI zeigt sich vielleicht weniger in den Arbeitsplätzen, die sie heute ersetzt, als vielmehr in der Unsicherheit, die sie für die Zukunft mit sich bringt. Die Lücke zwischen Gefühl und Realität beeinflusst Politik und Unternehmen gleichermaßen.

Die Angst vor Arbeitslosigkeit nimmt zu – obwohl die US-Arbeitslosigkeit selbst kaum steigt

Grafik-Quellen: Federal Reserve Bank of New York, Haver Analytics, DWS Investment GmbH; Stand: 30.11.2025
* Netto-Erwartung: Arbeitsplatzverlust binnen 12 Monaten abzüglich der Hoffnung, binnen 3 Monaten wieder einen Job zu finden (bei Jobverlust heute)


1) Siehe z.B. The Economist, 26. November 2025, „Generally Paused Technology: Investors expect AI use to soar. That’s not happening. Recent surveys point to flatlining business adoption“ und The Economist, 17. Juli 2025, „Why is AI so slow to spread?“

2) Mokyr, J. (1992): „The Lever of Riches: Technological Creativity and Economic Progress Paperback“, Oxford University Press, S. 256

 

Veröffentlicht am: 06.12.2025

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