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Donnerstag, 18. September 2025
   
 

Chinesischer Aktienmarkt: Pro und Contra

Kommentar von Victoria Mio, Head of Greater China Equities, Janus Henderson Investors



Die Performance chinesischer Aktien war 2025 in allen wichtigen Indizes beachtlich. Der MSCI China Index legte bis August um 26,62 % zu, während die 12-Monats-Rendite 44,24 % erreichte. Der Hang Seng Index erzielte eine Rendite von 15,4 % in lokaler Währung und lag damit weltweit an dritter Stelle hinter Gold und dem DAX. Diese Performance wurde in erster Linie von Technologie- und Biopharma-Aktien getragen – der Hang Seng Tech Index legte seit Jahresbeginn um fast 30 % zu.

Bullenmarkt: Fünf Säulen für nachhaltiges Wachstum


Das Bullen-Szenario für chinesische Aktien stützt sich auf fünf entscheidende Säulen. Sie deuten darauf hin, dass diese Rallye den Beginn eines mehrjährigen Bullenmarktes darstellt und nicht nur eine vorübergehende Erholung ist.

Beispiellose strukturelle politische Unterstützung

Die chinesische Regierung hat ihren Kurs grundlegend geändert: vom Skeptiker zum aktiven Befürworter des Marktes. Sie unterstützt die Aktienmärkte mit beispiellosen politischen Maßnahmen. Die Erklärung der chinesischen Volkszeitung, Finanzen seien von „nationaler Bedeutung”, signalisiert, dass Peking die Bedeutung effizienter Kapitalmärkte für das Produktivitätswachstum erkannt hat. Der Markteintritt staatlich gelenkter Investoren und die Aufstockung der ETF-Bestände zeigen die Entschlossenheit, den Kapitalmarkt stabil zu halten. Das Vertrauen in den Markt wurde dadurch gestärkt und die Anlegerstimmung deutlich verbessert – was sich in der Stabilisierung und Erholung des A-Aktienmarktes widerspiegelt.

Enormes Umschichtungspotenzial privater Ersparnisse


Chinesische Haushalte verfügen im Vergleich zu den Trends vor Corona über 55 Billionen Renminbi (7,6 Billionen US-Dollar) überschüssige Einlagen – der weltweit größte Pool potenzieller Aktienmarkt-Liquidität. Historische Präzedenzfälle belegen die transformative Kraft der Umschichtung von Haushaltssparvermögen. In den Jahren 2009 und 2014–2015 führten solche Umschichtungen zu Kursanstiegen von 103 % bzw. 159 %, die durchschnittlich 14 Monate anhielten. Da die Einlagenzinsen auf nahezu null gesunken sind und die Immobilienmärkte weiterhin rückläufig sind, stellen Aktien die einzige rentable Alternative für chinesische Sparer, die Erträge erzielen möchten, dar.

Technologieführerschaft dank KI-Durchbruch


Chinas Durchbruch mit DeepSeek R1 hat die globale Wettbewerbsdynamik im KI-Bereich grundlegend verändert: Chinesische Unternehmen haben bewiesen, dass sie zu deutlich geringeren Kosten das Leistungsniveau von OpenAI erreichen können. Das Ziel des Staatsrats, bis 2030 eine KI-Durchdringung von 90 % zu erreichen, gibt eine klare politische Richtung vor. Und China hat in der Vergangenheit solche Ziele bereits vorzeitig erreicht (die EV-Durchdringung erreichte das 25-%-Ziel drei Jahre früher als geplant). Die Entwicklung eines vollständig integrierten heimischen KI-Stacks verringert die Abhängigkeit von US-Technologie und schafft gleichzeitig Exportmöglichkeiten für den Globalen Süden durch digitale „Belt and Road“-Initiativen.

Attraktive Bewertungen bei verbesserter Qualität

Trotz deutlich verbesserter Unternehmensgewinne in den letzten fünf Jahren werden chinesische Aktien mit erheblichen Abschlägen gegenüber ihren globalen Pendants gehandelt. Das erwartete Kurs-Gewinn-Verhältnis des MSCI China von 12,48x ist im Vergleich zum S&P 500 mit 20,72x günstig. China war zu Beginn der aktuellen Rallye gegenüber dem fairen Wert um etwa 50 % unterbewertet.

