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Finanzmärkte ignorieren zunehmende Spannungen

Kommentar von Beat Thoma, CIO bei Fisch Asset Management in Zürich



Die monetäre Straffung mit Zinsanhebungen und Bilanzreduktionen der Notenbanken geht unvermindert weiter. Neben der Fed und der EZB erhöhte jüngst auch die Bank of Korea ihren Leitzins erneut und rechnet mittlerweile mit einer Rezession bereits im vierten Quartal des vergangenen Jahres. Und auch in Japan deuten verschiedene Anzeichen auf eine baldige Änderung der bisher noch sehr lockeren Geldpolitik hin.

Eine solche Entscheidung hätte auch Folgen für die globale Liquidität. Die Geldpolitik bleibt unserer Ansicht nach trotz abkühlender Konjunktur und Inflation auf absehbare Zeit global zu restriktiv. Eine Lockerung ist frühestens in der zweiten Jahreshälfte zu erwarten und damit wahrscheinlich zu spät, um eine Rezession und höhere Marktvolatilität noch rechtzeitig zu verhindern. Dies wird aber aktuell von den Aktien- und Kreditmärkten ignoriert beziehungsweise von den Investoren mehrheitlich ausgeblendet, denn die Kurse steigen weiter.

Es baut sich deshalb an den Aktien- und Kreditmärkten ein Ungleichgewicht zwischen Bewertungen und Erwartungen einerseits und der Liquiditätsversorgung andererseits auf. Die Entwicklung ähnelt jener von März bis Oktober 1987. Das damalige Ungleichgewicht wurde durch einen heftigen temporären Einbruch schockartig abgebaut. Allerdings wirken aktuell auch eine Reihe sehr positiver Faktoren, die das Korrekturpotenzial insgesamt klar beschränken und in der zweiten Jahreshälfte wieder für Aufwärtspotenzial sorgen sollten: Die Inflationserwartungen stabilisieren sich auf tiefem Niveau. Dementsprechend haben die Zentralbanken hier die Lage noch vollständig unter Kontrolle. Das ist eine wichtige Voraussetzung für eine künftige Lockerung der Geldpolitik. Zudem sorgt der stetige Rückgang der Inflation für eine Aufhellung der Konsumentenstimmung, was den Rezessionsdruck abmildert. Gleichzeitig sorgt die bisherige Inflation für eine Entwertung der realen Staats- und Konsumentenverschuldung.

Die Situation ist zudem nicht mit dem Inflationsumfeld in den 1970er-Jahren zu vergleichen. Damals war die Geldpolitik im Gegensatz zu heute lange Zeit viel zu expansiv und führte zu mehreren starken Teuerungswellen. Diese mussten dann mit rekordhohen Leitzinsen und einer starken Rezession bekämpft werden. Heute liegt dagegen ein größerer Teil der Leitzinserhöhungen schon hinter uns, bei aktuell noch einem leichten Wirtschaftswachstum. Insgesamt überwiegen damit kurzfristig die Risiken an den Finanzmärkten. Es droht eine markttechnisch und monetär induzierte, temporäre Korrektur mit begrenztem Verlustpotenzial.

Wir positionieren uns daher bei Aktien, Wandelanleihen und im High-Yield-Segment vorsichtig. Mittelfristig führt die Summe der genannten Faktoren zu einem wieder deutlich aussichtsreicheren Umfeld für die Finanzmärkte – und eine wieder etwas lockerere Geldpolitik rückt näher. Langfristige Staatsanleihen in US-Dollar und Euro und ausgewählte Unternehmensanleihen im Investment-Grade-Segment sowie in den Emerging Markets bieten in diesem Umfeld bereits erste Kaufgelegenheiten, da das weitere Zinsanstiegspotenzial begrenzt ist.

 

Veröffentlicht am: 07.02.2023

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