
Ganz  nüchtern betrachtet, handelt es sich laut Definition bei Dirty  Talk um  Verbalerotik,also eine Praktik, die auf sexuelle Stimulation  durch  gezieltes Aussprechen von anstößigen, obszönen oder vulgären  Wörtern  abzielt. 
Das kann je nach Situation und Vorlieben sinnlich, aber  auch dominant  sein und von einfachen Komplimenten wie „Du bist so heiß“  hin zu  ausdrücklichen Wünschen wie „Ich will dich in mir spüren“ gehen.  Dabei  gibt es auch Überschneidungen etwa mit dem Sex-Trend „Auralism“,  bei  dem das Gehör im Mittelpunkt steht. Manche Beziehungsexpert:innen  sind  dabei der Meinung, dass erotische Geräusche oder sinnliche Stimmen  und  Dirty Talk nicht nur Lust erzeugen, sondern das Sexleben auf eine  neue  Stufe heben, weil es um mehr als das rein Körperliche geht. Wie  aber  bei so vielem ist das Geschmackssache. 
Bedeutet Dirty Talk also automatisch ein heißeres Sexleben?
Beziehungsexpert:innen:
Automatisch  führt Dirty Talk sicher nicht zu einem heißeren  Sexleben. Konsens ist  auch hier Pflicht. Den sollten Partner:innen  idealerweise auch finden,  bevor es zur Sache geht. Sind sie schon  mittendrin, wirkt das bei  Menschen, die nicht auf diese Art der  Verbalerotik stehen, eher  unfreiwillig komisch oder irritierend. Beides  killt tendenziell jedoch  eher die Stimmung, als sie anzuheizen. Hinzu  kommt, dass es vielen  Personen schwerfällt, beim Sex zu sagen, wenn  sich etwas nicht gut  anfühlt. Schlimmstenfalls ist also sogar Streit  vorprogrammiert, wenn  Grenzen nicht vorab klar sind, er sie  unvermittelt als „geile Schlampe“  betitelt oder sie ihn als „Looser“.  Alle Beteiligten sollten Lust auf  Dirty Talk haben.
 
Worin liegt deiner Meinung nach der Reiz von Dirty Talk?
Beziehungsexpert:innen:
In  erster Linie ist Dirty Talkeine wundervolle Möglichkeit, der  Partnerin  oder dem Partner mitzuteilen, was man mag und wo. Dabei muss  sich  Verbalerotik noch nicht einmal aufs Bett beschränken. Es kann  schon  reizvoll sein,wenn sie ihrem Partner heimlich auf einer Party ins  Ohr  zuflüstert, dass sie ein feuchtes Höschen hat. Ich denke, dass er  da  ganz schnell angeknipst wäre – insbesondere, wenn sie leise noch   hinterherschiebt, wie er es ihr später zu Hause besorgen soll.   Persönlich mag ich es zu sehen, wie meine Worte mein Gegenüber mehr und   mehr antörnen. Je nach Vorliebe und Dynamik lassen sich mit Dirty Talk   auch verschiedene Rollen unterstreichen. Egal ob devot oder dominant,   die Nacht kann so auf jeden Fall heiß und spritzig werden. Allerdings   kommt es dabei vor allem auf das richtige Maß, den richtigen Ton und die   gegenseitige Zustimmung an. Also nicht einfach Dinge nachplappern,  weil  sie vermeintlich irgendwo in einem Porno funktioniert haben.
Für viele Menschen kostet Dirty Talk oder überhaupt über Sex zu sprechen gehörige Überwindung. Woran liegt das?
