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Montag, 29. April 2024
   
 

UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator

Hohe Inflation und deren Bekämpfung verzögern Konjunkturerholung in Österreich



„Die österreichische Wirtschaft hat sich in den vergangenen Monaten sehr krisenfest präsentiert. Trotz der Verbesserung der Rahmenbedingungen durch den Rückgang der Rohstoffpreise, insbesondere von Energie, sowie durch die weitgehende Auflösung der Lieferkettenprobleme hat die erwartete Konjunkturerholung im Frühjahr bisher nicht eingesetzt“, meint UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer und ergänzt: „Die starke Straffung der Geldpolitik aufgrund der hohen Inflation zeigt Wirkung. Der UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator setzte jedoch zumindest den rückläufigen Trend nicht mehr fort und stabilisierte sich im April bei minus 1,7 Punkten.“

Der UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator verharrte im April auf dem niedrigsten Wert des laufenden Jahres und weist damit auf eine andauernde Konjunkturschwäche mit leichtem Rückgang des BIP hin. Dabei zeigt sich mittlerweile eine deutlich zutage tretende Zweiteilung der Wirtschaftsentwicklung in Österreich. „Während sich die Stimmung im Dienstleistungssektor leicht verbesserte, hat sich die Konjunkturlage im April im Produktionssektor spürbar eingetrübt. In der heimischen Industrie und insbesondere am Bau verursachen Auftragsrückgänge zunehmend Sorgen. Diese beiden gegenläufigen Trends haben sich kompensiert, so dass sich der UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator im Vergleich zum Vormonat nicht verändert hat“, meint Bruckbauer.

Steigenden Belastungen im Produktionssektor steht Aufhellung im Dienstleistungssektor gegenüber

Im Produktionsbereich zeigte sich ein starker Stimmungseinbruch in der Bauwirtschaft, da sich die ungünstige Entwicklung im Hochbau aufgrund der preislich bedingten verringerten Leistbarkeit von Wohnimmobilien in Kombination mit neuen Kreditvergaberegelungen und steigenden Zinsen fortsetzte. Auch in der heimischen Industrie ließ die Stimmung nach, zumal sich das globale Exportumfeld eintrübte. Insbesondere die ungünstige Entwicklung in den wichtigsten europäischen Partnerländern wirkte belastend auf den mit den österreichischen Handelsanteilen gewichteten Indikator für die internationale Industriestimmung.

Dem gegenüber blieb trotz der hohen Inflation und trotz der realen Einkommenseinbußen die Stimmung der Konsumenten unverändert und im Dienstleistungssektor stieg die Geschäftseinschätzung sogar. „In allen Wirtschaftssektoren Österreichs besteht mittlerweile eine eher verhaltene Stimmung. Sowohl im Dienstleistungssektor als auch in der Industrie liegt sie deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt. Nur in der Bauwirtschaft wird bei allerdings rückläufiger Entwicklung der Durchschnittswert leicht übertroffen,“ meint UniCredit Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl und ergänzt: „Im Vergleich zum Euroraum zeigt sich in Österreich eine klar pessimistischere Konjunkturstimmung am Bau und in der Industrie, wobei in diese beiden Sektoren das besonders hohe Wachstum im Vorjahr die Wahrnehmung etwas nach unten verzerren dürfte. Die Stimmung der österreichischen Dienstleister liegt dagegen auf Augenhöhe mit jener im Euroraum.“

Erholung in der Warteschleife

Der aktuelle UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator macht deutlich, dass die österreichische Wirtschaft die Winterruhe noch nicht beendet hat. Nach der geringfügig rückläufigen Wirtschaftsentwicklung zu Beginn des Jahres 2023 lässt die Erholung noch auf sich warten. Eine schwache Konsumnachfrage als Folge der weiterhin hohen Inflation setzt vielen Dienstleistungsbereichen, insbesondere dem Einzelhandel, stark zu. Zudem fehlt noch die Unterstützung durch die globale Wirtschaft, was sich in schwachen Exportzahlen niederschlägt und die Industrie belastet. „In den kommenden Monaten sollte die internationale Wirtschaft für mehr Rückenwind sorgen. In Kombination mit dem schrittweisen Rückgang der Inflation, der in der zweiten Jahreshälfte zu realen Einkommenszuwächsen führen wird und damit den Konsum beleben sollte, wäre das Feld für eine Erholung der österreichischen Wirtschaft geebnet. Wir gehen weiterhin von einem Wirtschaftswachstum von 0,7 Prozent für 2023 aus und erwarten eine leichte Beschleunigung auf 1,2 Prozent 2024“, meint Pudschedl. Die veränderten Finanzierungsbedingungen werden jedoch sowohl die Belebung des Konsums als auch der Investitionen begrenzen und damit nur ein moderates Erholungstempo erlauben.

