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Montag, 29. April 2024
   
 

DWS Chart der Woche - Abwarten und Teetrinken?

Lehren aus dem Brexit und sonstigen Versuchen, vorherzusagen, wann der beste Zeitpunkt für einen Ein- und Ausstieg an den Märkten ist



“Buy on bad news, sell on good” mag an sich nach einer soliden Strategie für Anleger klingen. Auf den ersten Blick spricht viel dafür, dass man einen bestimmten Markt schlagen kann, indem man die Eintritts- und Austrittspunkte strategisch plant – oder das zumindest versucht. Dazu müssten einige Faktoren, etwa geopolitische Ereignisse und Nachrichten mit Argusaugen verfolgt werden, um den nächsten Markteinbruch vorherzusehen.

So beschrieben klingt das als Strategie aber auch fast schon unsinnig. Schließlich hat jeder Anleger Augen im Kopf, allerdings hat kein Anleger hundert davon, wie der Riese aus der griechischen Mythologie. Die bräuchte es aber, um heute schon zu sehen, was morgen vielleicht alles die Märkte bewegen könnte.  

Nehmen wir etwa den Brexit und seine Auswirkungen auf den britischen Aktienmarkt als vergleichsweise einfaches Beispiel. Da lassen sich nun, sieben Jahre später, durchaus einige Lehren ziehen. Die Überraschung beim Brexit-Referendum am 23.06.2016 löste einen starken Einbruch an der britischen Börse aus. Am stärksten betroffen waren die Kurse von Unternehmen mit Schwerpunkt auf den britischen Markt, internationalere waren (in Pfund gerechnet) weniger betroffen. So weit, so klar: Internationale Unternehmen sind per Definition weniger vom Heimatmarkt abhängig, da sie große Teile ihrer Gewinne und Umsätze im Ausland erwirtschaften.1)

Höhere Gewinnmargen für den FTSE 250 nach dem Brexit


Unser „Chart der Woche“ veranschaulicht dies, indem er den internationaleren FTSE 100 mit dem britischeren FTSE 250 vergleicht.2) Hätte man sich also ganz gemäß der anfangs gestellten These verhalten und die schlechten Nachrichten des eintretenden Brexit zum Anlass genommen, britische Aktien zu kaufen, hätte man seine Aktien bis Februar 2020 mit einer deutlichen Gewinnmarge verkaufen können. Betrachtet man nun beide Indizes genauer, erkennt man, dass der lokalere FTSE 250 zwar zunächst mehr unter dem Brexit zu leiden hatte. Aber nach dem lokalen Tiefpunkt beider Indizes am 27.06.2016 erholte sich der FTSE 250 vergleichsweise schneller als der FTSE 100 mit seinem internationaleren Fokus. Der Chart verdeutlich, wie gut sich der FTSE 250 gerade im Vergleich zu den heimischen Schwergewichten entwickelte, bis es zum erneuten Einbruch der globalen Märkte im März 2020 durch die Covid-Pandemie kam.3) „Buy on bad news, sell on good“ scheint so weit zu funktionieren.

Zusammengefasst scheint es einfach, historische Daten zu betrachten und eine Strategie zu entwickeln, aber es dürfte sehr viel schwieriger sein, an dieser festzuhalten, wenn der Markt sich weiter negativ entwickelt. Oder auch, wenn die Nachrichten eher negativ sind beziehungsweise bleiben, wie es beim Brexit zwischen 2016 und 2020 aus Sicht vieler Ökonomen und Marktkommentatoren ständig der Fall war.4) Immerhin wissen wir, spätestens aus den Ansätzen der vergangenen Jahrzehnte wie etwa der Prospect Theory von Amos Tversky und Daniel Kahneman, wie emotional viele Menschen, nicht nur als Anleger, handeln, wenn die Angst umgeht.5)

1) How Brexit has hit the value of UK firms
2) Der FTSE 100 beinhaltet die 100 größten Unternehmen, die in London gelistet sind, vor allem internationale Schwergewichte. Der FTSE 250 hingegen beinhaltet die 101-350 größten Unternehmen an der Londoner Börse. Unternehmen, die international tätig sind, sind zumeist größer und haben demnach auch eine größere Marktkapitalisierung.
3) Der Ausbruch des Coronavirus beeinflusste die Märkte in vielseitiger Weise und lässt keine getrennte Betrachtung der Auswirkungen des Brexit auf die Märkte mehr zu
4) Siehe z.B. Britain after Brexit will not be alone, but it will be lonelier | Financial Times
5) Nach dieser Theorie verhalten sich viele Menschen irrational, wenn Unsicherheiten vorhanden sind und gewichten beispielsweise Verluste höher als Gewinne (Verlustaversion). Siehe Kahneman, D. (2011), Thinking, Fast and Slow, Farrar, Straus and Giroux, insb. Kapitel 26 und Appendix B sowie für einen generellen, jüngeren Überblick, Humra, Y. (2016): Behavioral Finance: An Introduction to the Principles Governing Investor Behavior in Stock Markets

 

Veröffentlicht am: 12.08.2023

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