
„Es ist wahrscheinlich noch etwas zu früh, um zu sagen, ob die Bankenkrise eingedämmt oder überwunden ist“,  sagt Imaru Casanova, Goldexpertin und stellvertretende  Portfoliomanagerin bei VanEck im aktuellen Goldkommentar. „Der  Zusammenbruch und die Rettung einer weiteren Bank, der First Republic  Bank, ist ein klarer Beweis dafür, dass weiterhin Risiken bestehen.“  Wieder einmal griffen die Aufsichtsbehörden ein, und ein noch  katastrophalerer Ausfall konnte abgewendet werden.
„Dies ist  jedoch ein weiteres Zeichen für die derzeitige Anfälligkeit des globalen  Finanzsystems. Selbst wenn das das Ende der Turbulenzen im Bankensektor  sein sollte, was unwahrscheinlich ist, machen diese jüngsten  Entwicklungen deutlich, dass die Wirtschaft durch die höheren Zinssätze  erheblich belastet wird und sich die Risiken einer Rezession oder einer  harten Landung mit Sicherheit erhöhen und beschleunigen“, so Casanova.  Die Situation macht ebenfalls deutlich, dass genau wie die Banken auch  andere Wirtschaftssektoren anfällig sein könnten, was wiederum die  Unsicherheit und Volatilität auf den Märkten erhöht. Dies wirkt sich  positiv auf den Goldpreis aus.
Da die Inflation deutlich über dem  Zielwert der Fed liegt, befindet sich die Fed in einer Zwickmühle. Der  Kampf gegen die Inflation ist eindeutig noch nicht vorbei, aber die Fed  könnte gezwungen sein, ihr Zinserhöhungsprogramm zu beenden, bevor sich  anderswo eine neue Krise entwickelt. In der Vergangenheit (man denke an  die 70er Jahre) war ein Stop-and-go-Ansatz zur Bekämpfung der hohen  Inflation nicht erfolgreich. „Leider ist es wohl nicht möglich, die  Inflation unter Kontrolle zu bringen, ohne dabei der Wirtschaft  erheblichen Schaden zuzufügen“, ergänzt Joe Foster, Portfoliomanager bei  VanEck.
Manche schätzen, dass die Auswirkungen der jüngsten  Bankenkrise einer oder zwei Zinserhöhungen der Fed um 25 Basispunkte  entsprechen könnten, was darauf hindeutet, dass selbst bei einer Pause  der Fed die sich verschlechternden Kreditbedingungen die Wirtschaft  bremsen und die Inflation abkühlen lassen werden. „Dies ist natürlich  eine Spekulation, da es keine Möglichkeit gibt, diese Auswirkungen zu  quantifizieren. Es erscheint jedoch logisch, dass die anhaltenden  Auswirkungen der Turbulenzen im Bankensektor die Wirtschaft weiterhin  beeinträchtigen könnten. ‚Unter Kontrolle?‘, vielleicht, ‚Eingedämmt?‘,  wahrscheinlich noch nicht“, meint Casanova.
Gold befindet sich  derzeit wohl in einer privilegierten Position. Eine Pause der Fed macht  Folgendes deutlich: Die Wirtschaft ist so schwach, dass die Fed Angst  hat, durch weitere Zinserhöhungen zu viel Schaden anzurichten. Dies ist  positiv für Gold, da eine schwache Wirtschaft die Anleger zu Gold treibt  und niedrigere Zinsen den Besitz von Gold attraktiver machen. Auch die  längerfristigen Auswirkungen einer Fed-Pause auf die  Inflationserwartungen könnten Gold unterstützen: Wird die Inflation hoch  bleiben? Besteht ein erhebliches Risiko, dass sie sich wieder  beschleunigt? Gold gilt als Absicherung gegen Inflation, und seine  historische Wertentwicklung in Zeiten hoher Inflation bestätigt diese  Rolle.