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Donnerstag, 2. Mai 2024
   
 

Eine Nachricht ist eine gute Nachricht ist eine sehr gute Nachricht?

Das fragt sich Thomas Böckelmann, leitender Portfoliomanager der Dolphinvest Capital


Die Feierlaune an den Börsen blieb auch im März ungetrübt. „Faktisch jede Nachricht wurde zwanghaft positiv interpretiert“, so Thomas Böckelmann, leitender Portfoliomanager der Dolphinvest Capital.

Obwohl die bereits von den Märkten eingepreisten Zinserhöhungen in Anzahl und Ausmaß immer unwahrscheinlicher würden, scheine dies die Euphorie jedoch nur zu untermauern: „Das Szenario ‚Goldilocks‘ aus niedriger Inflation, niedrigen Zinsen und moderatem Wachstum lebt.“

Die Aktienmärkte in den USA, Japan und Deutschland erreichten erstmals zeitgleich seit 40 Jahren neue historische Höchststände, auch wenn sich der US-Aktienanleger laut Böckelmann eher auf sinkende, der japanische eher über steigende Zinsen freue. Die Ausweitung des Börsenaufschwungs von den mittlerweile sehr teuren US-Indexschwergewichten auf andere Weltregionen sei positiv, zumal einige Marktregionen wie Europa und speziell Deutschland im Vergleich extrem günstig bewertet gewesen seien. „Andererseits führt der mittlerweile sehr hohe Konzentrationsgrad in den Portfolios bei den großen Aktientiteln zu einer erhöhten Anfälligkeit, sollte die positive Stimmung einmal kippen“, warnt der Portfoliomanager. Und weiter: „Der aktuellen Euphorie stehen große geopolitische wie realwirtschaftliche Herausforderungen gegenüber: angefangen beim globalen Superwahljahr 2024 bis hin zu wachstums- und wohlstandsfeindlichen Exzessen in einer zunehmend planwirtschaftlich ausgerichteten europäischen Bürokratie.“

Geht die Rallye weiter?

Die erreichten Allzeithöchststände könnten jedoch noch mehr Anlegergelder anziehen und die Rallye weiter befeuern. Warren Buffets Börsenweisheit „der dümmste Grund eine Aktie zu kaufen ist, weil sie steigt!“ werde aktuell ignoriert – zu groß sei die Gefahr, die Rallye zu verpassen.

Bereits in den 60er und 70er Jahren zogen die sogenannten Nifty-Fifty mehrheitlich alle Gelder an und erreichten hohe Bewertungsdimensionen. „Damals ging dies jedoch einher mit deren Eigenschaft als sicherer Hafen in einem konjunkturell und politisch schwer überschaubaren Umfeld. Zugegeben, es gibt eine gewisse Ähnlichkeit zum heutigen Umfeld, aber warum werden dann z. B. Weltmarktführer aus der Schweiz mit ausgeprägten Defensivqualitäten völlig ignoriert,“ fragt sich der Experte.

Auslöser für den hohen Gleichlauf des Anlegerhandelns und somit die Portfoliokonzentration dürften vielmehr das Thema Künstliche Intelligenz sein sowie ETF-Käufe, die sich jetzt auf bekannte große Indizes ausdehnen. Zu widersprüchlich sei auch die exemplarische Entwicklung zwischen DAX und MDAX. Während in beiden Indizes Weltmarktführer unterschiedlicher Branchen vertreten sind, ist die Rallye an den kleineren Werten völlig vorbeigegangen – für große Titel wird beste aller Welten eingepreist, für kleinere Titel eine Rezession. „Angesichts der konjunkturellen und geopolitischen Unsicherheiten, aber vor allem wegen der stark divergenten Kursbewegungen in den Aktienmarktsegmenten, ist es schwierig, die hohen Kursanstiege im ersten Quartal einzuordnen. Unterstellt, die Weltkonjunktur bleibt halbwegs stabil, ist aus unserer Sicht ein Favoritenwechsel im Markt im Jahresverlauf wahrscheinlich, um die jetzt vorherrschenden Bewertungsunterschiede auszugleichen“, fasst Böckelmann zusammen.

Was macht die Politik?

Nach Meinung des Portfoliomanagers werden in Europa, insbesondere in Deutschland, notwendige Restrukturierungen und Wachstumsimpulse durch einen ideologischen Unterbau verhindert, der durchaus als realitätsfern einzuordnen sei: „Der österreichische Ökonom und Philosoph Friedrich Hayek, der als ein Vater der Idee der sozialen Marktwirtschaft gelten darf, würde sich im Grabe umdrehen, wie anmaßend führende Politiker anlässlich des 80. Jahrestages seiner Schrift ‚Der Weg zur Knechtschaft‘ diese umdeuten.“ Im Falle der USA bestünden keine Zweifel an auf Wachstum und Wohlstand ausgerichteten Prioritäten und Strategien. Aber auch hier zögen dunkle Wolken auf. Zwar sinke die Inflation, die im Gegensatz zu Europa eher nachfrageinduziert war, aber sie präsentiere sich auf aktuellem Niveau als sehr hartnäckig. Das Wirtschaftswachstum sei im Gegensatz zu Europa stabil, aber bereits in der Hälfte aller US-Staaten nehme die Arbeitslosigkeit zu. „Gleichzeitig sorgen Übertreibungen an den Immobilienmärkten analog zu Europa und China für potenzielle Probleme. Kreditausfälle und Insolvenzen steigen, gleichzeitig ist die US-Staatsverschuldung auf einem historischen Höchststand, der gemessen an der Wirtschaftsleistung das Niveau nach dem Zweiten Weltkrieg erreicht hat“, erklärt Böckelmann. Außerdem sei die US-Staatsverschuldung relativ kurzfristig ausgerichtet: „Im laufenden Wahljahr besteht also die Notwendigkeit zu erheblichen Anschlussfinanzierungen, die durchaus die Aufnahmebereitschaft des Marktes testen werden.“

Laut Experten passe es eher ins Bild, dass die Schweizer Notenbank bereits im März überraschend ihre Leitzinsen gesenkt habe. Die Begründung war kurz und knapp: fallende Inflation bei einem sich verschlechternden Wirtschaftswachstumsausblick. Böckelmann weiter: „Dazu muss man anmerken, dass die Schweiz anders als Europa weniger strukturelle Inflationstreiber hat und auch der Schweizer Aktienmarkt seit Monaten vor sich hin darbt – seit Jahresbeginn in Euro +0,6 % gegenüber Europa +12,4 %.“

Auch die Tatsache, dass zeitgleich mit den großen Aktienmärkten die ultimative Krisenversicherung Gold im März ein neues Allzeithoch erreicht hat, sollte den chronischen Euphoriker nachdenklich stimmen, mahnt der Portfoliomanager.

 

Veröffentlicht am: 04.04.2024

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