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Mittwoch, 23. Oktober 2024
   
 

Mumm Briefing zum Wochenausklang

... von Carsten Mumm, Chefvolkswirt bei der Privatbank DONNER & REUSCHEL



Der Sachverständigenrat (SVR) untermauerte mit seiner aktuellen Prognose eines Wachstums der deutschen Volkswirtschaft von 0,2 Prozent in diesem und 0,9 Prozent im nächsten Jahr die Erwartung einer nur schwachen Konjunkturerholung. Trotz des noch ausgeprägten Auftragsmangels in der Industrie, bei Dienstleistern und in der Bauwirtschaft sollte die Konjunktur aber künftig durch den privaten Konsum – im Zuge steigender Realeinkommen – angetrieben werden.

Weitere Faktoren sind ein Anstieg der Exportnachfrage nach Industriegütern sowie das verbesserte Investitionsumfeld angesichts erster Leitzinssenkungen durch die EZB. Allerdings wird der Aufschwung durch eine anhaltend schwache Produktivität, hohe Energie- und Arbeitskosten sowie geopolitische Unsicherheiten ausgebremst. Auch die Haushalts- und Wirtschaftspolitik in Deutschland trägt derzeit nicht zur Stimmungsverbesserung bei Verbrauchern und Unternehmen bei. Die jüngste Steuerschätzung, nach der aufgrund des schwachen Wachstums in den kommenden 5 Jahren rund 80 Mrd. weniger Steuern eingenommen werden, dürfte zu zusätzlichen Einsparungen des Bunds führen.

Allerdings liegt das Potenzialwachstum der deutschen Volkswirtschaft nach Berechnungen des SVR schon heute nur noch bei 0,5 Prozent. Wenn also bei normaler Auslastung vorhandener Produktionsfaktoren nur eine so schwache Wachstumsdynamik erzielbar ist, sollte der Fokus von Politik und Unternehmen unbedingt auf der Ertüchtigung der Produktionskapazitäten liegen. Die notwendigen Maßnahmen sind v.a. in den Bereichen Bürokratie, Energiepreise und Verfügbarkeit von Rohstoffen, mangelnder Digitalisierung, Arbeitskräftemangel und fehlender Planungssicherheit mit Blick auf politische Entscheidungen, anzusiedeln. Die zwei positiven Nachrichten sind

- dass es im internationalen Vergleich weiterhin klare Standortvorteile gibt (Berufsausbildung, Sicherheit, Funktionsfähigkeit der Institutionen).

- und dass viele der Standortnachteile nicht von außen gegeben, sondern durch uns selbst – also Politik, Unternehmen, Gesellschaft – veränderbar sind.

Die beste Signalwirkung für den dringenden Aufbruch käme vonseiten der Politik, wenn die erneut aufgekommene Notwendigkeit zum Sparen nicht zu einem weiteren Abwürgen von privater Investitionsbereitschaft und einer Beschneidung von öffentlichen Investitionen in Infrastruktur, Bildung oder Sicherheit führen würden. Benötigt werden eine schnelle Verabschiedung des Bundeshaushalts für 2025, ein Fokus auf die Verbesserung der Schwächen des Standorts und ein emotionaler Aufbruch verbunden mit einem klaren Zielbild für den künftig wieder zukunftsfähigen Standort Deutschland.

Für die Kapitalmärkte bleibt kurzfristig vor allem die Wachstums- und Inflationsentwicklung in den USA sowie der Zeitpunkt der ersten Leitzinssenkung durch die US-Notenbank Fed im Fokus. Sowohl der leichte Anstieg der Arbeitslosigkeit im April als auch die Ergebnisse der ISM-Einkaufsmanagerindizes lassen eine konjunkturelle Abkühlung und eine sinkende Produktion erwarten. Das anhaltend hohe Zinsniveau bremst die Nachfrage zunehmend aus. Allerdings ist bisher fraglich, ob die zuletzt stärker gestiegenen Erzeugerpreise dadurch eine ausreichende Entlastung erfahren. Bisher ist noch kein deutlich nachlassender Preisdruck erkennbar. Auf dieses Signal wird die Fed aber warten, um die Erwartung einer ersten Leitzinssenkung zu konkretisieren. Daher dürfte die Unsicherheit in den kommenden Monaten vorerst anhalten und erst gegen Ende des Sommers erkennbar werden, ob die Zinsen ab September oder erst ab Dezember sinken. Nicht auszuschließen ist auch das Szenario, dass es erst im Jahr 2025 eine geldpolitische Lockerung geben wird. Vorerst ist damit eine Konsolidierung der Aktienmärkte auf den erreichten hohen Niveaus mit zwischenzeitlichen Verlusten wahrscheinlich bis neue positive Impulse vonseiten der Konjunktur- oder der Inflationsentwicklung absehbar sind.

Zu den größten Risikofaktoren für die Weltwirtschaft gehören weiterhin geopolitische Eskalationen. Dabei steht aktuell das Verhältnis zwischen den USA und China im Fokus. Einerseits erhöhen die drastisch gestiegenen US-Einfuhrzölle auf E-Autos, Speicherchips und einige andere Produkte aus chinesischer Produktion die Sorgen vor einer weiteren Eskalation des Handelskonflikts. Andererseits trugen weder der Besuch des chinesischen Präsidenten Xi Jinping in Europa noch die Reise des russischen Präsidenten Putin nach Peking zu einer veränderten Einstellung Chinas gegenüber Russland bei. Im Gegenteil sieht es eher danach aus, dass die russische Kriegswirtschaft sich weiter auf die Unterstützung Chinas verlassen kann.
Eine zunehmende Entkopplung der heute noch sehr engen wirtschaftlichen Verflechtungen Europas und der USA auf der einen und Chinas auf der anderen Seite hätte allerdings schwerwiegende Folgen. Neben dem Verlust großer Absatzmärkte und voraussichtlich steigender Kosten durch den Wegfall komparativer Vorteile internationaler Arbeitsteilung, stiege auch die Gefahr einer militärischen Eskalation. Es bleibt zu hoffen, dass die Vernunft aller Beteiligten ausreicht, um dieses Szenario zu verhindern.

 

Veröffentlicht am: 18.05.2024

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