Die positiv getesteten Neufallzahlen im Zuge der Corona-Pandemie stiegen zuletzt in einigen europäischen Staaten, als auch in vielen Schwellenländern.
So wurden in Brasilien und Indien hohe Niveaus vermeldet, wobei für die Region Mumbai – nach über 100.000 neuen Fällen pro Tag – erneut striktere Lockdowns implementiert wurden. Bedenklich ist dabei, dass von einer sehr hohen Dunkelziffer auszugehen ist und vor allem neue ansteckendere Virus-Mutationen den deutlichen Anstieg verantworten.
Der Vergleich der Impffortschritte zeigt auch, dass Indien – trotz sehr hoher aber überwiegend exportierter Impfstoffproduktion – und Brasilien mit 5-10 Prozent mindestens einmal Geimpfter an der Gesamtbevölkerung noch hinter den europäischen Staaten (10-15 Prozent) und deutlich hinter fortgeschrittenen Nationen, wie Großbritannien (47 Prozent) und den USA (33 Prozent), liegen. Letztere haben zudem kaum im Land produzierte Impfstoffe exportiert.
Wie der Internationale Währungsfonds IWF in seinem jüngsten „World Economic Outlook“ verdeutlicht, sind diese unterschiedlichen Dynamiken der Pandemie und der Impfkampagnen maßgebliche Faktoren für eine zunehmende Divergenz in der wirtschaftlichen Entwicklung. Vor allem die Schwellenländer verzeichnen – auch aufgrund geringerer fiskalischer Unterstützungen – stärkere Einbrüche und länger anhaltende Negativwirkungen, während andere Staaten, wie China und die USA, in der wirtschaftlichen Erholung schon sehr weit fortgeschritten sind.
Aufgrund der coronabedingt weiter hohen Unsicherheiten mahnt der IWF eine zunächst weiter hohe fiskalische Unterstützung der Wirtschaft an, auch um Folgekrisen etwa im Bankensektor oder über Turbulenzen an den Kapitalmärkten zu vermeiden. Gleichzeitig wird jedoch auf die in einigen Staaten mittelfristig notwendigen fiskalischen Konsolidierungsbemühungen aufgrund weltweit explodierter Staatsschulden hingewiesen. Die aggregierten weltweiten Staatschulden im Verhältnis zum BIP haben mittlerweile Niveaus wie zuletzt nach dem 2. Weltkrieg erreicht.
In Deutschland war sowohl im Januar (-2,0 Prozent) als auch im Februar (-1,8 Prozent) eine sinkende Industrieproduktion zu verzeichnen. Diese ist allerdings unter anderem auf saisonale Effekte (bspw. wetterbedingt geringerer Bauproduktion) und stockende Lieferketten (bspw. fehlende Chips in der Automobilindustrie) zurückzuführen. Generell bleiben die Aussichten für die deutsche Industrie aufgrund der weiterhin hohen Exportnachfrage sehr gut, wie der erneute Anstieg der Stimmung im Verarbeitenden Gewerbe auf den höchsten Stand seit Mitte 2018 gemäß ifo-Geschäftsklimaindex für März verdeutlichte.
Auch in den USA bleibt die wirtschaftliche Dynamik – sowohl für die Industrie als auch die Dienstleistungen – außergewöhnlich hoch und wird durch die weiter massive fiskalische Unterstützung in den kommenden Monaten noch zusätzlich angetrieben. Entsprechend war am US-Arbeitsmarkt im März auch wieder eine positive Tendenz mit 780.000 neu geschaffenen Stellen und einer auf sechs Prozent gesunkenen Arbeitslosenquote festzustellen. Angesichts der auch in den kommenden Monaten anhaltend hohen wirtschaftlichen Dynamik könnte das Vorkrisenniveau mit etwa 3,5 Prozent Arbeitslosigkeit schon gegen Ende 2021 oder Anfang 2022 erreicht werden. Damit würden sich die Augen auf die US-Notenbank Fed richten, die ggf. doch früher als zuletzt angekündigt, über Leitzinsanhebungen nachdenken müsste.
Die Aussichten für die internationalen Aktienmärkte bleiben aufgrund der anhaltend niedrigen Zinsen und angesichts der anstehenden Konjunkturerholung grundsätzlich positiv, wenngleich viel der entsprechenden Erwartungen bereits eingepreist sein dürfte. Daher ist künftig mit höheren Schwankungen und branchen- sowie unternehmensspezifisch differenzierten Entwicklungen zu rechnen. Die Sektorrotation zugunsten konjunktursensitiver Aktien dürfte zunächst anhalten.