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Montag, 29. April 2024
   
 

Gold und Dollar: Der Einfluss der US-Währung wird überschätzt

Aktuelle Markteinschätzung von Önder Çiftçi, CEO der Ophirum Group

Hoch oben wird die Luft dünner: Das kennen nicht nur Bergsteiger, sondern auch Goldanleger. Im April gelang es dem Goldpreis bislang nicht, die Marke von 2.000 Dollar je Unze nachhaltig zu überschreiten. Mehrfach wurde die Marke zuletzt überschritten, mehrfach sank der Goldpreis kurz darauf wieder in den Bereich zwischen 1.950 und 1.980 Dollar.

Steigt der Dollar, fällt Gold – und umgekehrt, oder?


Dass der Goldpreis die für viele Investoren wichtige Marke bei 2.000 Dollar überhaupt überschreiten konnte, verdankt er unter anderem der Entwicklung des US-Dollars. Die Weltleitwährung steht seit Monaten unter Druck und hat gegenüber dem Euro deutlich an Wert verloren – trotz vorübergehender Erholungstendenzen. Legt man die Charts nebeneinander, wird deutlich, dass der Dollar-Wechselkurs und der Preis für das Edelmetall in den vergangenen zwölf Monaten nahezu parallel verlaufen. Das leuchtet Anlegern unmittelbar ein, wird Gold am Rohstoffmarkt doch fast ausschließlich in der US-Währung gehandelt. Fällt der Dollar, wird Gold außerhalb des US-Währungsraums günstiger, die Nachfrage steigt und damit auch der Goldpreis. Steigt der Dollar, ist es umgekehrt.

Doch was so logisch klingt, ist nur die halbe Wahrheit. Kurzfristig und insbesondere in den vergangenen sechs Monaten spielt der Dollar für den Goldpreis oft sogar die entscheidende Rolle. Doch darüber hinaus gibt es eine ganze Reihe von Einflussfaktoren auf den Goldpreis, die auf lange Sicht wichtiger für die Goldpreisentwicklung sind – und die unter dem Strich dafür gesorgt haben, dass sich das Edelmetall mittel- bis langfristig deutlich von der Entwicklung des Dollar absetzen kann.

Langfristige Goldpreisentwicklung: Viele Faktoren spielen eine Rolle

Ein Beispiel: Nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine am 24. Februar 2022 flüchteten Anleger reflexartig in den sicheren Hafen Gold. Am 8. März 2022 markierte das Edelmetall ein neues Rekordhoch bei rund 2.070 Dollar pro Feinunze. Doch nicht nur Angst vor einem Krieg beflügelte den Goldpreis, sondern auch Nachfrage nach einem anderen sicheren Hafen: US-Staatsanleihen. Damals, in der Zeit von Null- und Niedrigstzinsen, waren die US-Treasuries so gefragt, dass ihre Kurse in die Höhe schnellten und im Gegenzug die Rendite immer weiter sank. Damit wurde Gold, dass keine Rendite bietet, zusehends attraktiver für Anleger und markierte ein neues Allzeithoch.

In der Folge des russischen Einmarschs brachen Lieferketten zusammen und die kräftig angestiegene Inflation erforderte schnelle Zinserhöhungen seitens der Notenbanken. Höhere Zinsen aber sind Gift für den Goldpreis, weil viele Anleger dann lieber in festverzinste, sichere Anlagen umschwenken, um wenigstens etwas Rendite zu bekommen. Goldfonds mussten einen guten Teil ihrer hohen Bestände verkaufen, folglich sank der Goldpreis wieder und markierte am 19. Oktober 2022 ein neues Jahrestief bei 1.626 Dollar je Unze. Im Gegenzug stieg die Rendite der US-Anleihen wieder auf mehr als 1,5 Prozent.

Das Beispiel zeigt den großen Einfluss einer ganzen Reihe von Faktoren, die auf den Goldpreis wirken. Zum einen sind es geopolitische Risiken, die den Finanzmarkt bewegen. Nicht nur Russlands Angriffskrieg, sondern auch das zunehmend schwierige Verhältnis der westlichen Industrienationen zu China, der Brexit oder zuletzt das Schreckgespenst einer globalen Bankenkrise können den Goldpreis heben, etwa weil Anleger einen Konjunktureinbruch fürchten und in Gold umschichten. Zum anderen haben die Zinsen der Notenbanken großen Einfluss. Eine steigende Inflationsrate hebt den Goldpreis ebenso wie ein Crash am Aktienmarkt oder sinkende Renditen am Anleihemarkt. Erhöhen die Notenbanken wegen der Inflation die Leitzinsen, belastet das den Goldpreis, weil das Edelmetall als zinsloses Investment für Anleger unattraktiver wird.

Auch Goldkäufe der Notenbanken beeinflussen den Goldpreis. Stocken wie zuletzt etwa die russische oder chinesische Notenbank ihre Goldreserven massiv auf, entwickelt sich schnell ein Nachfrageüberhang, der den Preis stützen kann. Nicht zu unterschätzen ist auch die Nachfrage der Schmuckindustrie. Beispielweise sorgt die indische Hochzeitssaison, in der Goldschmuck als Mitgift und Hochzeitsgeschenk Tradition hat, alljährlich für eine steigende Nachfrage nach dem gelben Edelmetall. Auch die Elektronikindustrie und die Medizintechnik spielen auf der Nachfrageseite eine nicht zu vernachlässigende Rolle.

So viel wie nötig – und nicht unbedingt mehr

Auf der Angebotsseite sind es vor allem die Minenbetreiber und Goldproduzenten, die Einfluss auf den Goldpreis haben. Sie kämpfen damit, dass die Goldvorkommen immer spärlicher werden und dadurch der Aufwand für Exploration, Förderung und Produktion steigt. Ist der Goldpreis zu nah an ihren Produktionskosten, reduzieren sie ihr Angebot. Ihre Förderkosten markieren faktisch die Preisuntergrenze für Gold.

Dass die Minenbetreiber so viel Gold fördern, dass es die Nachfrage übersteigt, ist eher unwahrscheinlich. Denn als Krisenversicherung und Vehikel für den Vermögenserhalt bleibt Gold immer gefragt. Schließlich ist es unendlich haltbar, nur begrenzt verfügbar und seit Jahrtausenden ein Zahlungsmittel, das überall auf dem Globus akzeptiert wird.

Dass Gold von der Entwicklung des Dollar langfristig unabhängig ist, zeigt auch ein Blick auf die vergangenen fünf Jahre. In dieser Zeit konnte der Goldpreis rund 50 Prozent zulegen, während der Dollarwechselkurs zum Euro nur um rund zwölf Prozent gefallen ist. Schon das allein zeigt, dass auch die anderen genannten Einflussfaktoren eine große Wirkung auf den Goldmarkt haben.

Der Dollarkurs mag also eine wichtige Rolle spielen, aber letzten Endes entscheidet der Bedarf an Gold als sicherer Vermögenshort, ganz gleich aus welchen Gründen oder Anlässen, wesentlich darüber, ob der Goldpreis steigt, fällt oder stagniert.

 

Veröffentlicht am: 29.04.2023

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