Im Vorfeld der Veröffentlichung des FOMC-Protokolls hatte der Markt bereits mit einem über den Erwartungen liegenden Verbraucherpreisindex (VPI) und einem enttäuschenden Ergebnis bei der Auktion 10-jähriger US-Treasuries zu kämpfen. Der unerwartete Anstieg des Verbraucherpreisindex war der Hauptfaktor für den aktuellen Renditeanstieg.
Aus dem FOMC-Protokoll geht hervor, dass sich fast alle Ausschussmitglieder über die notwendige Zinssenkung in diesem Jahr einig waren. Sie betonten jedoch, dass vor einer Zinssenkung ein größeres „Vertrauen“ in den dauerhaften Zielpfad der Inflation erforderlich sei. Leider wurde das von ihnen angestrebte Vertrauen in die Inflationsentwicklung aktuell nicht gestützt.
Marktteilnehmer, die eine Zinssenkung im Juni erwartet hatten, dürften solche Prognosen nun mit Vorsicht genießen. Dies gilt insbesondere mit Blick auf den VPI-Bericht für Mai, der am selben Tag wie die Juni-Sitzung des FOMC veröffentlicht werden soll. Infolgedessen haben sich die Erwartungen für den Zeitpunkt einer ersten Zinssenkung verschoben – der Marktkonsens tendiert nun in Richtung September.
Darüber hinaus lieferte das Protokoll Einblicke in die Anpassungen bei der quantitativen Straffung (QT) und die Strategie zur Steuerung der Bilanzreduzierung. Das Federal Reserve Board hat aus den Erfahrungen der Bilanzreduzierung 2019 gelernt und die Absicht bekundet, das Tempo dieses Prozesses „ziemlich bald“ zu drosseln. Es wurde auch festgestellt, dass die Fed die Tempoanpassungen lieber über ihre Bestände an Treasuries als über Mortgage-Backed Securities vornehmen möchte.