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Montag, 29. April 2024
   
 

IG-Corporates: Stabiler Portfolio-Anker im rauen Zins-Meer

Kommentar von Matthias Busuttil, Portfolio Manager Global Corporate Bonds bei Fisch Asset Management in Zürich



Die Bewegung der US-Renditekurve hält die Investoren seit Anfang 2022 in Atem. Neben den Verlusten an den Anleihemärkten durch die Leitzinserhöhungen führten Unsicherheiten bei der Inflations- und Konjunkturentwicklung sowie bei der Geldpolitik der Notenbanken zu erhöhter Zinsvolatilität.

Der Anstieg der US-Treasury-Renditen setzte sich 2023 angesichts der hartnäckigen Inflation und einer überraschend robusten Konjunktur fort. Zwar sind die Notenbanken weiter im Straffungsmodus, aber Anleiheninvestoren sollten sich angesichts der deutlich höheren Ertragserwartungen erneut mit dem verbesserten Risiko/Rendite-Profil der Anlageklasse auseinandersetzen, insbesondere weil wir das Ende des Zinserhöhungszyklus erreichen.

Die Turbulenzen im Bankensektor führten im März zu temporär tieferen Zinsen. Eine darauffolgende ‚Flucht in Qualität‘ drückte die 10-jährigen US-Staatsanleiherenditen auf ein Jahrestief von 3,3%. Anschließend setzte angesichts des zunehmenden Konjunkturoptimismus über den Sommer eine erneute Aufwärtsbewegung ein. Nach der Fed-Sitzung im September beschleunigte sich der Aufwärtstrend mit der Verbreitung des ‚higher for longer‘-Narrativs nochmals. Trotz einer Reihe negativer Faktoren durchbrach die 10-Jahresrendite im Oktober die Schwelle von 5,0% und die Zinskurve wurde angesichts sich kaum bewegender Zinsen am kurzen Ende – die sensibler auf die Geldpolitik reagieren – entsprechend steiler. Zwar kehrte sich diese Bewegung im November teilweise um, dennoch erwarten wir, dass die Renditekurve wohl noch steiler werden dürfte: Das US-Treasury muss die zunehmende Staatsverschuldung mit weiteren Emissionen finanzieren, zugleich verkürzt die Fed ihre Bilanz durch Quantitative Tightening. In dieser Phase des Wirtschaftszyklus müsste eine nachhaltige Rally in Treasuries eigentlich vom kurzen Laufzeitenende ausgehen, basierend auf einer Umkehr der aktuellen Geldpolitik. Noch aber fehlen eindeutige Anzeichen für eine Rezession in den USA und die Komponenten der Kerninflation sind unverändert solide, was diese Hypothese derzeit unwahrscheinlich macht.

Investment-Grade-Anleihen in unsicheren Zeiten

Die restriktive Geldpolitik beginnt nun zu wirken und für den Privatsektor ist die rückläufige Kreditschöpfung ein wesentlicher Faktor: Höhere Finanzierungskosten verzögern oder beschränken Investitionen, zudem rechnet man aufgrund von Margendruck mit geringerer Profitabilität. Doch diese Entwicklung folgt auf eine Marktphase, in der die Unternehmen sich nach der Pandemie dank einer lockeren Geldpolitik sehr langfristig zu niedrigen Zinssätzen refinanzieren konnten. In dieser Zeit herrschte zudem eine starke Wirtschaftserholung, die die Umsätze und Gewinnmargen deutlich über das Vor-Pandemie-Niveau hob. Dank dieser beiden Faktoren sind Unternehmen gut gerüstet, um eine wirtschaftliche Durststrecke eine Zeit lang problemlos durchzustehen. Vor diesem Hintergrund sollten Investment-Grade (IG)-Anleihen besser abschneiden, da höhere Finanzierungskosten für IG-Emittenten angesichts ihrer generell niedrigeren Verschuldung besser verkraftbar sind. Betrachtet man die Bewertungen, zeigt ein Blick auf die Risikoprämien, dass vor allem IG-Anleihen in den Industrieländern fair bewertet sein dürften. Auch wenn diese Prämien aufgrund der makroökonomischen Unsicherheiten etwas ansteigen könnten, so profitieren hochwertige Unternehmensanleihen von markttechnischer Unterstützung: Die Neuemissionen dürften im 4. Quartal deutlich zurückgehen, während wir gleichzeitig eine höhere Investorennachfrage nach hochqualitativen Anleihen sehen. Aufgrund der sehr attraktiven Gesamtrenditen reagiert die Nachfrage auch weniger empfindlich auf negative Zinsbewegungen. Daher dürfte jede klare Spread-Ausweitung auf starke Nachfrage treffen und die Wirkung somit limitiert sein.

Bei höher verschuldeten Emittenten dürften die Auswirkungen der Zinsentwicklung deutlicher zutage treten. High-Yield (HY)-Emittenten müssen höhere Kosten für (Re-)Finanzierungen in Kauf nehmen, vor allem in den schwächsten Ratingsegmenten. Dadurch steigt das Risiko von Rating-Herabstufungen vor allem bei tiefen Single-B-Ratings. Zudem sind die Zeiten sehr tiefer Ausfallquoten vorbei und dürften sich 2024 wieder dem langfristigen Mittelwert annähern. Die kürzliche Spread-Ausweitung reflektiert diese Risiken und damit haben HY-Anleihen weiter ihren Platz in einem Anleihenportfolio. Insgesamt hat sich die Qualität des HY-Marktes in den letzten Jahren aufgrund der verbesserten Ratingzusammensetzung erhöht. Zudem ist der Verschuldungsgrad aktuell niedrig. Die Anleger sollten den zunehmenden Druck auf die Kreditbedingungen dennoch im Auge behalten, weil die Bedeutung der individuellen Emittentenauswahl damit weiter zunimmt.

Es spricht in der aktuellen Phase viel für IG-Corporates: Sie bieten derzeit im langfristigen Vergleich relativ hohe Renditen, wodurch die Anleger mit einem soliden Einkommenspuffer durch die laufende Rendite gegen zukünftige Volatilität gewappnet sind. Verlustrisiken aus höheren Kreditprämien lassen sich durch die Wahl qualitativ hochwertiger Emittenten mindern. Zudem sind die USD-Hedging-Kosten rückläufig. Dies und die erneut steilere US-Renditekurve tragen zur Attraktivität von USD-Anleihen für Anleger in der Eurozone bei. Sobald sich der Zinserhöhungstrend dreht, sollte die Anlageklasse zusätzlich von starken Rückenwinden profitieren können.

 

Veröffentlicht am: 15.11.2023

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