Besser als vermutet. Trotz des anhaltenden Zollkonflikts zwischen den USA und China kommt der Hang Seng Index in den vergangenen zwölf Monaten auf ein Plus von rund 45 Prozent. Damit hat sich der wichtigste Aktienindex in Hongkong besser entwickelt als die meisten anderen bedeutenden Aktienindizes.
Seit geraumer Zeit präsentiert sich auch der japanische Nikkei 225 in prächtiger Verfassung, zumal der Index jüngst ein neues Rekordhoch erklomm. Auch dies mag den einen oder anderen Anleger überraschen, schließlich sind viele Nikkei-Unternehmen stark vom Export und somit von der Verfassung des globalen Wirtschaftsmotors abhängig – und der weist aufgrund der weiterhin recht herausfordernden Gemengelage bei weitem nicht die gewünschte Drehzahl auf. Der Nifty 50 dürfte hingegen zuletzt zahlreiche Investoren enttäuscht haben, bewegte sich der indische Leitindex auf Jahressicht doch kaum vom Fleck.
Auf lange Sicht aber bietet der indische Aktienmarkt durchaus attraktive Renditeaussichten. Die Gründe: Zum einen punktet die weltweit größte Demokratie mit einer jungen Bevölkerungsstruktur. So kommt Indien laut der UN auf ein Durchschnittsalter von etwa 28 Jahren. Zum Vergleich: In China beträgt das Medianalter 39 und hierzulande gar 45 Jahre. Hinzu kommt, dass diese junge Bevölkerung zunehmend gut ausgebildet ist und damit auch einen großen Anteil daran hat, dass Indien mit recht robusten Wachstumszahlen aufwarten kann. So rechnet der Internationale Währungsfonds damit, dass der Subkontinent 2025 und 2026 jeweils um 6,4 Prozent wachsen könnte – und damit deutlich kräftiger als die übrigen Emerging Markets, denen „lediglich“ ein Wachstum von 3,6 und 4,3 Prozent zugetraut wird.
Diversifikation ist das A und O einer erfolgreichen Vermögensstrategie
Diese Beispiele zeigen: Anleger sollten es tunlichst vermeiden, nur auf wenige und ihnen vertraute Märkte zu setzen. Ganz im Gegenteil: Wer langfristig Vermögen aufbauen und damit möglichst wenig Risiken eingehen möchte, sollte sein Geld auf viele verschiedene Regionen verteilen.
Die Realität zeichnet jedoch ein anderes Bild. Laut dem „Trendmonitor Vermögensverwaltung 2024“ – eine Studie des Instituts für Vermögensverwaltung (IVA) und des Plattformanbieters QPLIX – sind unter den zehn am häufigsten in deutschen Depots geführten Aktien im Schnitt gut vier US-amerikanische Unternehmen und in etwa drei deutsche Konzerne. Mit anderen Worten: Von zehn Aktien stammen in einem durchschnittlichen deutschen Anlageportfolio rund sieben Werte aus den USA und Deutschland. Während die Bindung zahlreicher Verbraucher zu bekannten Marken und Unternehmen verständlich ist, birgt diese starke Konzentration auf zwei Märkte erhebliche Risiken und verpasst gleichzeitig die Chancen globaler Wachstumsmärkte.
Die verpassten Chancen in Asien
Fakt ist: Ein diversifiziertes Portfolio ist und bleibt das A und O für den langfristigen Erfolg an der Börse. Es erhöht auf der einen Seite die Chancen und reduziert auf der anderen Seite die Risiken, da mögliche Verluste in einer Region durch Gewinne in einem anderen Bereich ausgeglichen werden können. Ein stark konzentriertes Portfolio ist dagegen anfälliger für die spezifischen Risiken dieser Märkte. So hätte etwa ein wirtschaftlicher Abschwung in Deutschland oder den USA in einem solchen Portfolio überproportionale Auswirkungen.
Getreu dem Motto „breit gestreut, nie bereut“ sollten Anleger, deren Fokus vor allem auf die beiden genannten Märkte liegen, dringend umdenken. Anderenfalls gehen diese Investoren nicht nur ein größeres Risiko ein, sie verpassen auch die Entwicklungen in Regionen – allen voran in Asien –, die ein enormes Wachstumspotenzial bieten.
Diversifikation: Mehr als nur Länder
Doch Vorsicht: Wer nun glaubt, dass sich Diversifikation lediglich auf die geografische Verteilung beschränkt, irrt sich gewaltig. Ein wirklich breit aufgestelltes Portfolio weist Investments in verschiedene Branchen und Anlageklassen auf, wie etwa Rohstoffe, Anleihen, Währungen und alternative Investments wie Private Equity.
Kurzum: Ein langfristig erfolgreicher Vermögensaufbau erfordert eine strategische und disziplinierte Herangehensweise. Anleger, die über den Tellerrand blicken und sich der Vorteile einer breiten Diversifikation bewusst sind, positionieren sich deutlich besser für den langfristigen Erfolg. Lediglich in deutsche und US-amerikanische Aktien zu investieren, mag eine emotionale Komfortzone bieten, doch die reale Welt der Finanzmärkte belohnt diejenigen, die rational und global denken.