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Montag, 29. April 2024
   
 

Alarmierender Mangel an fiskalpolitischer Zurückhaltung

Marktkommentar Mark Dowding / RBC BlueBay AM

Die Renditen von US-Staatsanleihen sind in der vergangenen Woche gesunken, nachdem der Verbraucherpreisindex für Oktober niedriger ausfiel als erwartet.

Die Gesamtinflation ging auf 3,2 Prozent im Jahresvergleich zurück. Die zugrunde liegende Kerninflation liegt aber weiterhin bei 4 Prozent und damit doppelt so hoch wie das 2-Prozent-Ziel der US-Notenbank Federal Reserve (Fed). Wir halten es daher noch für verfrüht, eine Lockerung der Geldpolitik zu erwarten.

Es wird aber immer wahrscheinlicher, dass die Zinsen ihren Höhepunkt erreicht haben. In den letzten Wochen gab es einige Anzeichen für eine Abschwächung der Gesamtnachfrage in der US-Wirtschaft. Diese waren jedoch zum Teil auf eine Abkühlung des Wachstums nach einem sehr starken dritten Quartal zurückzuführen. Die Einzelhandelsumsätze sind nach wie vor positiv und der Arbeitsmarkt bleibt robust.

Der Rückgang der Staatsanleiherenditen hat derweil in Kombination mit stärkeren Aktien, engeren Kreditspreads und einem schwächeren US-Dollar zu einer deutlichen Entspannung der finanziellen Bedingungen geführt. Die entsprechenden Indizes zeigen, dass die seit Mitte August zu beobachtende Verschärfung nun vollständig rückgängig gemacht wurde.

Die Entwicklung der US-Renditen spiegelte sich in der vergangenen Woche auch in Europa wider. Im Vereinigten Königreich lag die Inflation ebenfalls leicht unter den Konsensschätzungen. Dennoch bleibt die Kerninflation in Großbritannien mit 5,7 Prozent auf einem hohen Niveau. Die Bank of England legt bereits eine eher lockere Haltung an den Tag. Daher gehen wir weiterhin davon aus, dass die Teuerung in der Nähe des derzeitigen Niveaus verharren wird. Das verdeutlicht die Möglichkeit von Stagflationsrisiken.

Die jüngsten Daten aus dem Vereinigten Königreich zeigen kaum Anzeichen für eine Verlangsamung der Lohnzuwächse. Trotz eines schwächeren konjunkturellen Umfelds lagen sie bei fast 8 Prozent.

Auf politischer Ebene kehrte der ehemalige Premierminister David Cameron im Zuge einer Kabinettsumbildung überraschend in die Regierung zurück, nachdem Innenministerin Suella Braverman entlassen worden war. Die darauf folgenden internen Auseinandersetzungen deuten auf eine Regierung hin, die sich ihrem Ende nähert. Umfragen zeigen, dass die Beliebtheit der Partei abnimmt. Dieser Negativtrend kann bedeuten, dass eine verzweifelte Regierung mit populistischen Maßnahmen die Unterstützung zu sichern versucht.

In diesem Fall wird es immer wahrscheinlicher, dass im Herbsthaushalt Steuersenkungen ergriffen werden. Sollte es dazu kommen, wird die Reaktion am Markt für britische Staatsanleihen interessant sein. Nach den massiven Turbulenzen im vergangenen Jahr würden wir nicht ausschließen, dass es zu einem ähnlichen Ereignis kommt, wenn sich die Marktteilnehmer gegenüber den Steuerplänen der Regierung skeptisch zeigen.

Insgesamt dürfte das Thema der fiskalischen Nachhaltigkeit die Märkte weltweit in den kommenden Wochen und Monaten beeinflussen – auch, weil die Ratingagentur Moody‘s am vergangenen Freitag die Aussichten für die Kreditwürdigkeit der USA auf negativ gesenkt hat. Der Verlust des letzten AAA-Ratings der Vereinigten Staaten wäre an sich unserer Meinung nach nicht sonderlich bedeutsam. Es wäre aber symptomatisch für ein tiefer liegendes Problem: Viele politische Entscheidungsträger weltweit legen einen alarmierenden Mangel an finanzpolitischer Zurückhaltung an den Tag.

In den vergangenen 15 Jahren haben viele Regierungen mit Zustimmung der Wähler die Ausgaben erhöht und die Steuern gesenkt. Man kann sich vorstellen, dass sie ihr Verhalten nur dann ändern, wenn die Marktreaktion die Preise für Vermögenswerte nach unten drückt und die Wähler dadurch ärmer macht.

 

Veröffentlicht am: 19.11.2023

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