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Samstag, 16. August 2025
   
 

DWS Chart der Woche - Von wegen US-Exzeptionalismus

Zumindest was die Demografie angeht, sind auch die USA bereits auf dem besten Weg, schon bald ähnlich schwach wie Europa zu wachsen



Auf lange Sicht ist Wirtschaftswachstum eine überraschend langweilige Angelegenheit. Im Prinzip lässt es sich auf drei einfache Fragen reduzieren: Wie viele Arbeitnehmer gibt es? Wie viel Kapitalausstattung steht ihnen zur Verfügung? Und wie effizient werden Arbeitnehmer und Kapital eingesetzt, um Waren und Dienstleistungen zu produzieren, für die es willige Käufer gibt?

Verständlicherweise widmen Investoren der Frage, wie sich Wachstum oder Inflation in den kommenden Monaten und Quartalen entwickeln und wie Zentralbanken und andere politische Entscheidungsträger darauf reagieren könnten, große Aufmerksamkeit. Auch hängt es von vielen schwer vorhersehbaren Faktoren ab, wie gut eine Volkswirtschaft Inputs in Output umwandeln kann – von den verfügbaren Technologien bis hin zur Politik der Regierung. So sind beispielsweise die Einschätzungen der voraussichtlichen längerfristigen Auswirkungen der jüngsten US-Zollmaßnahmen mit viel Spekulation verbunden. Umso wichtiger ist es jedoch, die bereits vorhersehbaren langfristigen Wachstumsfaktoren im Auge zu behalten, anstatt sich nur auf das zu konzentrieren, was gerade die Aufmerksamkeit der Wall Street auf sich zieht.

Unser „Chart der Woche“ befasst sich mit einem im Schatten von Zollstreit und Inflationsangst besonders vernachlässigten Thema. Es zeigt, wie sich die Beschäftigung von im Ausland geborenen Arbeitnehmern in letzter Zeit abgeschwächt hat, obwohl die verschiedenen Maßnahmen der Trump-Regierung gerade erst in Kraft getreten sind. Das ist von Bedeutung, und zwar weit über die kurzfristigen Auswirkungen auf Wachstum, Konsum und Löhne hinaus. Zwischen 2000 und 2022 haben Einwanderer fast 75 Prozent des Wachstums der zivilen US-Erwerbsbevölkerung im besten Erwerbsalter (25–54) ausgemacht. Einwanderer gründen zudem häufiger Unternehmen als gebürtige Amerikaner und scheinen einen überproportionalen Einfluss auf Innovationen zu haben, von der Anmeldung von Patenten bis hin zur Entwicklung neuer Geschäftsmodelle.1) Was die längerfristigen Aussichten für zukünftige einheimische Arbeitnehmer angeht, so sind auch die Geburtenraten in den letzten zwei Jahrzehnten stark zurückgegangen, und zwar seit 2014 insbesondere in Bundesstaaten, in denen sie im Vergleich zu anderen reichen Ländern früher relativ hoch waren.2)

„Zumindest was die demografischen Aussichten angeht, sind die USA bereits auf dem besten Weg, weit weniger außergewöhnlich zu sein als noch vor wenigen Jahren“, argumentiert Christian Scherrmann, Chefökonom USA bei DWS. „Basierend auf internationalen Erfahrungen dürfte dies zwei wichtige Auswirkungen haben. Erstens können unterstützende politische Maßnahmen – beispielsweise die Erhöhung der Erwerbsbeteiligung von Frauen durch Verbesserungen der Kinderbetreuung – zwar helfen, aber das dauert lange, selbst wenn es funktioniert. Zweitens schränken Maßnahmen zur Eindämmung der Migration nicht nur die Größe der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter ein, sondern machen sie auch volatil und schwerer einschätzbar. Das wiederum führt zu Volatilität bei allen möglichen anderen ökonomischen Messgrößen.“

Dies ist einer der Gründe, warum wir schon lange - insbesondere bei internationalen Wirtschaftsvergleichen – dazu raten, den Schwerpunkt stärker auf Pro-Kopf- und andere bevölkerungsunabhängige Kennzahlen zu legen.3) Aber versuchen Sie das einmal den vielen Anlegern zu erklären, die höhere nominale Wirtschaftswachstumsraten in den USA als wichtigen Vorteil gegenüber beispielsweise Europa betrachten.

1) Siehe: „Immigrants and the U.S. Economy”, Migration Policy Institute; Stand: Oktober 2024
2) Siehe: „America’s fertility crash reaches a new low: Even once-fecund states are having fewer children”, The Economist; Stand: 5. August 2025
3) Siehe: „Policy Brief: As US population growth slows, we need to reset expectations for economic data”, Peterson Institute for International Economics; Stand: Juli 2025

 

Veröffentlicht am: 16.08.2025

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