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Freitag, 4. Juli 2025
   
 

Die finanzielle Revolution Europas steht bevor

... von Alexis Bienvenu, Fondsmanager bei LFDE



Die Société Générale verzeichnet einen Zuwachs von 81 % seit Jahresbeginn!Das ist nur ein Beispiel von vielen. Die Banken der Eurozone zeigten in diesem Jahr insgesamt eine beeindruckende Entwicklung. Mit Plus 43 % liegen sie weit vor den KI-Stars, deren Wertentwicklungen im Vergleich dazu geradezu blass wirken. Nvidia beispielsweise legte in US-Dollar nur 12 % zu.

Einige Finanzwerte beeindruckten ganz besonders: So hat die Unicredit, derzeit die zweitgrößte börsennotierte Bank der Eurozone nach Marktkapitalisierung, in drei Jahren einen Höhenflug von 500 % hingelegt.

Die eher schwächelnde Wirtschaftstätigkeit in der Eurozone ist keine Erklärung für dieses Phänomen. Mehrere strukturelle Gründe lassen jedoch den Schluss zu, dass es sich um einen dauerhaften Trend handelt.

Zinsstruktur bringt Schwung ins Bankengeschäft


Zunächst einmal hat sich die Zinskurve normalisiert. Aufgrund des Inflationsrückgangs und der darauffolgenden Senkung der Leitzinsen hat sie wieder eine Standardform angenommen, bei der die kurzfristigen Zinsen deutlich niedriger sind als die langfristigen. 2023 war beispielsweise das Gegenteil der Fall, als der zweijährige deutsche Zinssatz um fast 80 Basispunkte über dem zehnjährigen Satz lag. Für Banken, die vorwiegend kurzfristig Geld ausleihen, um es langfristig zu verleihen, war dieses Umfeld alles andere als förderlich. Diese ungünstige Phase ist mittlerweile jedoch vorbei, und es zeichnet sich keine bedeutende Inflationswelle ab.

Die Erholung der Banken wurde vermutlich auch durch andere Faktoren begünstigt, beispielsweise durch gestiegene Provisionen für Transaktionen oder aufsichtsrechtliche Erleichterungen. Hinzu kam der erwartete Anstieg ihrer Bewertungen an den Börsen, die lange Zeit auf einem äußerst niedrigen Niveau verharrten.

Europa rückt seine Unabhängigkeit ins Zentrum


Bei genauerem Hinsehen spielt jedoch noch eine andere, wirkungsvollere Entwicklung eine Rolle: das immer stärker werdende Streben Europas nach Unabhängigkeit. Angesichts der zunehmenden Zersplitterung der Welt, der Abwendung seiner westlichen Verbündeten und der gefährlichen Bedrohung durch seinen großen östlichen Nachbarn, ist sich Europa bewusst geworden, dass es seine Unabhängigkeit in verschiedenen Bereichen stärken muss. Hierzu gehören natürlich das Militär, aber auch die Wirtschaft und nun auch das Finanzwesen. Vor diesem Hintergrund arbeitet die Europäische Kommission an einem ehrgeizigen Transformationsprojekt für das europäische Finanzwesen: der im März vorgestellten Strategie „Spar- und Investitionsunion“ (SIU).

Die Spar- und Investitionsunion als Schlüsselprojekt


Damit soll ein gemeinsamer und effizienter Markt für die Finanzierung wirtschaftlicher Projekte innerhalb der Europäischen Union geschaffen werden. Die Ausgangslage: In der Eurozone gibt es Ersparnisse im Überfluss, die jedoch nicht ausreichend genutzt werden. Jedes Jahr werden in der Eurozone eine Billion Euro angespart. Ein großer Teil dieser Gelder fließt allerdings ab aus Europa, um vor allem in US-amerikanische Schuldtitel investiert zu werden, oder wird in risikoarme – und damit renditeschwache und wenig produktive – europäische Vermögenswerte gesteckt. Würden diese Gelder mithilfe effizienter Programme umgeleitet, könnten jährlich Hunderte Milliarden Euro auf nützlichere Weise in die Dynamik Europas investiert werden – und das nicht nur im militärischen, sondern auch im ökologischen und digitalen Bereich.

Reformpläne orientieren sich an amerikanischen Vorbildern

Es gibt zahlreiche Baustellen. In der Regel werden die USA als Vergleich herangezogen, da Projektfinanzierungen dort wesentlich einfacher gestaltet sind. Zu den Prioritäten gehört die Entwicklung grenzüberschreitender Risikokapitalfonds, um innovative Unternehmen auf paneuropäischer Ebene zu unterstützen. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf Banken und Märkten. Hier geht es darum, den Prozess der Verbriefung von Darlehen zu unterstützen. Dabei fasst eine Bank eine Vielzahl von Darlehen in einem einzigen Instrument zusammen, um es anschließend in verschiedenen Paketen an Anleger zu verkaufen. Dadurch wird ihre eigene Bilanz entlastet und es wird Kapital freigesetzt, mit dem weitere Darlehen vergeben werden können. Diese in den USA gängige Praxis bleibt in Europa einem kleinen Kreis vorbehalten. Das schränkt die Möglichkeiten zur Stärkung von Innovationen ein. Es werden auch weitere originelle Projekte ins Auge gefasst, wie etwa die Schaffung eines vereinheitlichten Marktes für europäische – statt ausschließlich nationaler – Staatsanleihen. Dieser könnte einen Teil des Kapitals anziehen, das derzeit in amerikanische Schuldtitel fließt.

Finanzmärkte werden zu einem Pfeiler europäischer Souveränität

Bei diesem Plan zur Bildung einer Union handelt es sich nicht nur um irgendeine Weiterentwicklung von Bestimmungen, sondern um eine ideologische Revolution. Die Banken und im weiteren Sinne die Kapitalmärkte werden nun als echte Instrumente der Souveränität und nicht mehr nur des Wohlstands betrachtet – wobei das eine ohne das andere nicht möglich ist. In zehn Jahren wird das Europa der Banken und Börsen wahrscheinlich wesentlich solider sein – und der Kontinent entsprechend unabhängiger. Lang lebe die finanzielle europäische Revolution!

 

Veröffentlicht am: 04.07.2025

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