Beziehungsexpert:innen:
Viele  Menschen haben Hemmungen, die Dinge auszusprechen, die ihnen  speziell  beim Sex durch den Kopf gehen. Vor allem Frauen werden immer  noch oft  dazu erzogen, nur nett und freundlich zu sein. Um die sexuelle  Erregung  zu steigern, geht es beim Dirty Talk aber unter Umständen  ziemlich  vulgär zu– insbesondere in Sachen Wortwahl. Wünsche, Vorlieben  und  Fantasien,die eine Person vielleicht sonst aus Anstand, Scham oder   aufgrund von Moralvorstellungen unterdrückt, werden unter Verwendung  von  obszönen oder schlüpfrigen Ausdrücken offen angesprochen. Andere   wiederum verstummen, weil sie glauben,ohnehin nicht die richtige Sprache   für Sex zu finden. Schließlich will niemand den eigenen Partner oder   die Partnerin verletzen oder vor den Kopf stoßen. Umso wichtiger ist   es,erst mal das Interesse an Dirty Talk abzuklären.
Lässt sich Dirty Talk denn lernen? 
Beziehungsexpert:innen:
Wer  Dirty Talk ausprobieren will, aber nicht ganz genau weiß, wie so  ein  erotischer Schlagabtausch funktioniert, kann es sicher lernen.   Allerdings nicht durch Anleitungen oder beim Schauen von Pornos. Dirty   Talk beginnt meiner Meinung nach da, wo es einem selbst Lust bereitet,   also bei den eigenen Fantasien und Wünschen, die erotisch verpackt die   Zuhörerin oder den Zuhörer anmachen. Daher ist der erste Schritt immer,   sich zu trauen. Schon wenige explizite Worte können hier die gewünschte   Wirkung haben. Um sich heranzutasten, schadet es allerdings nicht,  sich  ein bisschen vorzubereiten und sich ein paar Ausdrücke  zurechtzulegen.  Denn wenn das weibliche Geschlechtsorgan Mumu heißt,  ist das etwa so  antörnend, wie im Kopf die To-do-Liste für den nächsten  Tag zu  erstellen. 
Gibt es No-go-Sätze im Bett? 
Beziehungsexpert:innen:
Haben beide  Partner einen Konsens erreicht und respektieren die  Grenzen des jeweils  anderen, gibt es meiner Meinung nach keine  No-go-Sätze. Trotzdem sollten  Basics in Sachen Etikette nicht völlig  außer Acht gelassen werden.  Hemmungslos ja, aber bitte mit der  richtigen Wortwahl. Denn alles, was  verletzend, beleidigend oder  unpassend wirken kann, zerstört garantiert  die Stimmung. Dazu gehören  beispielsweise Vergleiche mit einem Ex oder  Kritik am Körper der  Partnerin oder des Partners. Ansonsten ist Dirty  Talk einfach Learning  bydoing. 
Hast du 3 Pro-Tipps für Schüchterne?
Beziehungsexpert:innen:
Nur  drei? Dirty Talk gehört zu den Sexpraktiken, die es  auszuprobieren  gilt, umherauszufinden, was einem gefällt. Also ist Tipp  eins: Sprich  das Thema offen und direkt an. Nur so lässt sich  herausfinden, was dein  Partner oder deine Partnerin darüber denkt.  Vielleicht führt bereits das  erste Gespräch zu prickelnden Erfahrungen.  Und wenn Dirty Talk nicht  beim ersten Mal klappt, nicht verrückt  machen. Es geht darum, Spaß zu  haben – und sollte sich natürlich  anfühlen. Also immer schön langsam mit  den Pferden und bloß nicht  drängeln oder zu extrem einsteigen, nur weil  du glaubst, etwas  besonders Schmutziges sagen zu müssen. Taste dich ran.  Du denkst „Du  schmeckst so gut“ oder „Was für ein geiler, harter  Schwanz“? Dann  sprich es einfach mal aus. Was soll schon passieren? 
Wie handhabst du das Thema mit deiner Community bzw. deinen Fans? 
