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Sonntag, 16. Juni 2024
   
 

Quartalszahlen von Walmart zeigen: US-Konsumenten unter Druck

... von Enguerrand Artaz, Fondsmanager bei LFDE



Die Berichtssaison für die Unternehmensergebnisse des ersten Quartals neigt sich dem Ende zu. Am vergangenen Donnerstag hat Walmart, eines der letzten Börsenschwergewichte, seine Zahlen vorgelegt. Abgesehen von einem Gewinn pro Aktie und einem Umsatz, die deutlich über den Erwartungen lagen und den Aktienkurs des amerikanischen Einzelhandelsriesen in die Höhe trieben, ist diese Veröffentlichung sehr aufschlussreich in Bezug auf die US-Wirtschaft.


Dies gilt zum einen im Hinblick auf die Inflation. Die wachsende Kundschaft in den Geschäften von Walmart ist unter anderem auf die aggressive Politik von Preissenkungen und regelmäßigen Sonderaktionen zurückzuführen, die das Unternehmen seit einigen Monaten betreibt. Denn die Privathaushalte leiden ja weiter unter den Preisanstiegen der vergangenen Jahre. Walmart ist zwar für seine Niedrigpreisstrategie bekannt; doch nach zahlreichen Quartalen, in denen die Unternehmen unbeschwert von der kräftigen Nachfrage profitiert haben, um den Kostenanstieg (mehr als) auszugleichen, ist diese Intensivierung der Bemühungen an der Preisfront ein gutes Zeichen für das Anhalten der Desinflation.

US-Konsumenten verlagern ihre Ausgaben

Zum anderen sagt es einiges über die Situation der amerikanischen Verbraucher aus. Angesichts des soliden Umsatzwachstums des Konzerns könnte man intuitiv folgern, dass sich der Konsum bestens hält. Die Realität ist jedoch komplexer. So wies David Rainey, der Finanzvorstand von Walmart, darauf hin, dass die Ausgaben bei Produkten des täglichen Bedarfs – im Wesentlichen Lebensmittel und Körperpflegeartikel – stärker gestiegen sind als bei Nicht-Basiskonsumgütern wie etwa Haushalts- oder Elektronikgeräten. Dies entspricht den jüngsten makroökonomischen Veröffentlichungen, die auf eine Schwäche der Einzelhandelsumsätze, ein dürftiges Wachstum der Realeinkommen und eine Konzentration der Inflation auf notwendige Ausgaben – Kfz.-Versicherung, Finanzierungskosten, medizinische Versorgung – hindeuten. Dadurch verringert sich zwangsläufig der Spielraum der Haushalte bei Ausgaben für Nicht-Basiskonsumgüter.

Interessant ist außerdem, dass Walmart nach eigenen Angaben im vergangenen Quartal Marktanteile hinzugewonnen hat, was in erster Linie auf die Zunahme an Kunden mit höheren Einkommen (über 100.000 Dollar pro Jahr) zurückzuführen sei. Wenngleich die strategische Neupositionierung der Gruppe durch die Einführung höherwertiger Produktlinien sicher ein Grund hierfür ist, ist sie womöglich nicht die einzige Erklärung. Dieser Zugewinn neuer, wohlhabenderer Kunden hat sich nicht in einem Anstieg der durchschnittlichen Ausgaben niedergeschlagen. Vielmehr scheint wohl auch für bessergestellte Haushalte die Suche nach erschwinglicheren Preisen Realität geworden zu sein. Der US-Konsum ist also nicht völlig zum Erliegen gekommen, doch die Lage ist keineswegs aussichtsreich.

Ersparnisse fast vollständig aufgebraucht, Zahlungsausfälle steigen

Auch dies stützt bestimmte makroökonomische Daten. Zum einen sind die während der Pandemie angesammelten überschüssigen Ersparnisse nach Berechnungen der Fed von San Francisco mittlerweile vollständig aufgebraucht und weisen sogar einen negativen Saldo auf. Das bedeutet, dass die US-Haushalte über weniger Ersparnisse verfügen, als der Trend von vor der Pandemie vermuten ließe. Zum anderen haben die Zahlungsausfälle bei Kreditkarten und Autokrediten im ersten Quartal weiterhin rapide zugenommen. In beiden Fällen liegen die Niveaus über denen von vor der Pandemie und ähneln denen zu Beginn der 2010er Jahre, die der Krise von 2008 geschuldet waren. Während die Realeinkommen nur geringfügig steigen, scheinen die anderen Konsumtreiber, nämlich Kredite und Ersparnisse, zu versiegen.

Die Aktionäre von Walmart und die seiner Mitbewerber wie Dollar Tree, Costco oder Dollar General müssen sich wahrscheinlich keine Sorgen machen. Aufgrund ihres Geschäftsmodells sind diese Unternehmen weitgehend unabhängig vom Konjunkturzyklus und profitieren zudem von einer Verlagerung der Ausgaben, wenn die Haushalte unter Druck stehen. Die glänzenden Aussichten für diese Branche könnten allerdings weniger rosige Zeiten für die Verbraucher in den USA andeuten.

 

Veröffentlicht am: 23.05.2024

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