Die Eckdaten der Börsenentwicklung im Jahr 2025 lesen sich wie ein Eintrag in das Guinness-Buch der Rekorde. Schließlich sind seit Jahresbeginn beispielsweise der DAX um rund 21 Prozent, der US-amerikanische S&P 500 und der EuroStoxx 50 jeweils um etwa 13 Prozent und die Technologiebörse Nasdaq um circa 15 Prozent gestiegen.
Auch die Performance des globalen Aktienindex MSCI World kann sich mit einem Plus von rund 14 Prozent mehr als sehen lassen. Zum Vergleich: Im langjährigen Durchschnitt erreicht der MSCI World ein jährliches Plus von 6 bis 8 Prozent. Kurzum: Bis jetzt erweist sich 2025 wie schon das Jahr zuvor als ein hervorragendes Börsenjahr. Angesichts der erfreulichen Entwicklung fragen sich viele Anleger aber nun: Ist das Maximum für dieses Jahr erreicht oder gibt es noch Luft nach oben für eine Jahresendrally? Der Reihe nach.
Die gute Performance im laufenden Jahr ist umso bemerkenswerter, als dass die Weltwirtschaft mit enormen Herausforderungen und etlichen Konflikten zu kämpfen hat: Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten belasten Handelsbeziehungen und Lieferketten, die aggressive Zollpolitik der US-Regierung trübt das Investitionsklima und der nun wieder an Dynamik gewinnende Zollstreit zwischen China und den USA macht auch nicht allzu viel Mut. Darüber hinaus kämpft insbesondere die deutsche Exportwirtschaft mit der „America First“-Politik von Donald Trump und dem schwachen Dollar, der deutsche Waren und Dienstleistungen für Käufer aus dem Ausland verteuert.
Die Hoffnung auf gute Geschäfte wächst
Doch an der Börse spielt weniger das Hier und Jetzt eine Rolle, sondern vielmehr das, was noch kommt. Am Kapitalmarkt geben die Erwartungen der Investoren die Richtung vor. Und da gibt es Einiges, was Anleger auf eine Jahresendrally hoffen lässt – gerade auch für den deutschen Aktienmarkt.
Nachdem die heimische Wirtschaft in den vergangenen fünf Jahren nahezu auf der Stelle getreten ist, erwarten die Forschungsinstitute für 2026 und 2027 wieder positive Wachstumsraten – nicht nur, aber vor allem weil die Investitionen wieder zunehmen. Insbesondere die hunderte Milliarden schweren staatlichen Investitionsprogramme für Infrastruktur und Verteidigung in den kommenden Jahren haben das Potenzial, der Wirtschaft neuen Schub zu verleihen. Wenn Bauunternehmen und Rüstungskonzerne volle Auftragsbücher haben, schaffen sie neue Stellen und Produktionskapazitäten. Davon profitieren auch die Zulieferer und angeschlossenen Dienstleister. Dank dieses „Feedback Loop“ – Wirtschaftswissenschaftler sprechen vom Multiplikatoreffekt – steigen in der Folge die Einkommen und mit ihnen auch der Konsum, was letztlich zu weiteren Investitionen führen kann. Staatliche Investitionen könnten so die Initialzündung für mehr Wachstum geben.
Staatliche Investitionen strahlen aus
Für Deutschland wecken auch die PMI-Einkaufmanagerindizes neue Zuversicht. Diese wichtigen Konjunktur-Frühindikatoren haben sich in den vergangenen Monaten leicht erholt, was auf eine Verbesserung der Geschäftserwartungen hindeutet. Deutsche Unternehmen profitieren unter anderem davon, dass sich Anlagenbauer und Zulieferer am Aufbau der für Künstliche Intelligenz benötigten Infrastruktur beteiligen und dort Aufträge gesichert haben. Damit profitieren sie indirekt davon, dass Unternehmen und Staaten weltweit hohe Milliardenbeträge in die Zukunftstechnologie investieren. Die KI-Branche war nicht nur ein wichtiger Motor für die hervorragende Börsenperformance der vergangenen beiden Jahre, sie könnte die Aktienmärkte auch künftig stützen.
Europas Aktien sind noch günstig
Nicht zuletzt sprechen für DAX und EuroStoxx 50 auch die Tatsache, dass deutsche und europäische Aktien im internationalen Vergleich noch moderat bewertet sind. Abzulesen ist das beispielsweise am Kurs-Gewinn-Verhältnis, das den Aktienkurs in Relation zum Jahresgewinn pro Aktie setzt. Während im Dow Jones, S&P 500 und an der Nasdaq Aktien mit dem 23- bis 35-fachen des Gewinns bewertet sind, erreichen die Aktienbewertungen im DAX und EuroStoxx 50 nur das 17- bis 19-fache des Jahresgewinns. Die Bewertung ist zwar nicht die einzige für Investoren aussagekräftige Kennzahl, allerdings auch keine zu unterschätzende. Vor allem dann nicht, wenn die Differenz so ausgeprägt ist wie derzeit.
Mehr Rücken- als Gegenwind für den DAX
Auf der anderen Seite bleiben aber auch Risiken. So steckt zwar in den mobilisierten Investitionen viel Fantasie, doch entscheidend wird sein, ob diese Gelder auch in der Wirtschaft ankommen. Nur wenn die Investitionen tatsächlich die Produktivität und die Nachfrage nachhaltig ankurbeln, kann daraus eine Trendumkehr entstehen.
Die Bundesregierung ist sich dessen bewusst. Sie weiß, dass die Investitionen nur dann ihre ganze Wirkung entfalten, wenn sich auch die Rahmenbedingungen für deutsche Unternehmen verbessern. Zentrale Forderungen der deutschen Wirtschaft sind daher zum Beispiel seit langem, die überbordende Bürokratie abzubauen, Genehmigungsprozesse zu beschleunigen und Investitionssicherheit zu gewährleisten. Ansonsten besteht die Gefahr, dass die hohen Erwartungen in die staatlichen Investitionen enttäuscht werden. Damit ginge das Risiko einher, dass auch die Börse korrigieren könnte.
Summa summarum ist jedoch das Risiko, dass die Jahresendrally 2025 ausfällt, geringer als die Wahrscheinlichkeit, dass die Aktienkurse bis zum Jahresende noch Luft nach oben haben – und das Jahr 2025 somit nicht nur ein gutes, sondern ein sehr gutes Börsenjahr wird.