Nachdem Unternehmen zu Jahresbeginn Lagerbestände aufgebaut hatten, um erwartete Zollerhöhungen abzufedern, sehen sie sich nun mit Abgaben auf Lieferungen in US-Häfen konfrontiert.
Das Ausmaß der Belastung variiert je nach Branche und hängt von verschiedenen Faktoren ab wie länder- und sektorspezifischen Zöllen (z. B. auf Stahl oder Automobile) und der Zahl der betroffenen Vor- oder Endprodukte. Die Zölle wirken sich unterschiedlich stark auf die Sektoren aus – und damit auch auf die Risiken ihre operativen Margen (siehe Abbildung).
Besonders Unternehmen aus den Bereichen Konsumgüter, Technologie und Werkstoffe sind von höheren Mischzöllen betroffen. Sollten diese Sektoren die Mehrkosten nicht weitergeben können, drohen starke Margenrückgänge.
Die schlimmsten Szenarien für die Finanzlage sind bislang noch nicht eingetreten, da die Unternehmen zahlreiche Maßnahmen ergriffen haben, um ihre Margen zu stützen – etwa durch Preisgestaltung, Effizienzsteigerungen und die Verlagerung von Lieferketten, um die Zollbelastung zu minimieren. Ein Beispiel für Letzteres ist die Verlagerung der Produktion aus Hochzollländern – insbesondere China –, an Standorte wie Mexiko mit bestehenden Handelsabkommen.
In einigen der am stärksten exponierten Branchen zeichnen sich erste Stresssymptome ab. Niedrige Margen im Discount-Konsumgüterbereich führen dazu, dass höhere Kosten unweigerlich an die Kunden weitergegeben werden. Angesichts des stagnierenden Beschäftigungs- und Lohnwachstums sind diese Verbraucher bei ihren Kaufentscheidungen vorsichtig geworden. Sollte sich das Wirtschaftswachstum verlangsamen, könnten weitere Branchen gezwungen sein, zwischen Margenreduzierung und dem potenziellen Verlust ihrer ohnehin schon stark beanspruchten Kunden zu wählen.
Da eine Produktionsverlagerung an den kostengünstigsten Standort keine realistische Option mehr ist, müssen Investoren jene Unternehmen identifizieren, die über die größte Preissetzungsmacht und/oder kosteneffizientesten Lieferketten verfügen, um im neuen Handelsumfeld zu bestehen.
Chris Benway, Portfoliomanager bei Janus Henderson Investors, sagt: „Mit dem Abbau der zu Jahresbeginn aufgebauten Lagerbestände werden die Auswirkungen der deutlich höheren Zölle nun in vollem Umfang spürbar. Bislang hat die Wirtschaft diese monumentale Umgestaltung des globalen Handelssystems jedoch weitgehend gelassen hingenommen.“
Grafik-Quelle: Janus Henderson Investors, Bloomberg, Stand: 19. September 2025. Anmerkung: COGS = Kosten der verkauften Waren.