
Am 10.11.2025 startete die neue Web-App Kite veröffentlicht www.kite-app.de. Kite ermöglicht es Gründerinnen, typische Situationen im Gründungsprozess spielerisch zu trainieren. Zum Beispiel das Gespräch mit der Bank oder das Verhandeln eines Honorars.
Nutzerinnen testen unterschiedliche Reaktionen in realistischen Dialogen und erhalten KI-gestütztes, stärkenorientiertes Feedback auf Basis der Expertise von Gründungsexpertinnen. In den Dialog-Novels begegnen Nutzerinnen zum Beispiel einem Investor, der ihre Unternehmensbewertung als „ambitioniert“ abtut, oder einem Vermieter, der ihre Belastbarkeit in Frage stellt.
Ausgangspunkt für die Entwicklung ist ein Befund, der in vielen Studien gezeigt wurde: Gründerinnen stoßen im Prozess der Unternehmensgründung häufiger auf subtile Abwertung und geschlechtsspezifische Vorannahmen. Dies äußert sich nicht nur in expliziten Aussagen, sondern oft in Nuancen, impliziten Zuschreibungen und unterschwelligen Erwartungen. Kite setzt genau dort an: Die App macht Situationen sichtbar und benennbar – und verbindet Analyse mit spielerischem Training, um Handlungsspielräume und Resilienz für die reale Gründungspraxis aufzubauen.
Ergänzend zu den Dialogen steht eine Wissensbasis zur Verfügung, in der typische geschlechterbezogene Vorurteile im Gründungskontext erläutert werden – jeweils mit konkreten Beispielen. Jede Einordnung ist mit wissenschaftlichen Quellen hinterlegt, damit Nutzerinnen nicht nur die Situation erleben, sondern auch die strukturellen Mechanismen dahinter verstehen.
Kite richtet sich nicht nur an Gründerinnen selbst, sondern auch an Personen, die mit Gründerinnen arbeiten, sie beraten, begleiten oder fördern. Die App eröffnet damit auch für Investor*innen, Berater*innen, Journalist*innen oder Vermietende eine niedrigschwellige Möglichkeit zur Perspektivenübernahme. Sie schafft einen sicheren Raum, die eigene Praxis zu reflektieren, bevor man in realen Interaktionen potenziell wirksame Vorurteile reproduziert.
Die App wurde an der Hochschule Heilbronn im Lab für Sozioinformatik unter Leitung von Professorin Nicola Marsden entwickelt – gemeinsam mit Professor Tim Reichert, Professor für Games Engineering. Das zugängliche, niedrigschwellige App-Design wurde von Claudia Herling, wissenschaftliche Mitarbeiterin gestaltet. Die bundesweite gründerinnenagentur (bga) war in die Entwicklung und Validierung eingebunden und ist zentrale Partnerin für die Verbreitung der App.
„Kite zeigt, dass KI nicht nur effizient oder skalierbar sein kann, sondern auch sozialverantwortlich gestaltet werden kann. Unsere KI erkennt Vorurteile, benennt sie und stärkt Frauen darin, ihre eigenen Handlungsoptionen zu sehen. Die Frage ist nicht mehr: Wie verhindern wir, dass KI diskriminiert? Die Frage ist: Wie gestalten wir KI, die Menschen stärkt?“ Professorin Nicola Marsden, Lab für Sozioinformatik, Hochschule Heilbronn
„Diskriminierung im Gründungsprozess kostet Innovation und volkswirtschaftliches Potenzial. Viele Frauen wissen, wovon wir sprechen – und sie sind damit viel zu oft alleine. Mit Kite geben wir ihnen ein Werkzeug in die Hand, vor dem Pitch, vor dem Bankgespräch, vor Honorarverhandlungen. Wir machen das Unsichtbare trainierbar – damit mehr Gründerinnen ihre Ideen in den Markt bringen können. Aber am Ende gilt: Nicht die Gründerinnen und Unternehmerinnen müssen sich ändern, sondern das gesellschaftliche Setting!” Dr. Andrea Schirmacher, bundesweite gründerinnenagentur (bga)
Mit Kite wird erstmals ein Serious Game vorgestellt, das feministische KI-Methoden nutzt, um Routinen der Selbstbehauptung, Grenzsetzung und Verhandlung im Gründungskontext systematisch trainierbar zu machen.Über KITE
KITE ist ein Forschungs- und Transferprojekt des Labs für Sozioinformatik der Hochschule Heilbronn in Kooperation mit der bundesweiten gründerinnenagentur (bga). Gefördert wurde die Entwicklung durch das Bundesministerium für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMBFSFJ) im Rahmen der Förderrichtlinie „Künstliche Intelligenz für das Gemeinwohl“. Die App ist als webbasierte Anwendung frei zugänglich unter www.kite-app.de.
Nächste Schritte
Der Code der Anwendung wird unter einer Open-Source-Lizenz frei zur Verfügung gestellt. Inhalte der Dialoge, Prompts und Grafiken werden als Creative Commons veröffentlicht. Damit können auch andere Hochschulen, Gründungszentren oder Startup-Communities eigene Novels entwickeln oder bestehende Dialoge adaptieren.