Am 14. Juni 2023 kündigte die US-Notenbank weitere Zinserhöhungen für das zweite Halbjahr an. Kein guter Tag für viele kleine und mittlere börsennotierte Asset Manager. Zwar sind steigende Zinsen gut für das klassische Bankgeschäft, wirken sich jedoch nachteilig auf den Anleihebestand von Asset Managern und die daraus stammenden Erträge aus.
Auch Aktien können unter einem solchen Umfeld in Mitleidenschaft gezogen werden. Zinserhöhungen werden typischerweise von kleinen Unternehmen schlechter verkraftet als von großen. Auch wenn Asset Manager zumeist wesentlich unabhängiger von Fremdkapital und Bankenfinanzierung als Nebenwerte aus der Realwirtschaft sind, litten sie wohl dennoch unter einem negativen Spill-over-Effekt.
„Wie stark ein Rebound ausfallen und wann er einsetzen wird, hängt von der Inflationserwartung und vom weiteren Zinsgeschehen ab. Optimisten werden möglicherweise jetzt bereits eine Kaufgelegenheit wittern“, sagt Michael Klimek, Geschäftsführer der Dolphinvest Consulting. Und weiter: „Vieles hängt nun davon ab, ob der Scheitelpunkt der Zinsentwicklung erreicht ist und ab wann die Mehrheit der Aktienanalysten beginnt, dies in ihren Modellen einzupreisen und den Diskontierungszins bei der Berechnung der Unternehmensbewertungen abzusenken. Im Moment scheint der Markt noch auf ein klares Signal zu warten.“
Cash is King
Laut Klimek gewinnen Aktien als Instrument der Vermögensbildung derzeit an Attraktivität bei politisch motivierten Anlegern, weil das Nutzen der Mitspracherechte auf Hauptversammlungen zum Beispiel umweltpolitische Einflussnahme auf Unternehmen ermöglicht. Ein weiterer interessanter Aspekt: „Dividenden bieten privaten Anlegern außerdem die Möglichkeit, – wie mit Anleihen oder Immobilienbesitz – zusätzliches Einkommen zu erzielen und somit eine breitere Einkommensbasis zu schaffen. Die Asset-Management-Branche gehört seit Jahren im Vergleich sowohl mit der Real- als auch der Finanzwirtschaft zu den Himmelsstürmern in Sachen Dividendenrenditen,“ so der Experte. Mit einem Engagement in diesem Sektor konnten Aktienanleger in der Vergangenheit attraktive Einkommen generieren. Denn Asset Management gilt aufgrund optimaler Zahlungsströme als „cash-rich“. Klimek bestätigt: „Fremdkapital ist bei Asset-Management-Unternehmen fast ein Fremdwort.“
Geldquelle Dividende
Per Ende Mai 2023 lag der Median der Börsenkapitalisierung von Asset-Management-Unternehmen bei 818 Millionen Euro und die auf die vorausgegangenen zwölf Monate bezogene Dividendenrendite bei 5,3 %. Zum Vergleich: im Mai 2021 belief sich die Dividendenrendite auf 3,9 % bei einer mittleren Börsenkapitalisierung von 1.097 Millionen Euro. Parallel zur Inflations- und Zinsentwicklung sind also die Assets under Management gesunken und die Dividenden gestiegen.
Hervorzuheben ist hier vor allem ein Asset Manager, weiß Branchenexperte Klimek: „Als einziges der großen Unternehmen mit einer Börsenkapitalisierung von mehr als 10 Milliarden Euro kam in diesem Jahr die französische Amundi auf eine Dividendenrendite oberhalb des Medians. Damit nahm der Asset Manager nicht nur gegenüber den anderen Branchengrößen eine Spitzenposition ein, sondern auch im gesamten Wettbewerbsumfeld.“