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Sonntag, 28. April 2024
   
 

EZB: Ist es an der Zeit für eine Zinspause?

... von Dillon Lancaster, Vontobel-Portfoliomanager, TwentyFour Asset Management



Die anstehenden September-Sitzungen bieten den wichtigsten Zentralbanken eine gute Gelegenheit, um nach der Sommerpause ihren aktuellen Ausblick zu geben. Von der US-Notenbank Fed erwarten wir, dass sie die Leitzinsen unverändert hält und auch ihre Rhetorik versöhnlicher ausfällt.


Die Bank of England (BoE) dürfte dagegen die Zinssätze um 25 Basispunkte erhöhen und zudem auf die Möglichkeit einer weiteren Anhebung hinweisen. Mit besonderer Spannung erwarten wir aber das Treffen der Europäischen Zentralbank (EZB) an diesem Donnerstag: Denn die EZB-Entscheidung scheint noch lange nicht beschlossene Sache zu sein.

Inflationserwartungen hoch, Wachstumserwartungen runter


Sowohl die Gesamtinflation als auch die Kerninflation in der Eurozone liegen bei 5,3 Prozent im Jahresvergleich. In Deutschland, der größten Volkswirtschaft der Eurozone, liegt die Teuerung (HVPI) mit 6,4 Prozent sogar noch höher. Auch das Lohnwachstum ist nach wie vor stark – das deutet darauf hin, dass eine weitere Zinserhöhung notwendig sein könnte. Andererseits waren die jüngsten Einkaufsmanagerindizes (PMI) im Euroraum sowohl im Dienstleistungssektor als auch im verarbeitenden Gewerbe mit 47,9 respektive 43,5 Punkten schwach. Ein Wert unter 50 bedeutet, dass die Befragten ihren Sektor in einer Schrumpfung sehen, daher gilt ein PMI unter 50 Punkten als guter Indikator für eine potenzielle Rezession. Einmal mehr zeigte sich die deutsche Wirtschaft mit einem PMI von 39,1 für das wichtige verarbeitende Gewerbe besonders fragil. Das Dilemma der EZB-Ratsmitglieder zeigen die aktualisierten Prognosen der EU-Kommission für die Eurozone für 2024: Während die Inflationsvorhersage von 2,8 Prozent auf 2,9 Prozent stieg, sanken die Wachstumsaussichten von 1,6 Prozent auf 1,3 Prozent.

Meinungsdifferenzen zwischen den EZB-Ratsmitgliedern


Die herausfordernde Datenlage hat zu Meinungsverschiedenheiten zwischen den EZB-Ratsmitgliedern geführt, die offenbar deutlich ausgeprägter sind als etwa die Differenzen innerhalb der Fed und der Bank of England. So haben die EZB-Ratsmitglieder Peter Kazimir und Pierre Wunsch erklärt, dass die EZB im September „einen weiteren Schritt“ machen sollte oder vielmehr noch „ein bisschen mehr“ zu tun habe. Dagegen hat EZB-Ratsmitglied Mario Centeno im gleichen Zeitraum vor der Gefahr gewarnt, „zu viel zu tun“, und EZB-Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel hat hervorgehoben, dass das Wachstum schwächer als erwartet sei.

Vor der bevorstehenden Zinsentscheidung scheint ein Konsens also nicht in Sicht zu sein. Nach neun Zinserhöhungen in Folge fragen wir uns, ob die EZB dem Juni-Beispiel der US-Notenbank folgen könnte: Mit einem „Aussetzen“ oder einer „sehr hawkishen Pause“ könnte sie den geldpolitischen „Falken“ im EZB-Rat und auch den Marktteilnehmer signalisieren, dass sie sich der über dem Zielwert liegenden Inflation durchaus bewusst ist. Fraglich bliebe angesichts der allmählich umschlagenden Konjunkturdaten, ob auf ein Aussetzen im September eine Zinserhöhung im November folgt.

Entwicklung der Datenlage wird über nächste Zinsschritte entscheiden

Ob es am Ende ein „Aussetzen“, eine „sehr hawkische Pause“ oder eine versöhnliche Anhebung um 25 Basispunkte wird, wird unserer Ansicht nach keine großen Auswirkungen auf den Markt haben, mit Ausnahme des sehr kurzfristigen Euro-Geldmarkts. So oder so hat die EZB den größten Teil ihres Jobs erledigt. Interessant werden vielmehr ihre aktualisierten Prognosen sein und ihre signalisierte Bereitschaft, auf künftige Szenarien zu reagieren. Allerdings wird die EZB genau wie wir als Marktbeobachter die weitere Entwicklung der Daten dahingehend beobachten, wie sich die bisherigen Zinserhöhungen auf die Realwirtschaft auswirken, um auf dieser Basis über ihre nächsten geldpolitischen Schritte zu entscheiden.

 

Veröffentlicht am: 14.09.2023

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