Im Juni 2025 wird die Europäische Zentralbank (EZB) ihren Zinssenkungskurs aller Voraussicht nach fortsetzen und den Einlagensatz um weitere 25 Basispunkte auf 2,0 Prozent senken. Obwohl sich einige EZB-Mitglieder im Vorfeld nicht festlegen wollten, wäre alles andere als eine Zinssenkung eine echte Überraschung.
Vor allem der weitere Rückgang der Inflationsraten dürfte dabei eine entscheidende Rolle spielen: die Aufwertung des Euro, gesunkene Energiepreise und ein zu erwartender geringerer Lohndruck, der auch zu einer Entlastung bei den Dienstleistungspreisen führen dürfte. Wir erwarten, dass sich dies auch in niedrigen Projektionen für die Inflation in diesem Jahr widerspiegeln wird. Vor allem im zweiten Halbjahr 2025 könnte die Inflationsrate auch unter die 2-Prozent-Marke fallen. Zwar drücken die höheren Zölle und die handelspolitische Unsicherheit auf das BIP-Wachstum, dennoch könnten die Wachstumsaussichten etwas positiver beurteilt werden – vor allem mit Blick auf mittelfristig höhere Verteidigungs- und Infrastrukturausgaben.
Vor diesem Hintergrund wird die Luft für weitere Zinssenkungen dünner. Die Geldpolitik ist nach unserer Einschätzung nicht mehr restriktiv, wie die Zahlen zur Kreditvergabe zeigen. Daher rechnen wir nach Juni nur noch mit einer weiteren Zinssenkung im Juli auf 1,75 Prozent.