
Regina  Heckert, Expertin für die Lust der Frau und Inhaberin des BeFree  Instituts hält seit 35 Jahren bundesweit Vorträge und Seminare rund um  die Themen Sexualität, Liebe, Partnerschaft und Spiritualität. 
Sie unterstützte zehntausende Frauen dabei, ihr sexuelles Selbstbewusstsein
aufzubauen  und zu stärken, sowie das viel zu enge Korsett der Moral zu sprengen.  Sie ermutigt Frauen und Männer zu einer bewussten Sexualität, die beiden  gerecht wird und Freude bereitet. Dabei lehrt Regina Heckert stets den  Weg nach innen, der für die Verwandlung der äußeren Welt maßgebend ist.
Ist Sex noch ein Tabu-Thema? Warum?
Regina Heckert:
Ja,  zumindest in der Frauenwelt. Das sieht man z.B. daran, dass Frauen es  verschweigen, wenn sie zu einem Tantrakurs fahren. Sie sagen ihrer  Familie bzw. ihrem Freundeskreis, sie fahren zum Yoga. Aber auch in der  Beziehung zum Partner können immer noch die meisten Frauen nicht offen  und ehrlich über ihre sexuellen Bedürfnisse sprechen. Sie meinen, an  ihnen sei etwas falsch, weil sie nicht im Tempo des Mannes zum Orgasmus  kommen können oder Schmerzen beim Sex haben. Also verstummen sie eher  und flüchten sich in eine Art sexueller Minderwertigkeit.
Insgesamt  kann man sagen, dass die Frauenrechte noch nicht lange aufgebrochen  sind: Erst seit 1997 ist die Vergewaltigung in der Ehe strafbar. „Wir  hätten uns doch ab 1997 trotzdem nie getraut, unsere Männer anzuzeigen!“  sagten mir ein paar ältere Frauen, die davon betroffen waren.
Trauen sich Frauen im Bett zu wenig zu?
Regina Heckert: 
Ja,  weil sie sich an der männlichen Art der Sexualität orientieren, die  einfach zu schnell und zu fest für die meisten Frauen ist. Dabei müssen  sie zwangsläufig zu kurz kommen. Und das lasten sie leider sich selbst  an, so als wären sie sexuell unfähig, während bei den Anderen Lust und  Liebe klappen. Laut einer Studie der Charité Berlin können zum Beispiel  nur vier Prozent aller Frauen einen vaginalen Orgasmus bekommen. Also  können wir davon ausgehen, dass sich 96 Prozent der Frauen ungenügend  finden. Und woher soll dann das Selbstbewusstsein kommen, um die  Sexualität zu verändern?
Ihre Top 3 Tipps für ein besseres Sexleben
Regina Heckert: 
1 Sex darf nicht weh tun – also keine Schmerzen aushalten
2.Die Karten auf den Tisch legen: offen und ehrlich mit dem Partner reden
3.Sich  Unterstützung holen, um den weiblichen Weg (die wirklichen Bedürfnisse  der Frau) kennen und vermitteln zu lernen. So werden Frauen sexuell  selbstbewusst und glücklich.
Muss Frau im Bett führen, um guten Sex zu haben?
Regina Heckert: 
Es  muss nicht unbedingt die Frau führen, aber der weibliche Körper sollte  das Sagen haben. Dann wird es für beide gut. In den meisten Fällen  sollte jedoch erst einmal die Frau führen (sobald sie ihre wirklichen  Bedürfnisse kennt). Denn viele Männer sind noch in ihren automatischen  Verhaltensweisen gefangen. Sie neigen dazu, die Frau zu überrollen. Es  ist wie beim Tanzen lernen. Die Frau wünscht sich letztlich, dass der  Mann führt und sie sich ganz hingeben kann. Das gelingt jedoch nur, wenn  er die Tanzschritte der weiblichen Lust auch beherrscht. Und solange  Frauen sich in Schweigen hüllen, kann der Mann nicht von ihnen lernen.
