^

 

 Suche  | Sitemap  | Mediadaten  | Kontakt  | Impressum  | Datenschutz
       
Montag, 29. April 2024
   
 

Schönwetterphase an den Märkten: Ein trügerischer Sommer?

... von Olivier de Berranger, CIO bei LFDE



Auf den ersten Blick wirken die jüngst veröffentlichten Daten zur US-Inflation im Juni wieder beruhigend, da sie einen Rückgang bestätigen, der sogar über die Erwartungen hinausgeht. Die Gesamtinflation lag gemessen am VPI bei 3 % gegenüber 4 % im Mai, während die Kerninflation von 5,3 % im Vormonat auf 4,8 % zurückging.


Der Basiseffekt im Zusammenhang mit den Energiepreisen spielt eine wichtige Rolle für den Rückgang der Gesamtinflation und dürfte sich in den kommenden Monaten weiterhin günstig auswirken; dasselbe gilt für die Entwicklung der Lebensmittelpreise. Die Privathaushalte reagieren besonders empfindlich auf diese beiden Faktoren, daher dürften die Inflationserwartungen auf Verbraucherseite eher gemäßigt bleiben. Die US-Notenbank (Fed) kann in dieser Hinsicht also allmählich aufatmen.

Noch beruhigender ist die Tatsache, dass die Mäßigung der Mieten bzw. des Pendants der Mietpreise für Eigentümer sich nun endlich in vollem Umfang bei der weniger volatilen Kerninflation bemerkbar macht. Diese Wirkung sollte über das gesamte kommende Halbjahr spürbar sein.
Schließlich geht auch die Kerninflation ohne Wohnkosten, die von der Fed besonders aufmerksam beobachtet wird, deutlich zurück.

Aktienmärkte reagieren positiv: bringt der Sommer die ersehnte Entspannung?

Die Aktienmärkte der meisten Länder haben auf diese Daten mit erheblichen Kursgewinnen reagiert, und bei den noch zum Monatsanfang inversen Zinskurven hat eine Normalisierung eingesetzt. Durch die Märkte des Sommers weht eine Brise der Entspannung. Doch wird das von Dauer sein?

Anleger sollten sich vor Sturmböen wappnen. Zunächst einmal haben die Zentralbanken in Bezug auf die Inflation jüngst eine sehr entschlossene Haltung signalisiert. Denn gegenüber den für Basiseffekte sensiblen Konjunkturdaten, insbesondere im Zusammenhang mit den unmittelbaren Folgen des Kriegs in der Ukraine, sind mittelfristige Faktoren zu berücksichtigen, die als besorgniserregender gelten. Hierzu gehören etwa die nach wie vor erhebliche Lohninflation und die geringen Produktivitätssteigerungen, insbesondere im Dienstleistungssektor. So waren von der Fed beispielsweise in den vergangenen Wochen Äußerungen zu vernehmen, die nicht im Einklang mit den beruhigenden Daten im Hinblick auf die Verbraucherpreise zu stehen scheinen. Wird die US-Notenbank erneut umschwenken und einen gemäßigteren Ton anschlagen? Die Antwort werden wir nach ihrer nächsten geldpolitischen Sitzung am 25. und 26. Juli erhalten. Es wäre allerdings erstaunlich, wenn sie ihren offensiven Kurs, für dessen Verfolgung äußerste Entschlossenheit nötig war, nun deutlich ändern würde. Die Fed ließ zudem verlauten, dass sie lieber vorübergehend etwas zu restriktiv vorzugehen würde, als zu früh von ihren Bemühungen abzulassen. Insbesondere angesichts einer Beschäftigungslage, die keinerlei Anlass zur Sorge gibt.

Risiko in Sicht: Klimaerwärmung wirkt als erheblicher Inflationsfaktor


Zudem existiert noch ein weiterer, deutlich weniger klassischer Inflationsfaktor, der die Ruhe mittelfristig stören könnte. Über diesen Faktor ist bisher wenig bekannt, und die Zentralbanken – abgesehen von der Europäischen Zentralbank (EZB) – berücksichtigen ihn kaum, weil sie keinen Einfluss auf ihn und nur ein grobes Verständnis seiner Auswirkungen haben. Die Rede ist vom Klima. Studien von großen Wirtschaftsinstituten zufolge gilt es mittlerweile als gesichert, dass die Klimaerwärmung in den kommenden Jahren einen erheblichen inflationären Effekt haben wird, der nach Schätzungen der EZB in einer Bandbreite von 0,32 % bis 1,18 % liegen dürfte. Dieses zum Teil saisonale und nur schwer quantifizierbare Risiko kommt zwar vor allem auf lange Sicht zum Tragen, macht sich aber auch kurzfristig bemerkbar. So schätzt die EZB, dass die Hitzewelle im Jahr 2022 rund 0,7 % zur Inflation der Lebensmittelpreise in Europa beigetragen hat und dass derartige Extremereignisse bis 2035 eine inflationäre Wirkung von fast 1 % entfalten dürften. Dies wäre ein erheblicher Anteil an der langfristigen Inflation.

Genau in diesem Zusammenhang teilten die weltweiten Wetterdienste jüngst mit, dass der Juni dieses Jahres der wärmste seit Beginn der Aufzeichnungen war, und auch in der ersten Juliwoche wurden Spitzentemperaturen verzeichnet. Diese Rekorde könnten zum Teil von der Rückkehr des Klimaphänomens „El Nino“ verursacht oder verstärkt worden sein, das die Temperaturen ansteigen lässt und Extremwetterereignisse verschlimmert. Die Wahrscheinlichkeit seines Auftretens wird von der Weltorganisation für Meteorologie heute auf 90 % geschätzt.

Die aktuelle Schönwetterphase an den Märkten könnte also durchaus vonseiten der Zentralbanken oder aber durch nicht genau vorhersagbare physische Faktoren nachhaltig getrübt werden.

 

Veröffentlicht am: 19.07.2023

AusdruckenArtikel drucken

LesenzeichenLesezeichen speichern

FeedbackMit uns Kontakt aufnehmen

FacebookTeile diesen Beitrag auf Facebook

Nächsten Artikel lesen

Vorherigen Artikel lesen

 

Neu:


 

 

 

 

Werbung

Werbung

 

 

 

Werbung

             

 

Besuchen Sie auch diese Seiten in unserem Netzwerk:
| Börsen-Lexikon
| Fotograf Fotomensch Berlin
| Geld & Genuss
| gentleman today
| genussmaenner.de
| geniesserinnen.de
| instock.de
| marketingmensch | Agentur für Marketing, Werbung & Internet
| Unter der Lupe

© 2024 by frauenfinanzseite.de, Groß-Schacksdorf. Alle Rechte vorbehalten.