
Zum Jahresende dominieren weiterhin Diskussionen über politische und geopolitische Spannungen. Kaum eine Woche vergeht ohne neue Ankündigungen von Zöllen gegen China, Kanada oder andere Länder – oft aus eher symbolischen als substanziellen Gründen. Dennoch hat die Unsicherheit in den letzten Monaten deutlich abgenommen.
Die US-Zölle haben sich bei etwa 17–18 % stabilisiert, und die Märkte scheinen mit diesem Niveau zufrieden zu sein. Dies deutet darauf hin, dass der globale Handel nicht aus den Fugen geraten ist und das Schlimmste vermieden werden konnte – trotz der jüngsten Drohungen mit einer 100%igen Erhöhung gegenüber China.
Auch wenn diese Debatten in den kommenden Monaten wahrscheinlich weiterhin im Rampenlicht stehen werden, sollten sie nicht darüber hinwegtäuschen, was wirklich zählt: Die Aussichten für die globale Wirtschaft sind robust. Die Wachstumsprognosen wurden in den letzten sechs Monaten – in den USA, der Eurozone und China – kontinuierlich nach oben korrigiert, und dieser positive Trend dürfte bis zum Jahresende anhalten.
Zwei wesentliche Faktoren treiben diese positive Dynamik voran:
- Starke fiskalische Unterstützung in den USA. In diesem Jahr wird die US-Regierung voraussichtlich 6,2 Billionen US-Dollar ausgeben – ein Anstieg von 8 % gegenüber 2024. Trotz eines Anstiegs der Steuereinnahmen um 8 % und Zöllen in Höhe von 200 Milliarden US-Dollar wird das Defizit 2025 voraussichtlich um rund 100 Milliarden US-Dollar steigen. Die Anfang des Jahres beschlossenen Steuersenkungen werden zusammen mit den erhöhten Verteidigungsausgaben auch 2026 positive Auswirkungen haben. Diese fiskalische Unterstützung beschränkt sich nicht nur auf die USA: Die umfangreichen Investitionsprogramme Deutschlands beginnen die Wirtschaft anzukurbeln. Dieser positive Trend dürfte sich trotz einiger Verzögerungen bei der Umsetzung bis 2026 fortsetzen. Auch in Japan erwarten wir nach der Wahl von Sanae Taksishi zum Premierminister weitere staatliche Unterstützungsmaßnahmen.
- Das Ausmaß der Investitionen im Bereich der künstlichen Intelligenz – insbesondere in den USA – ist beachtlich. Hyperscaler liefern sich einen Wettlauf um die Marktherrschaft und investieren Summen, die jede europäische Volkswirtschaft in den Schatten stellen: über 440 Milliarden US-Dollar im Jahr 2025, mit Prognosen von über 500 Milliarden US-Dollar im Jahr 2026. Auch wenn Fragen zur langfristigen Rentabilität offen bleiben, leisten diese Investitionen aus makroökonomischer Sicht derzeit einen wesentlichen Beitrag zum Wachstum.
Die Inflationsrisiken bleiben weitgehend begrenzt – selbst in den USA, wo die Erwartungen stabil geblieben sind. Dies gibt den Zentralbanken Spielraum, ihre akkommodierende Haltung beizubehalten, was Risikoanlagen weiter stützt. Allerdings halten wir die Markterwartungen hinsichtlich Zinssenkungen durch die Fed im Jahr 2026 für leicht überschätzt.
Noch ein kurzes Wort zu Frankreich: Das Land bleibt sowohl wirtschaftlich als auch politisch die Schwachstelle der Eurozone. Leider gibt der mittelfristige Ausblick wenig Anlass zu Optimismus, und der Spread gegenüber Deutschland dürfte nur schwer langfristig unter 80 Basispunkten zu halten sein.
Insgesamt rechnen wir mit einem günstigen Umfeld für weitere Kursgewinne an den Aktienmärkten, wobei wir Schwellenländer mit attraktiveren Bewertungen bevorzugen. Auch Anleihen dürften von der anhaltend starken Nachfrage profitieren.