Globale Reallokationsdynamik begünstigt China

Die massive institutionelle Untergewichtung chinesischer Aktien weltweit schafft bei verbesserter Performance erhebliches Umschichtungspotenzial. Die Gewichtung des MSCI China liegt bei unter 30 % gegenüber 40 % im Jahr 2018. Globale aktive Fonds müssten Aktien im Wert von rund 400 Mrd. US-Dollar kaufen, um ihre Untergewichtung auszugleichen. Die Zuflüsse ausländischer Long-only-Fonds erreichten im Juli 2025 2,7 Mrd. US-Dollar. Damit beschleunigte sich der Trend gegenüber den Vormonaten aufgrund der verbesserten Stimmung.

Auswirkungen auf die Anlagestrategie

Diese fünf Säulen deuten darauf hin, dass chinesische Aktien in einen strukturellen Bullenmarkt übergehen – mit einem Aufwärtspotenzial von 35 bis 40 % über einen Zeitraum von 12 bis 18 Monaten. Die Kurs-Gewinn-Verhältnisse steigen von aktuell 11 bis 12 auf historische Höchststände von 15 bis 16. 

Bärenmarkt: Drei kritische Risikofaktoren

Obwohl die Argumente für chinesische Aktien überzeugend erscheinen, könnten mehrere strukturelle und zyklische Risiken erhebliche Korrekturen oder anhaltende Baissebedingungen auslösen.

Krise im Immobiliensektor – struktureller Gegenwind

Die anhaltende Immobilienkrise stellt die größte strukturelle Gefahr für chinesische Aktien dar: 70 % des Vermögens der Verbraucher sind an Immobilien gebunden. Der Vermögensverlust wirkt sich bereits negativ auf den Konsum aus. Diese Krise führt zu einer negativen Rückkopplungsschleife: Sinkende Immobilienwerte verringern das Vermögen der Haushalte. Das wiederum dämpft den Konsum, schwächt die Unternehmensgewinne und erhöht den Druck auf die Vermögenspreise weiter.

Risiko einer Deflationsspirale – ein Gewinnvernichter

China erlebt den stärksten Deflationsdruck seit Ende der 1990er Jahre – die Preise ab Werk sind bis Juli 2025 34 Monate in Folge gesunken. Das deflationäre Umfeld führt zu einem Teufelskreis: Unternehmen verschieben Investitionen in Erwartung niedrigerer Kosten in der Zukunft, Verbraucher verschieben Käufe in Erwartung sinkender Preise und Unternehmen liefern sich einen ruinösen Wettbewerb, um ihren Marktanteil zu halten. Dieses Phänomen der „Involution” hat sich so stark ausgeprägt, dass Peking es offiziell in politischen Dokumenten anerkannt hat.

Geopolitische und systemische Risiken

Mehrere geopolitische Spannungen schaffen potenziell „Schwarzer-Schwan“-Ereignisse, die zu schneller Kapitalflucht führen könnten. Die demografischen Herausforderungen verschärfen sich. Die Geburtenrate in China fiel von 10,4 Geburten pro 1.000 Einwohner im Jahr 2019 auf einen Rekordtiefstand von 6,4 Geburten im Jahr 2023. Dies führt zu langfristigen strukturellen Herausforderungen für das Konsumwachstum und die Nachfrage nach Immobilien. Die Auswirkungen des Währungskriegs zwischen CBDC- und Stablecoin-Strategien erhöhen das Risiko für das Finanzsystem zusätzlich.

Auswirkungen auf die Anlagestrategie

Zu den sektorspezifischen Schwachstellen zählen der strukturelle Rückgang im Immobilien-/Bauwesen, der durch den Wegfall des Vermögenseffekts beeinträchtigte Konsumgüterbereich und die durch Exportkontrollen betroffene Technologiebranche. Das historische Muster der chinesischen Märkte, das von „kurzen, explosiven Haussephasen, gefolgt von langen, schmerzhaften Baissephasen” geprägt ist, bleibt bestehen. Die Präsenz staatlich gelenkter Investoren hat jedoch die Volatilität abgeschwächt.

 

Veröffentlicht am: 18.09.2025

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