Ist  die Basis von gutem Sex eine Vertrautheit zwischen den Partnern oder  kann ich auch als Single mit Gelegenheits-Sex von deinem Buch  profitieren?
Regina Heckert: 
Vertrautheit entsteht durch  Ehrlichkeit und Offenheit. Und das kann zwischen Menschen schon von  Anfang an möglich sein, und nicht erst nach Wochen und Monaten. Ich  selbst (und seitdem viele Frauen) habe eine Singlezeit dazu benutzt,  mich sexuell zu entwickeln. Denn Männer sind bei Gelegenheits-Sex viel  offener, die Spielregeln der Frau einzuhalten (als nach langen  Ehejahren). Also haben gerade Singlefrauen besondere Chancen auf eine  besondere sexuelle Entwicklung. Sie wissen es oft leider nicht. Alte  Moralvorstellungen halten sie in Sexlosigkeit gefangen. Im Buch habe ich  zehn Regeln aufgestellt, die garantieren, dass ein One-Night-Stand eine  richtig gute Erfahrung wird.
Ihr neues Buch heißt „Frauen im Kommen“. Beschreiben Sie Ihr Buch in drei Worten.
Regina Heckert: 
1. Wachrüttler, 2. Wegweiser, 3. Sex-Frieden
An wen richtet sich Ihr Buch? Wer sollte es lesen?
Regina Heckert: 
• In erster Linie alle Frauen, die sich noch in der Opferrolle beim Sex befinden
• Alle, die gerne offen und ehrlich beim Sex wären
• Frauen, die sich sexuell weiterbilden möchten
• Männer, die bestrebt sind, ihren Beitrag für sexuelles Glück zu leisten
• Paarfrauen, die ihr Liebesleben wieder auffrischen oder erhalten möchten
• Singlefrauen mit Interesse an ihren sexuellen Möglichkeiten
Wie war für Sie der Prozess des Schreibens?
Regina Heckert: 
Am  Anfang war ein Pendant zu David Deidas Buch „Der Weg des wahren Mannes“  angedacht. Aber ich wurde unsicher, ob mein Buch dazu ein Pendant  werden könnte. Ich habe zunächst täglich (wann immer mir etwas  eingefallen ist) alle Ideen auf Zettel geschrieben, bis eine richtige  Flut entstand. In der Struktur meines Buches habe ich mich an David  Deida gehalten. Das war sehr hilfreich. So entstand das Exposé. Von  Anfang an habe ich mich daran orientiert. Ich musste nichts verändern.  So habe ich ein Kapitel nach dem anderen geschrieben und mich genau an  meinen Zeitplan gehalten. Nach etwa der Hälfte des Buches kamen 5  Testleserinnen mit ins Boot, die mir regelmäßig Feedback gaben. Dabei  war auch eine sehr schwierige Person, die ich seit Jahren kenne und die  alles kritisch hinterfragt hat. Dadurch wurde ich auf vieles aufmerksam  und konnte es entsprechend überarbeiten. Coronabedingt vielen etliche  Seminare aus. Ich habe die freie Zeit genutzt und bin mit der ersten  Hälfte gut vorangekommen. Danach war es schwieriger und manchmal auch  stressig. Trotzdem konnte ich das Manuskript termingerecht abgeben.  Schreibblockaden hatte ich eigentlich nicht. Es gab einzelne Tage, wo  ich keine richtige Lust zum Schreiben hatte, und da habe ich mich auch  nicht gezwungen. Am nächsten Tag ging es dann wieder.
Und was steht jetzt ganz oben auf Ihrer Bucketlist?
Regina Heckert: 
Noch  bewusster und liebevoller zu leben (Tag für Tag). Nach mehr als 30  Jahren spiritueller Praxis komme ich mir manchmal noch ziemlich  unerleuchtet vor. Die Zahl der sexuell glücklichen Frauen möchte ich  durch mein Wirken drastisch erhöhen (am liebsten mindestens verdoppeln).
Foto: Regina Heckert