Beziehungsexpert:innen:
Als  Webcam Girl und Content Creator auf BestFansbekomme ich fast  täglich  Anfragen von Usern, die auf Dirty Talk stehen.   MancheCommunity-Mitglieder hören mich einfach gerne sprechen. Dann   erzähle ich soft und sinnlich, was ich mache oder was ich mit ihnen   machen möchte. Manche wollen, dass ich spezielle Worte wie „Fotze“ in   meinem Dirty Talk immer wiederhole. Andere reden selbst sehr viel. Und   wieder andere mögen, wenn ich sie auslache und erniedrige oder spezielle   Rollenspiele umsetzte. Es gibt auch virtuell unendlich viele   Kombinationsmöglichkeiten: ein DirtyChat,scharfe Bilder und kleine,   versauteVideos, die ich passend zu dem Gesagten aufnehme und direkt   verschicke. Das macht richtig Laune! Die User kommen meist mit genauen   Vorstellungen und Wünschen zu mir in die Cam oder in den Chat. Da ist   die Hemmschwelle schon sehr gering. Auch bestellen einige Fans speziell   für sie erstellte Videos, die Dirty Talk beinhalten. Klar gibt es auch   Tage, an denen ich nicht so große Lust habe, viel zu erzählen. Das   kommuniziere ich aber auch, sobald eine solche Anfrage kommt. Und ich   setze Grenzen! Ich mag zum Beispiel gar nicht, wenn mir jemand eine   Dirty-DM in den sozialen Medien schickt, die mit „Hey! Du geile Sau.“   beginnt. Auch für mich müssen der Ort, das Wie und die Stimmung passen. 
Hast du einen speziellen Prozess, um im Chat mit Fans in die richtige Stimmung zu kommen?
Beziehungsexpert:innen:
Einen  speziellen Prozess, um im Chat mit meinen Best Fans in die  richtige  Stimmung zu kommen, habe ich nicht. Persönlich macht es mir  natürlich  mehr Spaß, wenn ich keinen Monolog führen oder nicht erraten  muss, was  mein Gegenüber sehen und hören möchte. Daher stelle ich zu  Beginn immer  einige Fragen, um herauszufinden, was genau gewünscht ist.
 
Gibt es eine besondere Zielgruppe, die auf Dirty Talk mehr anspringt?
Beziehungsexpert:innen:
Von  einer Zielgruppe kann man nicht wirklich sprechen. Sexuelle  Vorlieben  sind sehr individuell, das gilt natürlich auch für die  lustvolle  Kommunikation oder überhaupt die auditive Stimulation. Es  gibt jedoch  Kinks, bei denen Verbalerotik eine prominente Rolle spielt.  Im  BDSM-Bereich ist Dirty Talk beispielsweise essenziell. Hier wird  sehr  viel Verbalerotik betrieben, die im einvernehmlichen Spiel  zwischen  Kontrolle und Dominanz meist in eine demütigende Richtung  geht.  Alternativ werden Partner:innen in der devoten Rolle Aufgaben  erteilt,  die dann erledigt werden müssen. Auch Community-Mitglieder,  die auf  sogenannte Wichs-Anleitungen stehen, lieben meiner Erfahrung  nach Dirty  Talk, wobei hier genau besprochen werden muss, in welche  Richtung es  gehen soll und wo die Grenzen liegen. 
Gibt es Unterschiede zwischen Männern und Frauen, was die Präferenzen beim Dirty Talk betrifft?
Beziehungsexpert:innen:
Pauschal  lässt sich wahrscheinlich nicht sagen, ob und welche  Unterschiede es in  Sachen Dirty Talk bei Frauen und Männern gibt. Ich  denke, Männer stehen  eher darauf, wenn ihre Panterin oder ihr Partner  keine Angst davor hat,  die eigenen Lustgefühle direkt und ungezügelt zu  teilen,und dabei  auch mal etwas lauter wird. Frauen mögen es hingegen  softer, fantasievoll  und romantisch. Aber das lässt sich nicht plakativ  festmachen. Daher  gibt es auch nicht die eine Check-Liste mit 10  Sätzen oder  Formulierungen, die einfach immer funktionieren. Jeder und  jede hat  andere Vorlieben – gerade beim Sex!
Bild: Moses Rosenberg für Maria Mia