„Für den Euroraum haben wir unsere Wachstumsprognose von 0,5 auf ebenfalls 0,7 Prozent angehoben, basierend auf der günstigeren Entwicklung in den südlichen Ländern wie Spanien und auch Italien, die von einer deutlich geringeren Inflation als in Österreich profitieren“, so Pudschedl.

Inflation deutlich höher als im Euroraum

In Österreich befindet sich die Inflation zwar tendenziell auf dem Rückzug, allerdings sorgen starke Zweitrundeneffekte für eine sehr holprige Verlangsamung der Teuerung. In den ersten vier Monaten lag die durchschnittliche Teuerung bei über 10 Prozent. Hohe fiskalische Unterstützungen und mittlerweile auch steigende Löhne befördern nachfrageseitig die Preisdynamik in einigen Bereichen, wie insbesondere bei Freizeitdienstleistungen und im Tourismus.

„In den kommenden Monaten ist weiter mit starken inflationstreibenden Kräften durch die Weitergabe der gestiegenen Kosten auf viele Dienstleistungspreise zu rechnen, die den sinkenden Energiepreisen entgegenwirken. Der Rückgang der Inflation kommt dadurch in Österreich nur sehr langsam voran, deutlich langsamer als in den meisten Ländern des Euroraums. Während wir für den Euroraum weiterhin eine Inflation von 5,5 Prozent im Jahresdurchschnitt 2023 erwarten, haben wir unsere Prognose für Österreich bedingt durch die überraschend starken Zweitrundeneffekte um über einen Prozentpunkt auf 7,6 Prozent angehoben. Auch für 2024 gehen wir nunmehr von einer höheren Inflation von rund 3,5 Prozent aus“, so Pudschedl.

Die Teuerung liegt in Österreich seit der Finanzkrise 2009 über dem Euroraumdurchschnitt. In den 15 Jahren bis inklusive 2024 wird sich ein kumulierter Inflationsaufschlag von etwa 15 Prozentpunkten gegenüber dem Euroraum und auch gegenüber dem wichtigsten Handelspartner Deutschland ergeben. Dennoch gibt es für die Annahme einer sinkenden Wettbewerbsfähigkeit der österreichischen Exportwirtschaft durch die vergleichsweise höhere Inflation bisher kaum Anhaltspunkte. Der österreichische Marktanteil (Warenausfuhren in Prozent der Wareneinfuhren) im Euroraum war seit 2008 weitgehend unverändert bei 4,9 Prozent und ging erst in den Krisenjahren 2021 und 2022 auf 4,5 Prozent zurück.

Leitzinsspitze dürfte im Sommer erreicht werden

Die EZB hat angesichts der bereits spürbaren Wirkung der bisherigen Straffung der Geldpolitik auf die reale Wirtschaft das Tempo der Zinserhöhungen verlangsamt und im Mai die Leitzinsen nur noch um 25 Basispunkte angehoben. Weitere Zinsschritte sind jedoch wahrscheinlich.

„Da die EZB weiter erhebliche Aufwärtsrisiken für die Inflationsaussichten sieht, gehen wir von weiteren Anhebungen der Leitzinsen um jeweils 25 Basispunkte im Juni und Juli aus. Damit sollten der Refinanzierungssatz mit 4,25 Prozent und der Einlagensatz mit 3,75 Prozent ihren Höhepunkt erreicht haben. Die Wahrscheinlichkeit weiterer Zinsanhebungen hat sich durch die Ankündigung der EZB, den Abbau der Bilanzsumme zu beschleunigen, verringert“, meint Bruckbauer. Die EZB plant die Reinvestitionen im Rahmen des APP-Wertpapierkaufprogramms im Juli einzustellen, was eine starke Beschleunigung des Abwicklungsrhythmus von derzeit 15 auf 25 Milliarden Euro pro Monat bedeuten würde. Von ersten Zinssenkungen ist dagegen erst in der zweiten Jahreshälfte 2024 auszugehen.

 

Veröffentlicht am: 15.05.2023

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