Börsen-Visite: Gesundheitsaktien 2026

Gesundheitsaktien haben ein ereignisreiches Jahr 2025 gesehen. Nach einem starken Abverkauf im ersten Halbjahr legte der Sektor im zweiten Halbjahr eine beachtliche Erholung hin. Was kommt 2026? Die Healthcare-Fondsmanager von Apo Asset Management GmbH und Medical Strategy GmbH geben einen kurzen Überblick.

Das erste Halbjahr 2025 war von erheblichen Unsicherheiten geprägt: Diskussionen über sinkende Medikamentenpreise unter der neuen US-Administration, Debatten über das Budget der Forschungsbehörde NIH und politisch aufgeladene Zolldrohungen belasteten die Stimmung. Auch personelle Ankündigungen innerhalb der US-Gesundheitsgremien hatten für Volatilität gesorgt. Doch im Laufe der Monate zeigte sich ein anderes Bild. Viele Befürchtungen hatten weniger Substanz als zunächst angenommen, wichtige Innovationsbereiche blieben stabil und das Interesse der Anlegerinnen und Anleger kehrte bei attraktiver Bewertung langsam zurück. Damit startet der Markt mit Rückenwind in das kommende Jahr. 

Erste Schritte zur Trendwende

Mehrere große Pharmaunternehmen – darunter Pfizer, AstraZeneca, Novo Nordisk und Eli Lilly – schlossen erste Vereinbarungen mit der US-Regierung, welche die geplanten Preisanpassungen konkretisierten und zugleich für dringend benötigte Planungssicherheit sorgten. Auch die Sorgen über erhöhte Zölle stellten sich im Nachhinein als überzogen heraus. Viele Medizintechnik-Produkte sind durch internationale Abkommen wie das Nairobi-Protokoll von Zöllen befreit. Außerdem haben viele Unternehmen Maßnahmen ergriffen und Produktionskapazitäten in den USA aufgebaut. 

M&A gewinnt an Dynamik

Für 2026 deutet vieles auf eine Fortsetzung der steigenden Übernahmedynamik hin. Schon 2025 zog die Transaktionsaktivität, gerade im Biopharma-Sektor, spürbar an – besonders im zweiten Halbjahr. Treibende Kraft sind strukturelle Faktoren: In den kommenden Jahren laufen Patente im Wert von mehreren hundert Milliarden US-Dollar aus, was großen Pharmaunternehmen kaum eine andere Wahl lässt, als Innovationen extern zuzukaufen. Fündig werden sie vor allem im Biotech-Sektor, dessen langfristige Wachstumsperspektiven so überzeugend sind wie lange nicht. Auch andere Sektoren wie Medizintechnik sind für M&A interessant. Ein Beispiel dafür ist die kürzliche Übernahme von Exact Sciences, einem Krebsdiagnostik-Unternehmen, durch Abbott. Insgesamt ergibt das für 2026 ein Umfeld, in dem Übernahmen eine noch größere Rolle spielen könnten. 

Healthcare und Technologie verschmelzen weiter

Gesundheitsunternehmen werden digitale und KI-gestützte Innovationen 2026 weiter vorantreiben. Viele von ihnen setzen diese Technologien sehr gezielt ein, zum Beispiel bei der Diagnostik oder der Entwicklung neuer Medikamente. Große Tech-Firmen entdecken den Markt ebenfalls für sich und positionieren sich mit Investitionen für die Zukunft. Hierdurch wird Innovation gefördert und beschleunigt sowie die technische Infrastruktur bereitgestellt. Für den medizinischen Fortschritt bleibt KI unverzichtbar: von der Studienplanung über die Frühdiagnostik bis zur robotergestützten Chirurgie. Technologie und Gesundheit wachsen damit weiter zusammen. 

Medizinische Fortschritte im Fokus

Im neuen Jahr stehen mehrere Innovationsfelder im Vordergrund. Zum Beispiel bietet das Medizintechnik-Unternehmen Medtronic mit seinem System HUGO nun auch in den USA eine Alternative zur etablierten Da-Vinci-Roboterplattform. Der Aufschwung in der Biotech-Forschung wird durch Unternehmen wie IQVIA beschleunigt, die KI-gestützte Studiendesigns entwickeln und dadurch Entwicklungszeiten verkürzen können. Große therapeutische Bereiche wie Krebs, seltene Erkrankungen und Autoimmunerkrankungen bleiben ebenfalls Wachstumstreiber. GLP-1-basierte Therapien behalten ihre Bedeutung, stehen aber zugleich unter Preisdruck, was die Kursentwicklung unterschiedlich beeinflusst hat. Dafür forschen viele Unternehmen an verbesserten Wirkmechanismen, um diesen attraktiven Markt zu bedienen. Der Gesundheitssektor lebt auch 2026 nicht von einem Trend allein, sondern von einer Vielzahl sich ergänzender medizinischer Fortschritte.

Ein Markt, der zu alter Stärke zurückfindet

Nach einem anspruchsvollen Jahr 2025 spricht vieles dafür, dass Healthcare 2026 wieder deutlich an Fahrt gewinnt. Die M&A-Aktivitäten nehmen weiter zu, regulatorische Risiken erscheinen beherrschbar und Innovationen setzen Impulse, ohne Übertreibungen auszulösen. Das fundamentale Umfeld ist intakt, viele Firmen überzeugen mit stabilen Cashflows, robusten Margen und aussichtsreichen Gewinnerwartungen. Zudem sind die Bewertungen im Vergleich zum breiten Markt derzeit attraktiv. Der Sektor geht also mit einem Mix aus Stabilität, Innovation und finanzieller Stärke ins neue Jahr – und mit guten Chancen auf ein nachhaltiges Comeback.