Tausch ist Trumpf – das wussten schon unsere Vorfahren. Bevor die Menschen für den Handel von Waren oder Dienstleistungen Münzen, Scheine oder die Kreditkarte zückten, war der direkte Austausch von Gütern oder Leistungen eine gängige Praxis.
Dieser Wirtschaftsmechanismus erlebt nun eine Renaissance – insbesondere im Bereich der Reisen gewinnen die sogenannten Barter- oder Tausch-Reisen dank steigenden Kosten, Overtourismus und dem gleichgebliebenen Wunsch nach einer besonderen und individuellen Erfahrung an Bedeutung.
Wer Lust hat, sich allein, als Paar oder in der Gruppe, neu zu erfinden und tatkräftig an den schönsten Orten der Welt auszuhelfen, bekommt im Gegenzug eine kostenlose Unterkunft und die Chance auf eine unvergessliche Reise. Die Reiseexpertin der ERGO Reiseversicherung (ERV), Bettina Konzack, weiß: „Der Massentourismus stößt an seine Grenzen, Reisende sind auf der Suche nach individuellen Alternativen, die zugleich nachhaltig sind. Zudem steigt die Sehnsucht nach Authentizität und Gemeinschaft. Daher sehe ich ein großes Potenzial für die Entwicklung der Barter-Urlaube.“
Das Prinzip: Helfende Hände gegen kostenlose Unterkunft & Verpflegung
Der Mensch ist ein Gewohnheitstier, er widmet sich seinem (Büro-) Job, dem Alltag und seinen Routinen. Das gilt oft auch beim Reisen: Das gleiche Ziel, dasselbe Hotel, ein ähnlicher Zeitraum. Um dieses Muster zu brechen, lohnt sich ein Blick über den Tellerrand und die Offenheit, etwas Neues zu wagen. Beispielsweise eine Barter-Reise („barter“ engl. Begriff für „Tauschhandel“), auch Workaway-Reise genannt. Die Möglichkeiten sind vielfältig und richten sich nach den individuellen Bedürfnissen der Hobby-Abenteurer: Naturliebhaber können auf einer ökologischen Farm mitarbeiten und sich um die Tiere kümmern, Sprachbegeisterte freuen sich über die Möglichkeit zu unterrichten, sozial engagierte Menschen setzen sich bei einem Entwicklungsprojekt ein und Gastgeber aus Leidenschaft übernehmen Verantwortung auf Zeit in Hotels oder Hostels.
Arbeit im Urlaub? Ein klares Ja!
„Nun fragt man sich berechtigterweise: Warum soll ich in meiner wohlverdienten Freizeit ausgerechnet das tun, wovon ich mir eine Auszeit nehme?“, rätselt die Reiseexpertin. Die Antwort liegt nicht nur auf der Hand, sondern auch im Geldbeutel und auf unserem Planeten: „Mal abgesehen davon, dass Barter-Reisen für budgetbewusste Urlauber eine erstklassige Möglichkeit sind, die Welt zu entdecken, ohne ein Vermögen dafür auszugeben, bietet das Konzept zahlreiche weitere Vorteile“, stellt Konzack klar. „Dazu zählen nicht zuletzt die Faktoren Nachhaltigkeit, das Kennenlernen fremder Kulturen und die persönliche Entwicklung.“ Wer ferne Länder besucht, hat bei der Rückreise meist nicht nur Souvenirs, sondern im besten Fall neue Freundschaften im Gepäck. Auf einem Workaway-Erlebnis knüpft man besonders schnell Kontakt, erlernt oftmals Fähigkeiten und entdeckt neue Hobbies. „Die Welt als ‚Arbeitsplatz‘ betrachten – aber ohne Stress und ohne langfristige Verpflichtungen“, betont Bettina Konzack.
Plattformen, Communities & Soziale Medien als Buchungstool
Auf einer Rentier-Farm in Norwegen aushelfen, in Neuseeland gärtnern und himmlische Gerichte aus lokalen Zutaten kochen oder auf einer Segelyacht anheuern – das sind nur wenige Beispiele, die Interessierte auf der beliebten Plattform Workaway finden. Einfache und sichere Kommunikation mit Gastgebern, präzise Beschreibungen der Unterkunft und Tätigkeiten sowie Bilder, die in die Ferne locken, machen es Neugierigen leicht, die passende Reisedestination zu finden. Aber auch bei Worldpackers oder HelpX können zukünftige Abenteurer ihre helfenden Hände gegen einen nahezu kostenlosen Urlaub tauschen. Wer diese Art des Urlaubs erst einmal ausprobieren möchte und in Deutschland bleiben will, findet bei WWOOF Germany ökologische Höfe, die sich über tatkräftige Unterstützung freuen. So bleibt auch die Anreise kostengünstig. Ein zusätzlicher Tipp der Reiseexpertin: „Barter-Reisen kann man auch anders interpretieren – wer den Urlaub ohne zusätzliche Tätigkeiten genießen will, schaut am besten mal bei fewo-tausch vorbei. Hier tauscht man sein eigenes Zuhause oder sein Feriendomizil gegen ein anderes. Ebenfalls eine budgetsparende Variante, die immer mehr zum Trend wird.“
Das gilt es zu beachten
Bevor Reisende sich auf dieses besondere Urlaubskonzept einlassen, gilt es, einige Dinge zu prüfen. „Wer diese Erfahrung machen möchte, sollte wirklich offen dafür sein, fremde Kulturen kennenzulernen. Wenn man bei den Gastgebern zuhause wohnt, ist es wichtig, sich davor mit kulturellen Unterschieden auseinanderzusetzen und die lokalen Gepflogenheiten zu respektieren. Wer beispielsweise in Norwegen eingeladen wird, sollte sich darauf vorbereiten, eine kleine Dankesrede nach dem Essen zu halten, das ist dort üblich.“ Zudem sind Grundkenntnisse der Landessprache von Vorteil, um sich mit den Einheimischen zu verständigen und Missverständnissen aus dem Weg zu gehen.
Wünschenswert: Flexible Urlaubszeiten. Barter-Reisen erfordern oft Flexibilität, da die Arbeitszeiten und Aufgaben je nach Projekt variieren können. Zu guter Letzt sollten Barter-Urlauber sich Gedanken über den passenden Reiseschutz machen. Gerade bei handwerklichen Tätigkeiten im Urlaub, lohnt es sich insbesondere eine Reiseversicherung mit Schutz bei Krankheit oder Unfall im Ausland abzuschließen. Die ERV bietet mit dem RundumSorglos-Schutz zusätzlich eine umfassende Absicherung von Reiserücktritt, Krankheit oder Gepäckverlust an. Auch dabei: Die App „Air Doctor“, mit der sich international Termine bei einem (deutschsprachigen) Facharzt ohne separate Schadensmeldung vereinbaren lassen. Größter Vorteil: Die Abrechnung der Arztkosten erfolgt direkt mit der ERV.
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